Fragen zum Abmoosen

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tisati
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Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Hallo zusammen,

ich bin hier zwar schon eine Weile angemeldet und noch länger halbwegs aktiver Leser, aber habe bisher noch keinen Einstieg hier gefunden. Eventuell wird es mit meiner stärkeren Aktivität durch meine Fragen jetzt ja etwas.

An erster Stelle mal ein Dank: beim Quer- und Mitlesen hier habe ich schon einiges (in der Theorie) gelernt.

Ich habe seit diesem Jahr einen Garten mit ein paar Bäumen, unter anderem einer Mirabelle. Da ich diese zurückschneiden werde dachte ich mir, dass ich an zwei Stellen das Abmoosen mit dem Ziel der Vermehrung versuche und an einer dritten Stelle möchte ich bei Erfolg einen Bonsai entwickeln.

Zudem habe ich eine 30 Jahre alte Linde bekommen, die zwar vollkommen verschnitten ist, bei der ich aber mit dem Abmoosen einen Versuch starten möchte, neue Techniken zu üben - daher habe ich diese auch abgemoost, aber dazu später.

Mein Versuch bei der Mirabelle ging leider daneben, vermutlich war der Ring der entfernten Rinde zu schmal - den Hinweis mit 1-2x Durchmesser hatte ich leider vergessen und (geschätzt) 0,8x war wohl zu wenig. Dazu muss ich sagen, dass der Baum schon zu lange nicht mehr geschnitten wurde und die Äste, an denen ich das Abmoosen zur Vermehrung versuchen wollte, ehemalige Wassertriebe sind, die mittlerweile recht dick sind.

Als ich letzte Woche mal einen Blick riskiert habe, habe ich gesehen, dass die geschnittene Stelle relativ stark von Kallus wieder zugewachsen ist. Ich möchte mich selbstverständlich nicht geschlagen geben und werde das an den gleichen Stellen erneut versuchen.

Daher meine Frage:
Ist es besser das überwachsene Kallus noch dieses Jahr zu entfernen, zusätzlich Rinde etc. abnehmen und alles wieder einzupacken, oder sollte ich es vorerst so lassen (außer ggf. darunter mit Draht einschnüren) und dann im Frühjahr einen kompletten Neuversuch starten?
Clonex habe ich noch nicht verwendet - werde ich aber u.U. noch tun.

Ich selbst würde zu zweiterem tendieren, aber bevor ich dort weitere Fehler begehe frage ich lieber um weitere Meinungen.
Ich denke da muss man nicht viel zu sagen - für den Durchmesser vermutlich zu dünn weggeschnitten. Durchmesser etwa 7-8 cm
Ich denke da muss man nicht viel zu sagen - für den Durchmesser vermutlich zu dünn weggeschnitten. Durchmesser etwa 7-8 cm
Mirabelle geschnitten.jpg (106.29 KiB) 1557 mal betrachtet
Rund herum unregelmäßig zugewuchert. Die anderen Versuchsstellen sehen ähnlich aus.
Rund herum unregelmäßig zugewuchert. Die anderen Versuchsstellen sehen ähnlich aus.
Mirabelle mit Kallus.jpg (84.42 KiB) 1557 mal betrachtet

Zur Linde:
Dort war ich erfolgreich, allerdings sind es - soweit ich sehen konnte - nur recht wenige und dickere Wurzeln. Also von einer ausgeprägten Feinverwurzelung kann jedenfalls nicht die Rede sein.

Was wäre hier die richtige Strategie?
Für mich infrage kommt:
a) weiter warten und wenn der Herbst kühler wird nochmal schauen, ob mehr Wurzeln da sind und dann schneiden
b) "warm einpacken" und warten, was die Wurzeln im nächsten Jahr machen, ggf. mit Draht unter den Wurzeln zusätzlich den Saft abdrehen

Was davon wäre besser, oder ist es keins davon?
Garantiert frostfrei, kühl und hell stellen ist bei uns schwierig.
Eventuell erkennt man es - auch hier hat es einen zweiten Versuch benötigt. Beim ersten Mal war ich nicht mutig genug und habe nicht durch das gesamte Kambium geschnitten.
Eventuell erkennt man es - auch hier hat es einen zweiten Versuch benötigt. Beim ersten Mal war ich nicht mutig genug und habe nicht durch das gesamte Kambium geschnitten.
Linde geschnitten.jpg (83.91 KiB) 1557 mal betrachtet
Man erkennt im Ausschnitt genau eine Wurzel. Ich habe nur kurz geschaut und wieder zugemacht, da ich in den kommenden Tagen nicht die Zeit dazu habe. Auch innen am Stamm sind nicht viele ersichtlich.
Man erkennt im Ausschnitt genau eine Wurzel. Ich habe nur kurz geschaut und wieder zugemacht, da ich in den kommenden Tagen nicht die Zeit dazu habe. Auch innen am Stamm sind nicht viele ersichtlich.
Linde mit Wurzel.jpg (127.29 KiB) 1557 mal betrachtet
Vielen Dank im Voraus und beste Grüße
Till
Zuletzt geändert von tisati am 04.09.2023, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
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mydear
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von mydear »

