Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Hallo liebes Forum,
da dies hier mein erster Beitrag ist, einmal die Beantwortung der Einstiegsfragen:

Hast du schon Erfahrung mit Bonsai
[x] Ja – seit März 2021
[ ] Nein


Welchen Bonsai hast du und wie lange, ist der Name des Bonsai bekannt?
Ich hab (wie wir alle wohl) mehrere Bonsai, sowohl Indoor als auch Outdoor.
Der in diesem Thread wichtige ist:
Mädchenkiefer - Pinus parviflora ‚Glauca‘
[ ] Indoor
[x] Outdoor
seit 18. Juni 2022.

Wo steht dein Bonsai
Bitte hier kurze Beschreibung zum Standort. Im Fenster O/S/W/N, auf dem Schreibtisch o.ä.. Im Freien – Balkon, Terrasse, Garten (auch Richtung) usw.
Bisher vollsonnig auf der Terrasse, Richtung Süden.


Herkunft des Bonsai (Fachhandel, Baumarkt, Supermarkt, Geschenk)
Die Mädchenkiefer stammt aus einer sehr bekannten Bonsaischule.


Welches Substrat ist im Topf (wenn nicht bekannt, beschreib bitte wie es aussieht. Evtl Bild!)
Bisher TerraSai-Sol.

Hast du den Baum schon mal umgetopft ?
Ja, dieses Jahr Ende Februar.

Welchen Dünger verwendest du (flüssig, fest, ist der Name bekannt?)
Alle 6 Wochen Biogold Original + zusätzlich alle 14 Tage Wuxal Universaldünger auf anraten der Bonsaischule


Wie ist dein Gießverhalten (wie oft? Wie lange bleibt dein Substrat feucht/nass evtl. Fingerprobe? gießen oder tauchen)
Ich kontrolliere regelmäßig das Substrat (teilweise per Stäbchenmethode). Gegossen wird nur, wenn dass Substrat angetrocknet ist.

Hat die Schale mindestens ein Wasserabzugsloch?
[x] Ja, selbst verständlich.
[ ] Nein

Nun aber zum eigentlichen Thema:
Ich möchte gerne euren Rat zu folgender Geschichte (ist leider ein wenig länger geworden, ich hoffe ihr verzeiht mir das):

Ich habe vor ca. einem Jahr eine Mädchenkiefer bei einer bekannten Bonsaischule erworben. Ich war schon immer fasziniert von Kiefern und als ich diese sah musste ich sie einfach haben.

Die Mädchenkiefer einige Tage nach dem Kauf.
Die Mädchenkiefer einige Tage nach dem Kauf.
IMG_7283.png (1.39 MiB) 1396 mal betrachtet

Soweit alles schön und gut. Auf Nachfrage teilte mir die Bonsaischule mit, dass besagte Kiefer ca. 18 Jahre alt sei und im Herbst 2022 umgetopft werden solle.
Da in den meisten Büchern und auch in einem Artikel der Bonsai Art empfohlen wurde im Frühjahr die Kiefern zu topfen, hab ich nicht im Herbst 2022 sondern dieses Jahr im Frühjahr umgetopft.

Beim Umtopfen Ende Februar/ Anfang März 2023 fiel mir auf, dass die Wurzeln kein sichtbares Mykorrhiza aufwiesen. Zudem waren einige große Wurzeln teilweise verfault und es befand sich eine lehm-/schlammartige Masse im Inneren des Wurzelballens. Auch ansonsten sah der Wurzelballen nicht besonders gesund aus. Daraufhin habe ich alle offensichtlich abgestorbenen und verfaulten Wurzeln vorsichtig entfernt und (möglichst ohne gesunde Wurzeln zu schädigen) vorsichtig einen großen Teil der lehm-/schlammartigen Masse entfernt. Anschließend wurde die Kiefer in TerraSai-Sol der besagten Bonsaischule gepflanzt (bisher hab ich mich noch nicht ans Selbermischen einer Substratmischung getraut, dies werde ich aber im kommenden Jahr mal in Angriff nehmen) und anschließend sorgfältig angegossen. Dabei habe ich Mykorrhiza Sporen in das Substrat gemischt. Nach dem Umtopfen wurde die Kiefer für einige Wochen geschützt aufgestellt und kam anschließend wieder an ihren gewohnten Platz auf der Terasse.

