Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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March
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Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von March »

Meine Lieben,


ich brauche eure Hilfe. Ich habe selbst wenig fachkundige Erfahrung mit Pflanzen. Liebevoll intuitiv hat in den Jahren zuvor gut funktioniert. Nach einiger Recherche und verschiednen Ansätzen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es am vernünftigsten ist sich hier anzumelden (in Zukunft aktiv zu sein) und euch um Rat und Hilfe zu bitten.

Ich habe den ficus retusa (klassisch von Ikea als "ginseng/bonsai") klein gekauft und aufgezogen.

Leider wurde der er letzten Winter massiv übergossen. Deshalb kam es zu Wurzelfäule. Darauf bin ich aber erst vor kurzer Zeit gekommen. Ich wusste nichts davon. Monatelang war er nicht quietschfidel, aber ab und zu ein abgefallenes Blatt lies mich, als Laie, eine Art Stoffwechsel vermuten. Die letzten Wochen zog sich der Stamm immer offensichtlicher zusammen, er verlor mehr Blätter. Schon die Zeit davor wirkte es so, als würde er weniger Wasser brauchen. Mit der Zeit, als würde er förmlich allergisch gegen Wasser werden. Selbst wenige Tropfen hatten nun Blattverlust zur Folge.Das ganze Jahr über bekam er aber immer wieder kleine grüne Knospen. Ich hatte also die Hoffnung, dass er sich vllt erholen würde, aber als ich die Stammveränderung bemerkt habe...

Um euch langes lesen zu ersparen (ich hatte zuvor einen Entwurf in dem ich u.a. mehr Fragen der Checkliste etc abgearbeitet habe), es bleibt wohl absolut keine andere Möglichkeit mehr, als zu versuchen Stecklinge zu ziehen und ihn so überleben zu lassen. Die Bilder, wie aus einem Horrorkabinett, lassen es nicht vermuten, aber er bedeutet mir sehr sehr viel.

Ich war nun ein paar Tage weg (lies sich nicht vermeiden). In dieser Zeit hat er sicher nochmal 80% seiner Blätter verloren und die paar verbliebenen sind merklich heller. Es ist also definitiv höchste Eisenbahn ihn zu retten.

Ich brauche deshalb eure Hilfe. Online gab es die unterschiedlichsten, teils sehr sehr widersprüchlichen Anleitungen und Erklärungen.(ich möchte kein Risiko eingehen)
Wie ziehe ich Stecklinge?
- Welche/n der Äste würdet ihr nehmen, wo seht ihr die größten Chancen?
- Wie gehe ich vor, was ist der optimale Ablauf des Stecklinge Ziehens?
Wirklich in Babyschritten und was dafür wie nötig ist.

Ich bin leider wirklich völlig unerfahren und möchte ihn nicht noch mehr quälen/gänzlich umbringen.


Die Fotos sind leider einfach nicht optimal. Kamerafokus&Übersichtlichkeit. Im Gewirr der kleinen Äste blickt man kaum durch. Ich hoffe das wesentliche erkennen ist für euch einfacher. Ich habe versucht die in Frage kommenden 2-3 Äste mit Knospen festzuhalten. Natürlich mache ich aber neue, falls nötig.

Ich hoffe sehr ihr könnt helfen und es ist nicht das Ende.

Herzlichen Dank euch!!!
Gruß March
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baeumchen
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Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von baeumchen »

ist in dem übertopf ein pflanztopf drin, oder steht der mit nassen füßen in dem substrat?

raus aus der momentanen situation und so einpflanzen, dass überschüssiges wasser ablaufen kann,
ohne dass ein sumpf entsteht ... ficus sind hart im nehmen, aber irgendwann saufen auch die ab

also neuer topf, lockeres substrat, nicht zu nass und viel licht
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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mydear
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Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von mydear »

Umtopfen in körniges, mineralisches Substrat ist eine Möglichkeit. Vermutlich wird aus halbtot dann ganztot. Besser bis Frühjahr warten und bis dahin aufpäppeln.

Ich würde aus dem Übertopf herausholen und auf einen mit Bruchlava gefüllten Untersetzer stellen, unten im Topf muss ein Abzugsloch sein. Darauf achten, dass möglichst viel Licht (direkt am Fenster!), Wärme und kein Zug vorhanden ist. Also keine trockene Heizungsluft, sondern Sonnenlicht oder Zusatzbeleuchtung.

