Buchen Yamadori

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YungKonrad
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von YungKonrad »

Hi @espanna , da ich mittlerweile eine Genehmigung der Försterin habe, werde ich in den nächsten Tage nochmal hinfahren und mir das ganze anschauen. Ich werde dann zuerst das Nebari überprüfen. Sollte dieses schlecht bzw. schwierig sein, ich aber dennoch die finale Entscheidung treffe den Baum zu sammeln, wäre eine Abmoosung vielleicht die beste Lösung.

An die Leute mit Erfahrung bei Buchenabmoosungen, ist das nicht generell die bessere Lösung? Buchen haben doch mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit eine mächtige Pfahlwurzel die gekappt werden muss und die Feinwurzeln können beim Ausgraben im nächsten Jahr beschädigt werden. Bei einer Abmoosung könnte ich den Baum solange stehen lassen, bis ich mit Sicherheit genug Wurzeln habe um ihn zu versorgen.
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Andreas Ludwig
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von Andreas Ludwig »

Begriffsklärung: Buchen sind weder Tiefwurzler noch Flachwurzler, sondern haben eine «Herzwurzel». Details dazu sind mannigfach im Netz zu finden. Bedeutet konkret: Die (hier irritierenderweise oft grassierende) Begeisterung für Abmoosungen ist nicht angebracht, ein Spaten zum Abstechen und etwas Geduld sind eher zu empfehlen. Es dauert oft viele Jahre, bis der Übergang vom neuen Nebari zum alten Stamm bei einer Abmoosung optisch nicht mehr ins Auge fällt, gerade bei einer Buche mit ihrer eher glatten Borke.
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espanna
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von espanna »

Moin,

nur als Beispiel;
viewtopic.php?p=525681#p525681

Hier waren die Wurzeln eher oben, aber nicht auf einer Höhe. Bis da ein Nebari entsteht dauert schon einige Jahre, beim Abmoosen wie auch von Andreas erwähnt noch etwas länger, wenn überhaupt.
Sehr gute Beiträge über Buchen findest du unter anderem von Herbert A. Und Jürg Staehli.
Viel Erfolg!
Gruß
László

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YungKonrad
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von YungKonrad »

Danke für die Info @Andreas Ludwig . Wenn das aktuelle Nebari wirklich problematisch ist (inverse Verjüngung oder nur eine Herzwurzel mit sehr weit unten liegender Verzweigung), würde es vermutlich trotzdem Sinn machen, auch wenn die Korrektur dann mehrere Jahre dauert, finde ich.

Sehr schöne Dokumentation @espanna , die Infos darin werden mir sicher bei der eventuellen zukünftigen Entwicklung helfen. Gibt es einen aktuellen Stand inkl. Bilder zu dem Baum?
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Andreas Ludwig
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von Andreas Ludwig »

YungKonrad hat geschrieben: 29.03.2023, 08:55Wenn das aktuelle Nebari wirklich problematisch ist (inverse Verjüngung oder nur eine Herzwurzel mit sehr weit unten liegender Verzweigung), würde es vermutlich trotzdem Sinn machen, auch wenn die Korrektur dann mehrere Jahre dauert, finde ich.
Wenn du wirklich «Yung» bist? Rechne mit 20 Jahren wenigstens. Auch dann wird dir jeder Kenner sofort sagen: «Abgemoost» und auf diese Schnitzkante zeigen, die man deutlich sehen wird. Buchen bewahren jede Verletzung der Borke ewig sichtbar.

Achte auf das Nebari bei espannas Artikel, bis zuletzt auf Seite 3. Da kommentieren alle munter die Krone, aber das Nebari – bei einem abgestochenen Baum ! – ist nirgends, trotz Gummimatte. Dennoch: Lieber ein dürftiges, aber vorhandenes Nebari, als die ganze Zitterpartie (längst nicht jede Abmoosung gelingt, schon gar nicht extern), danach eine unberechenbare Wurzelentwicklung (drei Wurzeln auf einer Seite, sonst keine, Buchen machen das schon mal so) und so weiter.

Bilde dir nicht ein, dein Wunsch sei planbar. Der Baum macht, was er will, kann oder aus unerfindlichen Gründen muss. Darum ist es klüger, ihn erst mal zu bergen und durchzubringen. Das alleine dauert zwei, drei Jahre. Abmoosen kannst du auch später, zuhause, wo du die Feuchtigkeit, die Wärme und all diese Faktoren besser im Griff hast. Lass dich nicht täuschen von den hübschen Muster-Bildern in den netten Bonsai-Büchern, wo sich eine perfekt sternförmige Wurzel nach dem Abmoosen bildet. Buchen sind das nie.
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migo
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von migo »

...und selbst in der Schale kann Abmoosen schief gehen.
Zuletzt geändert von migo am 30.03.2023, 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
Tschüüss, Michael

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ElmarH
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von ElmarH »

... zudem haben sich schon einige Verdickungen im oberen Bereich gebildet.... Werden wohl bei einer weiteren Gestaltung mehr ins Auge springen.....
Ich bin bei Andreas: wenn schon bergen, dann komplett. sollte aber der Zeitraum einer Gestaltung auf mehrere Jahre angelegt sein, würde ich mir eine Jungpflanze besorgen und mich mit ihr weiterentwickeln...
nur meine Meinung
LG
Elmar *wink*
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Herbert A
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von Herbert A »

Servus Elmar,

Ich kann die Freude über den Fund eines Yamadoriebaumes sehr gut nachempfinden. Vom Wild verbissene Rotbuchen schauen in der Natur meistens so aus als wären es fast schon fertige Bonsai. Bei ganz genauer Betrachtung stellt man aber leider sehr sehr oft fest dass die oberen Äste einfach zu dick sind oder viele Astansätze nicht geeignet sind. Da gilt es dann viele Kompromisse einzugehen um einen glaubwürdigen Bonsai daraus zu gestalten.