tisati hat geschrieben: 31.08.2023, 01:36 Mein Versuch bei der Mirabelle ging leider daneben, vermutlich war der Ring der entfernten Rinde zu schmal - den Hinweis mit 1-2x Durchmesser hatte ich leider vergessen und (geschätzt) 0,8x war wohl zu wenig. Als ich letzte Woche mal einen Blick riskiert habe, habe ich gesehen, dass die geschnittene Stelle relativ stark von Kallus wieder zugewachsen ist. Ich möchte mich selbstverständlich nicht geschlagen geben und werde das an den gleichen Stellen erneut versuchen.

Daher meine Frage:
Ist es besser das überwachsene Kallus noch dieses Jahr zu entfernen, zusätzlich Rinde etc. abnehmen und alles wieder einzupacken, oder sollte ich es vorerst so lassen (außer ggf. darunter mit Draht einschnüren) und dann im Frühjahr einen kompletten Neuversuch starten?
Clonex habe ich noch nicht verwendet - werde ich aber u.U. noch tun.

Ich selbst würde zu zweiterem tendieren, aber bevor ich dort weitere Fehler begehe frage ich lieber um weitere Meinungen.

Meiner Meinung nach ist der Rindenstreifen völlig ausreichend. Der helle Streifen glänzt stark, als ob dort viel Pflanzensaft vorhanden ist. Hattest du den Bast mit einem Skalpell ausreichend abgeschabt? Ohne diese Maßnahme wächst der Streifen oft schnell mit Kallus zu.

Ich würde über Winter alles belassen wie es ist, also die Mooskugelgut fixiert dran lassen. Im Frühjahr dann den Kallus entfernen und den Bast komplett abschaben, bis nur noch trockenes Holz vorliegt. Drahtring und Clonex kannst du zusätzlich machen.




Zur Linde:
Dort war ich erfolgreich, allerdings sind es - soweit ich sehen konnte - nur recht wenige und dickere Wurzeln. Also von einer ausgeprägten Feinverwurzelung kann jedenfalls nicht die Rede sein.

Was wäre hier die richtige Strategie?
Für mich infrage kommt:
a) weiter warten und wenn der Herbst kühler wird nochmal schauen, ob mehr Wurzeln da sind und dann schneiden
b) "warm einpacken" und warten, was die Wurzeln im nächsten Jahr machen, ggf. mit Draht unter den Wurzeln zusätzlich den Saft abdrehen

Was davon wäre besser, oder ist es keins davon?
Garantiert frostfrei, kühl und hell stellen ist bei uns schwierig.

Auch hier die Frage ob der Bast vollständig abgeschabt wurde? Ich würde im September nochmals nachsehen. Sind nicht deutlich mehr wurzeln vorhanden wieder einpacken und im Frühjahr neu starten. Manchmal überleben die neuen Wurzeln, teilweise sterben sie auch ab. Hängt vermutlich sonder Baumart und dem Feuchtigkeitsgehalt der Mooskugel ab.
Hallo Till,

erst mal gratuliere zu deinem Ersten Beitrag. Das Forum braucht Interessenten wie dich, die hier aktiv mitarbeiten. Ohne neue Beiträge geht sonst irgendwann hier das Licht aus... dies soll noch mehr Passive animieren hier mitzudiskutieren !!!
hier findest du 2 Beiträge zu deiner Thematik:

Abmoosen für Anfänger ausführlich gezeigt: viewtopic.php?p=513452#p513452

3 Jahre (!) Abmoosen an einer Hainbuche: viewtopic.php?p=581021#p581021

Viel Erfolg
Rainer
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tisati
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Hallo Rainer,

vielen Dank für deine rasche Antwort - ich werde mir Mühe geben hier weiterhin aktiv teilzuhaben, dem Hobby werde ich definitiv treu bleiben. Ich muss nur sehen wie es zeitlich reicht, mit dem Umbau des Hauses gibt es eigentlich mehr als genug zu tun derzeit. Und entschuldige meine späte Rückmeldung, eine kleine OP kam mir dazwischen.