Und nun beginnen die Probleme…
Als erstes sind mir einige gelbliche Nadelspitzen an der Kiefer aufgefallen, ich kann allerdings nicht genau sagen, ob die gelblichen Nadelspitzen bereits vor dem Umtopfen vorhanden waren oder erst danach auftraten. Ich hab mir darüber jedoch nicht so viele Gedanken gemacht, da ich des Öfteren bereits von gelben Nadelspitzen an Kiefern während der Wintermonate gelesen habe und man mir in der besagten Bonsaischule versicherte, dass dies ganz normal im Winter sei und man nur darauf achten solle, dass die Mädchen nicht zu nass stehen. Mein Mädchen stand während längerer Regenfälle unter einem Glasdach und hat somit größtenteils nur von mir Wasser bekommen, wenn das Substrat entsprechend abgetrocknet war.

Die gelblichen Nadelspitzen.
Die gelblichen Nadelspitzen.
IMG_0035.png (1.19 MiB) 1396 mal betrachtet

Im Frühling, als die Natur erwachte und alles austrieb, auch die großen Kiefern im Wald direkt hinter unserem Garten, fiel mir auf, dass meine Mädchenkiefer entgegen ihrer großen Verwandten, keinerlei Austrieb zeigte. Als bis Mitte Mai 2023 noch immer kein Austrieb zu erkennen war, habe ich mich vor ca. drei Wochen an die bekannte Bonsaischule gewannt. Man antwortete mir, dass der fehlende Austrieb in der Tat kein gutes Zeichen sei und riet mir schnellstmöglich die Mädchenkiefer aus der Bonsaischale zu nehmen, in den Garten zu pflanzen und einfach in Ruhe zulassen, dann wäre sie evtl. noch zu retten. Als Ursache für den fehlenden Austrieb käme wohl mein Umtopfen im Frühjahr in Frage, da dies den Saftfluss der Kiefer stören würde.
Da ich nun doch langsam Panik bekam (schließlich will man ja seine Pflanzen nicht verlieren), tat ich wie geheißen, nahm die Kiefer vorsichtig aus ihrer Schale und pflanzte sie an einen leicht geschützten Platz in den Garten. Die Erde in unserem Garten kann man als eine Mischung aus Sand und guter Walderde bezeichnen (früher wuchsen auf dem Grundstück mal Kiefern, sollte also eigentlich geeignet sein für eine Mädchenkiefer). An ihrem Platz im Garten bekam die Kiefer von Mittags bis Abends volle Sonne.

Die Mädchenkiefer vor dem Auspflanzen im Garten.
Die Mädchenkiefer vor dem Auspflanzen im Garten.
IMG_0767.png (1.34 MiB) 1396 mal betrachtet
Die Kiefer nach dem Auspflanzen.
Die Kiefer nach dem Auspflanzen.
IMG_0776.png (1.66 MiB) 1396 mal betrachtet

Innerhalb kürzester Zeit (ca. eine Woche) nach dem Auspflanzen in den Garten, wurde ein Großteil der Nadeln gelb und im Laufe der zweiten Woche rötlich-braun. Nun hält sie sich wacker, seit ca. 5 Tagen beim aktuellen Status quo:

Status quo von vorne.
Status quo von vorne.
IMG_0995.png (1.52 MiB) 1396 mal betrachtet
Status quo von oben.
Status quo von oben.
IMG_0996.png (1.62 MiB) 1396 mal betrachtet

Seit dem ich das gelb werden der Nadeln bemerkt habe, umpflege ich sie besonders. Ich sprühe sie täglich mehrmals ein, um den Transpirationsdruck zu verringern. Ich habe sie leicht schattiert, so dass sie nur noch Nachmittags direkte Sonneneinstrahlung bekommt. Zudem hab ich ihr, gestern das erste Mal, Biogold Vital (da dies in einem anderen Thread, bei einer anderen geschwächten Mädchenkiefer empfohlen wurde) gegeben. Ich hätte ihr bereits früher das Biogold Vital gegeben, wenn ich welches gehabt hätte und es einfacher zu bekommen wäre (im Moment irgendwie überall ausverkauft?!). Zusätzlich hab ich ihr kurz nach dem Einpflanzen in den Garten erneut über das Gießwasser eine Mykorrhiza Mischung gegeben.