Vor dem abmoosen dieser Rotbuche warne ich dich. Die Quote der Bäume die ausreichend Wurzeln am Stamm machen ist sehr gering. Einige meiner Versuche haben auch nach 3 Jahren keine oder zu wenig Wurzeln gemacht. Gute Chancen hat man wenn es an dem Baum eine Stelle gibt an der mehrere Äste auf einer Ebene entspringen. Wenn man knapp darunter den Abmoosring schneidet, ist die Wahrscheinlichkeit einer ausreichenden Wurzelbildung groß.
Hier ein Beitrag in dem ich das beschrieben habe.
viewtopic.php?t=49835&hilit=rotbuche&start=15

Ich würde die Buche ausgraben, die eventuell vorhandene Pfahlwurzel abschneiden und dabei aber achten dass möglichst viele Feinwurzeln erhalten bleiben.

Viel Glück mit dem Baum.
lg
Herbert
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ElmarH
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von ElmarH »

Hallo Herbert, Du meintest sicher YungKonrad...
😉
LG
Elmar *wink*
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espanna
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von espanna »

Moin Konrad,

der Baum steht noch hinterm Gartenhaus in Laub eingeschlagen. Am Nebari arbeite ich stetig und wird immer besser, bis es gut wird dauert noch paar Sommer. Ein Update über die Umgestaltung werde ich nachreichen.
Gruß
László

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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von Herbert A »

ElmarH hat geschrieben: 29.03.2023, 12:20 Hallo Herbert, Du meintest sicher YungKonrad...
😉
Selbstverständlich. Danke Elmar
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von YungKonrad »

Vielen Dank an alle für eure Ratschläge und Erfahrungen. Abmoosen scheint nicht der richtige Weg zu sein, ich muss also mit dem arbeiten, was der Baum anbietet, oder ihn eben stehenlassen. Nächste Woche Mittwoch weiss ich mehr, dann werde ich berichten.
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von YungKonrad »

Hallo,

Ich hatte ja angekündigt, dass ich berichten werde, deshalb mache ich das jetzt mal. Direkt vorweg: es war sehr grell sonnig und ich hab leider kein Tuch oder ähnliches mitgenommen um einen ruhigen, kontrastreichen Hintergrund zu erzeugen, daher sind die Fotos echt furchtbar :D

Ich habe den unteren Teil des Stamms freigelegt bis ich den Wurzelansatz erkennen konnte und habe ihn für okay befunden. Auf der von mir geplanten Vorderseite befinden sich 3 horizontale Hauptwurzeln, alle auf einer Höhe, die den Stamm unten optisch auseinander gehen lassen. Ideal wären natürlich mehr und dünnere, aber das wäre vermutlich zu viel verlangt. Jedenfalls ist die Silhouette des Stamms im unteren Bereich echt nicht schlecht finde ich.

Ich habe mich daher dazu entschieden meinen ursprünglichen Plan umzusetzen und habe einen Tunnel unter den Baum gegraben und die Pfahlwurzel gekappt. Dann habe ich in etwa einem halben Meter Radius den Baum komplett mit dem Spaten umstochen und die lange Spitze etwas eingekürzt, aber nicht so weit wie ich es final vorhabe.

Bis nächstes Jahr werde ich den Baum stehen lassen und in ein paar Monaten anfangen ihn organisch zu düngen, damit er dieses Jahr Kraft für die Bergung nächstes Jahr sammeln kann.
Dateianhänge
Durchtrennte Pfahlwurzel an der blauen Linie
Durchtrennte Pfahlwurzel an der blauen Linie
20230405_140252.jpg (317.84 KiB) 488 mal betrachtet
Stammansatz
Stammansatz
20230405_140318.jpg (197.93 KiB) 488 mal betrachtet
Hier sind die Wurzeln und Stamm zusätzlich rot markiert weil das Foto so schlecht ist :D
Hier sind die Wurzeln und Stamm zusätzlich rot markiert weil das Foto so schlecht ist :D
Screenshot_20230406_221413_Gallery.jpg (205.09 KiB) 488 mal betrachtet
YungKonrad
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von YungKonrad »

Ich werde beim nächsten Mal vor Ort dann auch einen kontrastreichen Hintergrund mitnehmen und ordentliche Bilder vom Gesamtbaum machen.
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Andreas Ludwig
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Re: Buchen Yamadori

Beitrag von Andreas Ludwig »

Yungkonrad – weil ich mich hier eingeklinkt habe jetzt auch ein Feeback: Ich finde dein Vorgehen recht gut. Vielleicht hätte ich nicht so viel ausgebuddelt, sondern bloss umgestochen, aber das sind Feinheiten. Gut ist, dass du um- und vorsichtig handelst, denn die Buche ist trotz ihrer Allgegenwart in unseren Breitengraden ein empfindlicher Baum.

Ich empfehle dir, dich zu entlasten, indem du jetzt gar nicht an Gestaltung denkst, auch keine kontrastreichen Hintergründe da hoch schleppst. Du hast entschieden, der Baum habe Potenzial und dich an die Bergung gemacht. Das ist im Moment auch schon alles, ein rein technischer Vorgang.

Frühestens wenn der Baum ein Jahr bei dir auf der Bank klaglos steht, geht es weiter. Um nämlich ein ästhetischer Baum zu werden, muss er erst mal leben. Schneiden kann man immer, wiederbeleben nie. Bis dann erkennst du auch, ob das eingeschätzte Potenzial da ist oder vielleicht ein ganz anderes – «Planbarkeit» ist bei Bäumchen so eine Sache.
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