Deine beiden verlinkten Threads hatte ich schon vor einiger Zeit gelesen, aber eben leider nicht mehr kurz vor dem Abmoosen erneut zu Gemüte geführt. Daher hatte ich die "1-2x Durchmesser" nicht mehr im Kopf und habe eben beim erneuten Nachlesen auch gemerkt, dass ich das Splintholz als Namen falsch verwendet hatte - ist ausgebessert um keinen Unfug zu verbreiten.

Grundsätzlich habe ich denke ich nicht zu viel falsch gemacht, bei der Linde hat es ja funktioniert (wenn auch nicht genug) - aber ich werde beim nächsten Versuch im kommenden Frühjahr nochmal darauf achten den Bast besser abzukratzen. Ich kann mir schon vorstellen, dass das bei der Mirabelle zu wenig war.

Bei der Linde hat sich kaum Kallus gebildet, daher ist dort vermutlich ausreichend Bast entfernt worden. Leider hat der Baum, auch durch die eigenartige Schnittweise in der Vergangenheit bedingt, kaum Laub und vermutlich deswegen ggf. zu wenig Wurzelwachstum anregen können. Da werde ich definitiv im kommenden Frühjahr besser düngen, solche "Basisaufgaben" sind mir wegen Hauskauf und Umzug leider etwas unter den Tisch gefallen.

Sollten bis September bei der Linde keine Fortschritte zu erkennen sein:
Im Erdgeschoss könnte, je nach Fortschritt des Umbaus, eine helle und frostfreie Umgebung geschaffen werden. Alternativ haben wir einen Keller, aber grundsätzlich wetterfeste Pflanzen im Winter in den Keller zu stellen ist glaube ich keine sonderlich gute Idee, oder?

Vielen Dank dir nochmal und beste Grüße.
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mydear
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von mydear »

tisati hat geschrieben: 04.09.2023, 13:22.
Sollten bis September bei der Linde keine Fortschritte zu erkennen sein:
Im Erdgeschoss könnte, je nach Fortschritt des Umbaus, eine helle und frostfreie Umgebung geschaffen werden. Alternativ haben wir einen Keller, aber grundsätzlich wetterfeste Pflanzen im Winter in den Keller zu stellen ist glaube ich keine sonderlich gute Idee, oder?
Hallo Till,
entweder nicht abtrennen und über den Winter draußen mit Folie stehen lassen. Oder abtrennen und geschützt in Garage oder kühlem Keller überwintern. Wobei die meisten Kellerräume viel zu warm sind.


Grüße
Rainer
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

mydear hat geschrieben:
tisati hat geschrieben: 04.09.2023, 13:22.
Sollten bis September bei der Linde keine Fortschritte zu erkennen sein:
Im Erdgeschoss könnte, je nach Fortschritt des Umbaus, eine helle und frostfreie Umgebung geschaffen werden. Alternativ haben wir einen Keller, aber grundsätzlich wetterfeste Pflanzen im Winter in den Keller zu stellen ist glaube ich keine sonderlich gute Idee, oder?
Hallo Till,
entweder nicht abtrennen und über den Winter draußen mit Folie stehen lassen. Oder abtrennen und geschützt in Garage oder kühlem Keller überwintern. Wobei die meisten Kellerräume viel zu warm sind.


Grüße
Rainer
Alles klar, vielen Dank dir.


tisati
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Hallo zusammen,

ein kurzes Update mit Folgefragen:

Die Linde habe ich abgesägt, oben eingekürzt und mit Moosballen in Tongranulat und etwas organischem Material eingetopft - sie lebt auch noch. Teilweise war der Kallus wieder über die Schnittstelle gewachsen, daher vermute ich, dass gar nicht viel zusätzliche Wurzeln gebildet worden wären. Außerdem gab es eine Stelle, an der es gerade zu modern begann - es war also (nach meinem Verständnis) zumindest nicht falsch, dass ich sie getrennt habe. Überwintert im Rohbau im Erdgeschoss, hell, kühl, jederzeit über Gefrierpunkt aber nicht zu warm.

Allerdings hat sie dieses Jahr aus keiner der bestehenden Knospen ausgetrieben, auch wenn diese alle noch grün sind und alle dünnen Zweige beweglich sind. Ich habe am Anfang vermutlich viel zu wenig eingekürzt, da musste ich dann nochmal ran (auch wenn ich dem Baum lieber mehr Ruhe gegönnt hätte). Mit Düngen habe ich mich zurückgehalten, lediglich etwas Wurzel-Stimulator habe ich hin und wieder dem Gießwasser beigefügt.

Aktuell steht sie im Halbschatten, bekommt bis Mittag Sonne (sofern man das dieses Jahr bisher in Süddeutschland so nennen kann) und steht danach im Schatten eines größeren Busches.