Aktuell hoffe ich einfach nur, dass sie sich irgendwie nochmal fängt und die vorhandenen Knospen doch noch austreiben. Ein Großteil der Knospen (ca. 2/3) sieht noch relativ gesund und nicht vertrocknet aus. Ich hatte in einem anderen Thread hier gelesen, dass wohl gesunde Knospen ausreichen würden, um den Saftfluss in den jeweiligen Ästen aufrecht zu erhalten!?

IMG_0994.png
IMG_0994.png (1.18 MiB) 1396 mal betrachtet
Einige Knospen als Nahaufnahme. Manche Knospen sehen so aus, als hätten sie irgendwann in der Vergangenheit begonnen auszutreiben, dann allerdings pausiert?!
Einige Knospen als Nahaufnahme. Manche Knospen sehen so aus, als hätten sie irgendwann in der Vergangenheit begonnen auszutreiben, dann allerdings pausiert?!
IMG_0993.png (1.14 MiB) 1396 mal betrachtet

Daher, aufgrund der noch vorhandenen grünen Nadelbereiche der Kiefer und weil sich der Status quo nun seit mehreren Tagen nicht mehr verändert hat, habe ich noch Hoffnung auf einen Austrieb. Allerdings mache ich mir auch nichts vor, ich weiß dass es für die Kiefer fünf vor zwölf ist und sie, sollte sie nicht mehr austreiben, definitiv sterben wird. Aber wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt…

Nun frag ich mich natürlich, was wäre gewesen, wenn ich sie nicht in den Garten ausgepflanzt hätte, wäre sie dann jetzt noch grün und hätte vielleicht sogar schon ausgetrieben?! Oder liegt das Problem schon länger zurück und hat gar nichts mit mir zu tun (Kiefern sind ja bekannt dafür erst relativ spät Anzeichen für Pflegefehler zu zeigen)?!
Deshalb wüsste ich gerne was ihr von der ganzen Geschichte haltet. War es falsch die Kiefer in den Garten zu pflanzen (man ist ja geneigt den Experten zu glauben, auch wenn ich inzwischen der Meinung bin, dass es ihr vermutlich besser gehen würde, wenn sie noch in der Schale säße)? Gibt es irgendetwas, was ich zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen (Besprühen, partielle Schattierung, Mykorrhiza, Biogold Vital) noch machen kann um die Situation zu verbessern oder sollte ich mir nicht mehr allzu große Hoffnungen machen?
Vielleicht ist ja auch jemand anderes noch bereit eine ähnliche Erfahrung die er oder sie gemacht hat hier zu teilen und mir mitzuteilen, wie es ausgegangen ist.

Tut mir leid, dass der Beitrag nun so lang geworden ist, allerdings war es mir wichtig, dass ihr die gesamte Vorgeschichte zu der Kiefer kennt.

Ich hoffe ihr habt ein paar aufmunternde Worte für mich. Aktuell blutet mein Bonsai-Herz.

Liebe Grüße,
Jannik
Thomas D.
Freundeskreis
Beiträge: 703
Registriert: 24.05.2009, 20:13
Wohnort: Walchsee/Tirol
Kontaktdaten:

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von Thomas D. »

Hallo Jannik,

Schlechte Nachricht, ich glaube kaum das die Kiefer überlebt. Das du sie in den Garten gesetzt hast ist sicherlich nicht der Grund dafür. Da müssen schon vorher gravierende Fehler passiert sein.

wo hast du die Kiefer im Winter stehen gehabt?
Wieviel von den Wurzeln hast du beim Umtopfen weggeschnitten, gibt es da zufällig auch Bilder?

LG Thomas
nathanel
Beiträge: 4
Registriert: 19.07.2017, 10:31

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von nathanel »

Hallo Jannik,

Mädchenkiefern brauchen für gute Gesundheit Kälte und Fröste in der Winterperiode, daher am besten oben rum ungeschützt und hell überwintern (bei starken Minustemperaturen, kann man den Wurzelballen/ Schale einsenken/ etwas schützen).