Dann würde ich eine durchsichtige Folie über die Pflanze stülpen und so für Treibhausklima sorgen. Alle 1-2 Tage lüften, dass sich kein Schimmel bildet. Mit etwas Glück treibt der Ficus in 3-4 Wochen wieder aus Stamm und Ästen. Und die Erde zwischendurch antrocknen lassen. Dauerfeucht macht alle Ficus kaputt.

Viel Glück
Rainer
“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
March
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Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von March »

Vielen Dank ihr beiden. Ich antworte auf die Schnelle von Unterwegs aus, vllt hilft das schon einmal.

Im Topf selbst ist Erde. Er wurde in reiner Erde übergossen (Ohne Loch unten). Er hat vor einigen Monaten dann unten eine gehörige Schicht Substrat bekommen, auf der er mitsamt Erde steht. An ihm selbst und der Erde wurde nichts geändert. (damals kam ich noch nicht auf Wurzelfäule) Wurde seit dem nicht mehr übergossen, reagiert aber (dennoch) immer extremer auf Feuchtigkeit.
Die Erde selbst ist aber sehr trocken, praktisch staubig. Mehr als 500ml hat er im letzten halben/dreiviertel Jahr zusammen nicht mehr bekommen. immer weniger werdend -> Weil selbst Tropfen zu letzt ausreichten, um ihn er Blätter verlieren zu lassen. Er steht also nicht in Nässe. Der topf hat(te leider) unten kein Loch, aber er hat unmöglich so viel Wasser bekommen, dass dort unten zu viel Nässe sein könnte. (Ich habe das, auf Grund der wenigen Feuchte, erst einmal versucht mit Substrat zu ersetzen) Mein Theorie ist und war, dass die Wurzeln so kaputt gegangen sind (wie bei anderen Pflanzen die Übergossen wurden), dass er über sie kein Wasser mehr aufnehmen konnte und kann.

Ich hatte überlegt ihn komplett zu enterden, die Wurzeln vllt vom kaputten Anteil zu kürzen und neu einzupflanzen. Diesmal richtig und besser. Aber er ist völlig am Ende. Erde praktisch staubig (schwierig mit Treibhaus und er völlig zuammen"gezuzelt"). Ich hänge ein Bild des Stammes an. Vllt seid ihr ja auch ganz anderer Meinung und hier ist noch etwas zu machen, ohne Setzlinge zu ziehen.
So viele Blätter wie er die letzte Woche über verloren hat, wird er keine 1-2 Wochen mehr durchhalten. Die letzten Blätter sind verdächtig hell.
Er Stand immer direkt am Fenster (mit Milchglasfolie, also Hell, aber kein brennendes Sonnenicht, Heizung raktisch nicht an, aber dennoch so um die 18 - 19 Grad im Raum)
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ania
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Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von ania »

Der Stamm ist schon schrumplig, da wird nichts mehr draus.
Schneide Stecklinge ab einer Stelle wo es unter der Rinde noch grün ist und stell sie in ein Wasserglas. Wenn du Glück hast kommen Wurzeln.

Diese dann in einen Topf mit Abzugslöchern topfen. Diesen auf einem Tablett positionieren so dass er niemals im Wasser steht (Steinchen, Tonkugeln oder Flaschendeckel als Abstandhalter).

Beim Übertopf siehst du nicht wenn die Pflanze im Wasser steht.

"Brennendes Sonnenlicht" wäre, wenn er wieder Lebenszeichen zeigt, besser als deine Milchglasscheibe. Im Sommer am besten volle Sonne draußen (wenn er halbtot ist und im Winter natürlich nicht).
Das ist ein tropischer Baum und kein Lebermoos.
Heiner B.
Beiträge: 725
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Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von Heiner B. »

Hallo March,

das sieht wirklich nach einem massiven Staunässeschaden aus. Die dicken Wurzeln sehen auch schon schrumpelig bzw eingefallen aus. D.H. in der Regel, dass die Wurzel innen schon verfault ist. Du könntest versuchen jetzt notumzutopfen, die Erde sehr vorsichtig entfernen und schauen, ob noch weisse Wurzeln da sind. Wenn nicht, bleibt eigentlich nur übrig Stecklinge zu versuchen. Für beides, Umtopfen und Stecklinge ziehen, eigentlich nicht die optimale Zeit im Jahr, aber machbar.