Umtopfzeitpunkt wäre bei mir Ende März bis Mitte April, kurz bevor die Knospen Anfangen zu schieben. Ende Februar/Anfang März finde ich zu früh.

Da die Wurzeln bei Dir nicht in Takt waren, war es der größte Fehler den Baum in die pralle Sonne in den Garten zu pflanzen. Eine geschwächte Mädchenkiefer bei der an den Wurzeln etwas nicht stimmt, sollte man hell oder halbschattig stellen, bis sie sich regeneriert hat, aber nicht in die pralle Sonne.

Deine Mädchenkiefer war ja beim Kauf in einem guten Zustand, daher würde ich die Ursache in folgenden Pflegefehlern vermuten: keine optimale Überwinterung, kein optimaler Standort oder falsches Gießverhalten (Wassergabe muss an das jeweilige Substrat in dem der Baum steht angepasst sein).

LG

Alex
Benutzeravatar
achim73
Moderator
Beiträge: 11488
Registriert: 30.07.2006, 00:53
Wohnort: bochum
Kontaktdaten:

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von achim73 »

hallo jannik,
erstmal willkommen im forum, wenn auch mit dieser traurigen geschichte.
erstmal muss man einfach sagen, dass die mädchenkiefer nicht die geeignetste anfängerplanze ist, wenn sie auch bekanntermaßen eine große faszination ausübt.
aber sie sind in der regel importiert, daher ziemlich teuer und in der pflege in unserem klima, vor allem im winter, heikel.
du hast ja selbst schon mitbekommen, dass ein zusätzliches problem ist, dass die nadelgehölze allgemein probleme an den nadeln erst zeitverzögert zeigen, wenn es schon zu spät ist.

nach dem, was du schreibst, ist über den winter, vermutlich durch zuviel nässe, ein wurzelschaden entstanden.
Mein Mädchen stand während längerer Regenfälle unter einem Glasdach und hat somit größtenteils nur von mir Wasser bekommen, wenn das Substrat entsprechend abgetrocknet war.
das kann trotzdem zu viel gewesen sein, auch wenn es dir so vorgekommen ist.oft ist ein problem, dass die pflanzen bei den händlern nicht umgetopt werden (zu arbeitaufwendig, dann müsste man sie noch viel teurer verkaufen) und das originalsubstrat aus japan , meist verdichtet und verschlämmt, was dort funktioniert,im ballen verbleibt, was die kontrolle ohne erfahrung fast unmöglich macht... :(

jedenfalls war das umtopfen sowie das auspflanzen zu 95 % nicht ursächlich für das absterben. nach dem zustand, den du zu dem zeitpunkt beschreibst, war sie bereits da hinüber.

es könnte sein, dass das umpflanzen noch im herbst aus genau den oben genannten gründen empfohlen wurde.
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Hallo Thomas,

vielen Dank für deine Antwort.
Thomas D. hat geschrieben: 03.06.2023, 12:26 Schlechte Nachricht, ich glaube kaum das die Kiefer überlebt. Das du sie in den Garten gesetzt hast ist sicherlich nicht der Grund dafür. Da müssen schon vorher gravierende Fehler passiert sein.
Das hatte ich schon befürchtet, ich werde die Hoffnung trotzdem noch nicht aufgeben und hier berichten, ob sie sich vielleicht doch noch erholt.
Thomas D. hat geschrieben: 03.06.2023, 12:26
wo hast du die Kiefer im Winter stehen gehabt?
Wieviel von den Wurzeln hast du beim Umtopfen weggeschnitten, gibt es da zufällig auch Bilder?
Die Kiefer stand die meiste Zeit im Winter draußen auf der Terrasse unter dem Glasdach. Nur an den extrem kalten Tagen (wir hatten hier letzten Winter bis -12°C) hab ich sie (vor allem Nachts) in einen unbeheizten Carport gestellt. Leider hat dieser keine Fenster, was natürlich nicht optimal ist, allerdings stand sie dort auch nie länger einen halben Tag (wie gesagt sie stand dort meistens nur nachts, da es dann am kältesten war und nachts sowieso keine Sonne schien). Wasser hat sie meistens nur von mir bekommen, aber auch nicht oft, da das Substrat die meiste Zeit leicht feucht war.

Beim Umtopfen hab ich keine Bilder gemacht, wäre im Nachhinein sinnvoll gewesen, aber in dem Moment hab ich nicht soweit gedacht. Entfernt hab ich schätzungsweise ungefähr die Hälfte der Wurzeln, allerdings, wie bereits oben beschrieben, nur offensichtlich abgestorbene und verfaulte Wurzeln (Geruchs- und Kratztest).

Liebe Grüße,
Jannik
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Hallo Alex,

vielen Dank für deine Nachricht.
nathanel hat geschrieben: 03.06.2023, 14:02 Mädchenkiefern brauchen für gute Gesundheit Kälte und Fröste in der Winterperiode, daher am besten oben rum ungeschützt und hell überwintern (bei starken Minustemperaturen, kann man den Wurzelballen/ Schale einsenken/ etwas schützen).
Wie ich oben schon bei Thomas geschrieben hab, stand sie die meiste Zeit im Winter ungeschützt und hat definitiv auch leichte Fröste abbekommen. Nur vor den wirklich starken hab ich sie geschützt. Sollte daran also nicht unbedingt liegen.
nathanel hat geschrieben: 03.06.2023, 14:02 Da die Wurzeln bei Dir nicht in Takt waren, war es der größte Fehler den Baum in die pralle Sonne in den Garten zu pflanzen. Eine geschwächte Mädchenkiefer bei der an den Wurzeln etwas nicht stimmt, sollte man hell oder halbschattig stellen, bis sie sich regeneriert hat, aber nicht in die pralle Sonne.
Sie steht nicht in der prallen Sonne sondern halbschattig. Morgens bis ca. 10.30 Uhr wird sie von einem großen Baum im Garten beschattet. Danach übernimmt provisorisch eine große Schubkarre, die direkt an der Kiefer steht die Beschattung (hier war es in letzter Zeit leider ein wenig windig und die Schubkarre ist einfach stabiler als ein Sonnenschirm). Volle Sonne bekommt sie erst Nachmittags ab ca. 16.30 Uhr bis ca. 19 Uhr. Ab da wird sie dann erneut von einem großen Baum beschattet.
nathanel hat geschrieben: 03.06.2023, 14:02 Deine Mädchenkiefer war ja beim Kauf in einem guten Zustand, daher würde ich die Ursache in folgenden Pflegefehlern vermuten: keine optimale Überwinterung, kein optimaler Standort oder falsches Gießverhalten (Wassergabe muss an das jeweilige Substrat in dem der Baum steht angepasst sein).
Tja, wenn ich nur wüsste was ich falsch gemacht habe?!

Liebe Grüße,
Jannik
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Hallo Achim,

vielen Dank für deine Antwort.
achim73 hat geschrieben: 03.06.2023, 14:19
erstmal muss man einfach sagen, dass die mädchenkiefer nicht die geeignetste anfängerplanze ist, wenn sie auch bekanntermaßen eine große faszination ausübt.
Das ist mir auch bewusst, obwohl gepfropfte angeblich ja einfacher zu handhaben sind als wurzelechte. Trotzdem muss ich sagen, dass es meinen anderen Bonsai (bis auf eine Lärche allerdings auch nur Laubbäume) anscheinend ganz gut geht (zumindest sehen sie gesund aus), dass dachte ich bis vor drei Wochen allerdings auch noch von meiner Mädchenkiefer.
achim73 hat geschrieben: 03.06.2023, 14:19 aber sie sind in der regel importiert, daher ziemlich teuer und in der pflege in unserem klima, vor allem im winter, heikel.
du hast ja selbst schon mitbekommen, dass ein zusätzliches problem ist, dass die nadelgehölze allgemein probleme an den nadeln erst zeitverzögert zeigen, wenn es schon zu spät ist.
Laut Angaben der Bonsaischule seien alle Mädchenkiefern die sie anbieten aus eigener Anzucht. Nach dem ich im März erneut vor Ort in der Bonsaischule war, kann ich mir zumindest auch denken, wo die lehm-/schlammartige Masse herkam. Die Kiefern die sie dort aufziehen sitzen in einer langen Reihe auf einem Feld und dieses Feld hatte an dem Tag, nach dem es ordentlich geregnet hatte, genau die Konsistenz wie ich sie im inneren Wurzelbereich gefunden habe. Wie auch immer die Kiefern dort wachsen können, aber scheinbar funktioniert es ja?!
achim73 hat geschrieben: 03.06.2023, 14:19
nach dem, was du schreibst, ist über den winter, vermutlich durch zuviel nässe, ein wurzelschaden entstanden.
Mein Mädchen stand während längerer Regenfälle unter einem Glasdach und hat somit größtenteils nur von mir Wasser bekommen, wenn das Substrat entsprechend abgetrocknet war.
das kann trotzdem zu viel gewesen sein, auch wenn es dir so vorgekommen ist.
Das befürchtete ich inzwischen auch, zumindest in der Kombination der Lehm-/Schlammmasse an den Wurzeln.
achim73 hat geschrieben: 03.06.2023, 14:19 jedenfalls war das umtopfen sowie das auspflanzen zu 95 % nicht ursächlich für das absterben. nach dem zustand, den du zu dem zeitpunkt beschreibst, war sie bereits da hinüber.