Stecklinge schneidest du am besten so, dass du wie auf dem Bild gezeigt Bild
kurz unter dem roten Punkt abschneidest und die beiden markierten Ästchen dann auseinanderziehst. Du bekommst dann also 2 Stecklinge. Warum diese beiden? Die haben noch Blätter und damit bessere Chancen das noch Photosynthese und damit Wurzelbildung erfolgen kann. Den Rest lässt du dran, da der Baum ja auch noch eine kleine Chance haben könnte.

Diese beiden Stecklinge steckst du dann in Töpfe mit feuchter Kokoserde und stülpst eine Plastiktüte oder eine transparente Dose/Glas rüber und stellst die warm mit viel Licht. Alle paar Tage mal lüften und sehr mäßig gießen. Wenn alles klappt, können sich innerhalb ein paar Wochen Wurzeln bilden. Du könntest natürlich auch einen transparenten Topf mit Abzugslöchern nehmen, dann siehst du neue Wurzeln.

Ich weiss, man kann die auch in Wasser bewurzeln, zumindest normalerweise. Wegen falscher Jahreszeit und geschwächtem Baum würde ich hierbei aber darauf verzichten.

Das Bäumchen behandelst du genau wie einen Steckling. Beim Umtopfen alle weissen Wurzeln dranlassen, egal wie lang die sind. Matschige Wurzeln schneidest du ab. Dann eine lockere Erde (Gemisch aus Kokoserde, Bims oder Blähtonbruch bzw. Lavasplitt) in einen Topf mit Abzugslöchern füllen und dein Bäumchen vorsichtig mit einsetzen. Auch hier sind die paar Blätter, die dranbleiben wegen Photosynthese wichtig. Angießen und unter einer Plastiktüte hell und warm stellen und hoffen. Das Risiko ist jedoch recht hoch, das er es dann trotzdem nicht schafft. Aber auf jeden Fall einen Versuch wert oder du könntest, wenn du beim Austopfen des Bäumchens merkst, dass keine weissen, also lebenden, Wurzeln mehr am Baum sind, alle Äste mit Blättern als Stecklinge versuchen.

Viel Glück dabei.
Liebe Grüße
Heiner
baerst5
Beiträge: 50
Registriert: 04.05.2022, 18:39

Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von baerst5 »

Nur Mut. Ich habe im letzten frühen Frühjahr (also fast noch im Winter auch aus der Not heraus) Stecklinge geschnitten und ins Wasserglas auf eine Fensterbank an einem hellen Westfenster gestellt. Regelmäßig Wasser nachfüllen und besprühen, und ... warten. Bis auf einen haben alle Wurzeln gebildet, das hat 6-10 Wochen gedauert. Eingesetzt habe ich in Akadama. Erst langsam, ist der eine Steckling, den ich mir ausgesucht habe, dann aber den Sommer über ordentlich gewachsen. Im nächsten Frühjahr kommt er in ein größeres Gefäß, und darf dann wachsen, bis der Stamm dicker geworden ist.
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Eva Warthemann
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Wohnort: Kleinstadt in Sachsen/Anhalt

Re: Setzlinge ziehen, aber wie?- Ficus retusa stirbt rasend schnell nach Wurzelfäule...

Beitrag von Eva Warthemann »

Hallo March!
Ist Dir bewußt das Dein Ficus Ginseng aus zwei verschiedenen Pflanzen besteht? Der obere Teil ist aufgepfropft. Mir würde auch mal einer geschenkt. Nach relativ kurzer Zeit starb mir die Ficuskrone weg. Allerdings waren die fleischigen Wurzeln noch OK.
Ich schnitt die vertrocknete Ficuskrone ab und pflegte den unteren Teil weiter. Nach einiger Zeit zeigten sich grüne Knospen die dann recht große Blätter austrieben. Diese waren ca.7cm lang und zwei bis drei cm breit.
Ich selbst würde mir nie einen sogenannten Ficus Ginseng kaufen.
Du kannst die verbliebenen grünen Ficustriebe wie schon gesagt in Wasser zum bewurzeln stellen oder auch versuchsweise gleich in ein Pflanzsubstrat stecken. Eine Garantie fürs gelingen giebt es nicht. Die Schädigung ist schon sehr weit fortgeschritten.
Eva Warthemann
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