es könnte sein, dass das umpflanzen noch im herbst aus genau den oben genannten gründen empfohlen wurde.
Das kann natürlich auch sein, ich hätte nur erwartet, dass man mir dann auch gesagt hätte, das es wichtig ist bereits im Herbst umzutopfen um dementsprechend dass verdichtete, alte Substrat zu entfernen.

Naja mal schauen, vielleicht passiert ja doch noch ein Wunder und sie treibt aus? Sehen für euch denn zumindest die Knospen noch gesund aus?

Liebe Grüße,
Jannik
Benutzeravatar
achim73
Moderator
Beiträge: 11488
Registriert: 30.07.2006, 00:53
Wohnort: bochum
Kontaktdaten:

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von achim73 »

ich fürchte, da kann man dir keine hoffnung machen. das wäre tatsächlich ein echtes wunder.
hier nochmal ein guter artikel zum thema erde im freiland vs. erde im topf (leider nur in englisch):
https://www.evergreengardenworks.com/earthpot.htm
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
Benutzeravatar
Andre K.
Beiträge: 264
Registriert: 20.11.2006, 22:04
Wohnort: Stralsund

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von Andre K. »

Also bei deinem Baum ist es wohl die Summe an Dingen, die zusammenkommend zum Absterben des Baumes führen.

Das Problem ist in so einer Situation mit einem derart angeschlagenen Wurzelballen, dass die Verdunstung über die Nadeln um einiges größer ist, als der mögliche Nachtransport von Wasser. Da kannst du schattig stellen und so viel sprühen wie du willst, das reicht einfach nicht aus, um den Abriss der Wasserversorgung zu verhindern.

Die einzige Möglichkeit, diesen Abriss zu verhindern ist, die Verdunstung rigoros zu unterbinden.
Das bedeutet konkret, die Pflanze unter Gewächshausbedingungen bei nahezu 100% Luftfeuchtigkeit zu halten um ihr so die Chance zu geben, aus den Reserven heraus ganz langsam neuen Austrieb und Wurzeln zu bilden.

Jetzt ist es aber auch schon viel zu spät im Jahr, um auf diese Art noch irgendwie mit einem Tomatengewächshaus/Folientunnel oder irgendwas anderem Gewächshausartigen gegenzusteuern. Der Sommer steht vor der Tür und dann wird es einfach viel zu heiß unter einer solchen Konstruktion.

Sorry, aber unterm Strich kommt für deinen Baum leider jede Hilfe zu spät…
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

achim73 hat geschrieben: 03.06.2023, 22:19
ich fürchte, da kann man dir keine hoffnung machen. das wäre tatsächlich ein echtes wunder.
hier nochmal ein guter artikel zum thema erde im freiland vs. erde im topf (leider nur in englisch):
https://www.evergreengardenworks.com/earthpot.htm
Danke Achim für den Link. Der Artikel ist sehr interessant, auch die anderen Artikel auf der Seite klingen interessant. Die werde ich mir mal nach und nach alle durchlesen. *daumen_new*

LG,
Jannik
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Andre K. hat geschrieben: 03.06.2023, 23:14 Das Problem ist in so einer Situation mit einem derart angeschlagenen Wurzelballen, dass die Verdunstung über die Nadeln um einiges größer ist, als der mögliche Nachtransport von Wasser. Da kannst du schattig stellen und so viel sprühen wie du willst, das reicht einfach nicht aus, um den Abriss der Wasserversorgung zu verhindern.

Die einzige Möglichkeit, diesen Abriss zu verhindern ist, die Verdunstung rigoros zu unterbinden.
Das bedeutet konkret, die Pflanze unter Gewächshausbedingungen bei nahezu 100% Luftfeuchtigkeit zu halten um ihr so die Chance zu geben, aus den Reserven heraus ganz langsam neuen Austrieb und Wurzeln zu bilden.

Jetzt ist es aber auch schon viel zu spät im Jahr, um auf diese Art noch irgendwie mit einem Tomatengewächshaus/Folientunnel oder irgendwas anderem Gewächshausartigen gegenzusteuern. Der Sommer steht vor der Tür und dann wird es einfach viel zu heiß unter einer solchen Konstruktion.
Hallo Andre,

erstmal vielen Dank für deine Nachricht.
Probieren schadet ja nicht und da es scheint als hätte ich (leider) eh nichts mehr zu verlieren, hab ich heute eine Behelfskonstruktion gebastelt mit einem Stock und einer Plastiktüte. Da ich leider kein Gewächshaus, Folientunnel oder ähnliches besitze, muss dass stattdessen als Behelfsgewächshaus herhalten. Mal schauen ob ich die Luftfeuchtigkeit so ausreichend erhöhen und halten kann. Gelüftet wird natürlich auch zwischendurch mal, damit sich kein Schimmel ansetzt und der Erdbereich um die Wurzeln befindet sich außerhalb der Tüte. Aktuell halten sich die Temperaturen auch im grünen Bereich, ich hab einen Temperatursensor innerhalb der Tüte platziert.

IMG_1093.jpeg
IMG_1093.jpeg (424.4 KiB) 1015 mal betrachtet

Mal schauen, vielleicht funktioniert es ja und wenn nicht, dann hab ich es zumindest versucht.

LG,
Jannik
Benutzeravatar
Andre K.
Beiträge: 264
Registriert: 20.11.2006, 22:04
Wohnort: Stralsund

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von Andre K. »

Jo, Versuch macht kluch... :)
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Tja, hier einmal ein Update zu der Mädchenkiefer. Bin früher nicht dazu gekommen.
Nachdem ich es mit der Tüte versucht habe, mit regelmäßig lüften, Temperaturkontrolle, usw. hat sie noch ca. 1,5 Wochen weiter gekämpft. Dann sind plötzlich auch die letzten zwei noch grünen Äste braun geworden. Ein Kratzen an der Rinde an verschiedenen Stellen zeigt überall das gleiche Bild: ein braunes Kambium. Auch die Knospen sind nun braun und steif geworden, vorher waren sie die ganze Zeit noch grün im Inneren und flexibel. Und auch die Äste sind nun steif.
Ergo, die Kiefer ist wohl tot. Ich mein das war zwar zu erwarten, es schmerzt aber trotzdem. :cry:

Die Ursachenforschung geht allerdings weiter. Der Hauptgrund wird wohl die Wurzelfäule durch zu viel Wasser im Herbst/ Winter gewesen sein. Im Nachhinein sind mir allerdings noch weitere Sachen aufgefallen, die shon vorher nicht ganz stimmten.
Letztes Jahr, als ich sie gekauft habe, hatte sie sehr stark geblüht gehabt, die vertrockneten Blüten hingen überall in den Nadeln. Zusätzlich roch der Wurzelballen auch komisch. Ich als Kieferneuling hab das auf den Symbiosepilz geschoben und mir nichts weiter dabei gedacht. Nun war ich aber am Wochenende mal wieder in Enger und hab dort einige andere Kiefern angeschaut und auch vorsichtig an den Wurzeln geschnuppert. Muss ziemlich bescheuert ausgesehen haben. :lol:
Die Wurzeln der Kiefern rochen auf alle Fälle ganz anders als damals die Wurzeln meiner. Ich will jetzt nicht irgendwem anders die Schuld geben, dass die Kiefer eingegangen ist. Schlussendlich war es ja definitiv wohl meine Pflege, die sie gehimmelt hat. Trotzdem hab ich das Gefühl, dass sie bereits beim Kauf ein wenig geschwächt war und meine falsche Pflege im Herbst/ Winter ihr dann den Rest gegeben hat.

RIP
RIP
IMG_1128.jpeg (449.99 KiB) 698 mal betrachtet
:cry:
Benutzeravatar
Andre K.
Beiträge: 264
Registriert: 20.11.2006, 22:04
Wohnort: Stralsund

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von Andre K. »

Ach schade, tut mir leid.

Leider habe ich aber auch keinen Tip für eine Neuanschaffung, denn diese Japankiefern gehören eigentlich gar nicht in die Hände von Beginnern.
Die Wurzelballen sind zu einem großen Teil so schlecht (bzw. für unser Klima nicht geeignet!), dass man schon Erfahrung braucht, um richtig damit umzugehen.
Zudem haben wir hier gar nicht die Luftfeuchtigkeit, die es braucht, um solche Bäume zu sanieren.

Auch in Japan wird zudem kräftig gepfuscht. Wir haben hier in diesem Frühjahr beispielsweise ein großes importiertes Mädchen zu Zweit mit Sägen aus einer Schale gebracht, weil sogar Draufstellen und Raushebeln rein gar nichts mehr gebracht hat.
Zu Tage kam dann eine einzige ziegelartige Katastrophe und ganze drei Lagen Abdecknetze. Das heißt, der Baum wurde schon in Japan mindestens zwei Mal einfach in eine größere Schale gesetzt, als nichts anderes ging.
Gearbeitet wird dort an solchen Bäumen (die dort niemand gekauft hat) jedenfalls nicht mehr und wenn sie dann doch noch in den Verkauf irgendwo nach Europa gehen, können der Stress der langen Reise und der Quarantänezeit einfach schon zu viel sein.
Soviel an der Stelle mal zum Hintergrund der Probleme, die dann "unsereiner" hier mit solchen Mädchen hat.

Natürlich kann man versuchen, eine bereits umgetopfte Kiefer zu bekommen. Das dann aber wohl eher von Privat. Denn Händler topfen solche Ware hier auch nicht noch einmal um.
Oder man versucht halt, so einen Baum in Teilschritten zu sanieren. Das dauert dann aber einige Jahre, bis man den Baum soweit fit für eine Gestaltung hat.

Anja Fohmann (schwarzerkobold hier im Forum) hat hierzu einige gute Artikel gepostet. Vielleicht schaust du da ja mal vorm nächsten Baum rein...
jannik.stx
Beiträge: 16
Registriert: 25.05.2023, 12:08
Wohnort: Nähe Bremen

Re: Die Leidensgeschichte einer Mädchenkiefer.

Beitrag von jannik.stx »

Hallo Andre,

dass ist natürlich schon krass, wenn nur noch die Säge hilft um den Baum aus der Schale zu bekommen. Von irgendwem hab ich letztens gehört, dass er schlussendlich die Schale mit einem Hammer zerdeppert hat, weil er den Baum sonst nicht rausbekommen hätte. Da kann man nur hoffen das die Schale nicht besonders wertvoll war.
Schade eigentlich, dass selbst in Japan gepfuscht wird. Man sollte doch eigentlich meinen dass die Gesundheit der Bäume an erster Stelle steht und alles andere sich hinten anstellen muss.

Von Anja hab ich hier schon einiges gelesen, hab mir auch schon ihre Videos zu Mädchenkiefern bei Bonsaikunst Hamburg angesehen, waren sehr interessant. Ich wäre ja dafür, dass sie ein Buch rausbringt zur richtigen Pflege von Mädchenkiefer. Vielleicht kriegen wir anderen es dann ja auch hin diese tollen Pflanzen zu kultivieren. Nach dem was man hier so liest, scheint es ja so, als hätten viele Probleme mit den Mädchen und ich bin nicht der erste, der eine gehimmelt hat. Auch wenn ich gerne darauf verzichtet hätte. Naja, ich hoffe bei der nächsten läuft es besser, noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Wie heißt es hier so schön, dreimal ist Bremer Recht. Hab also och zwei Chancen es besser zu machen. :-D
Antworten