Da sich bisher nichts getan hat, aber wirklich sonnige Tage noch nicht da waren, würde ich aktuell so weiter machen. Sobald der Sommer sommerlicher wird, werde ich wohl eine Plastiktüte drüber stülpen (immer wieder lüften, ich weiß), um die Verdunstung aufzuhalten.

Zu meinen Fragen:
- Habe ich grobe Fehler begangen, aus denen ich und andere lernen können?
- kann ich so weitermachen und ggf. auf den Johannistrieb hoffen?
- welche Möglichkeiten gibt es, an die ich bisher noch nicht gedacht habe?
Linde Knospen 1.jpg
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Andreas Ludwig
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von Andreas Ludwig »

tisati - dass am 10. Juni noch keine Knospe ausgetrieben hat, macht mich etwas misstrauisch. Kannst du mal ein «Übersichtsbild» der ganzen Pflanze einstellen?
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 10.06.2024, 08:38 tisati - dass am 10. Juni noch keine Knospe ausgetrieben hat, macht mich etwas misstrauisch. Kannst du mal ein «Übersichtsbild» der ganzen Pflanze einstellen?
Natürlich. Wollte ich auch hochladen und habe gestern Nacht dann festgestellt, dass ich noch keins hatte.
Ich habe beim letzten zurückschneiden Anfang Mai die vitalsten (grün durchschimmernde) Knospen erhalten, daher die etwas unorthodoxe Struktur.

Zum Potential des Baumes: ich weiß, dass die Struktur vollkommen eigenartig ist und wenig Potential bietet. Mir geht es dabei darum zu lernen, außerdem ist der Baum eine kleine Herzensangelegenheit (wobei das grundsätzliche Überleben durch den enorm vitalen unteren Teil des Baumes auch gesichert ist). An sich würde ich an dem Bäumchen gerne verschiedene Techniken üben, dazu soll er mir in erster Linie dienen.

Der Topf ist sicherlich suboptimal, damals hatte ich aber noch keinen Trainings- bzw. Wasserpflanzentopf.

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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von Andreas Ludwig »

Dann gehen wir doch mal davon aus, dass da noch irgendwas lebt - bei aller Skepsis. Das wird aber nur überleben, wenn jetzt mal Schluss ist mit weiteren Massnahmen, sonst wird aus deinem Handeln fortgesetzte Misshandlung. Schonen, giessen, in Ruhe lassen, hoffen.

Linden sind - wie andernorts erwähnt - überaus duldsam, aber nicht endlos. Es dauert eine Weile, bis man einen Kollaps sicher bestimmen kann, sie sterben langsam. Tatsächlich bleiben kleine Zweige lange biegsam, Knospen wirken intakt und unter der Borke schimmert es grün. Wird die Borke allerdings runzelig, wirkt «trocken», glänzt etwas und wird rötlich, deutet das auf Abgang hin, ebenso, wenn Zweige sich deutlich gelb-rötlich verfärben. Die Knospen sind dann innen vertrocknet , obwohl sie satt und glänzend wirken. Der Rückzug erfolgt gewöhnlich von oben nach unten, Ausnahmen sind feine Treibe irgendwo, die ohne erkennbaren Grund manchmal aufgegeben werden (wobei bei dir da ncht mehr sehr viel dran ist)..

Last but not least: Entschuldige dich in einer Pflegediskussion nie für das Daherkommen eines Bäumchens, schon gar nicht eines Laubbaumes. Wenn du eine Anlage siehst, ist es an dir, sie zu entwickeln. Honni soit, qui mal y pense. Über Gestaltung redet man, wenn sie erkennbar wird.

Ergänzend ein Bild, kein gutes, aber es mag die «unerträgliche Leichtigkeit des Lindensins» etwas erhellen. Du siehst da zwei Stöpsel unten links. Das sind Abschnitte einer grösseren Linde, die ich einfach so in eine gerade verfügbare Pflanzschale gesteckt habe. Sie treiben bereits aus und das ist zentral, denn Wurzeln gibt es nur, wenn oben Grün ist - die Blattmasse ernährt die Wurzeln, nicht umgekehrt. Es ist banale Universalerde. Man sieht rechts eine Erbsenpflanze, denn dieses Jahr wollte ich mal schauen, wie Erbsen eigentlich aussehen. Unter dem Gitter treiben Kartoffeln, auch so ein Spass. Die tun sich da alle nicht weh in dieser Schale, bloss den Katzenammoniak muss ich fernhalten, darum das Gitter. Du siehst, man darf es nicht zu ernst nehmen, sondern sollte – wie bei Kindern auch - die eigenen Absichten etwas zurückstellen und einfach mal gedeihen lassen.

lindlein.jpg
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Zuletzt geändert von Andreas Ludwig am 10.06.2024, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Andreas Ludwig hat geschrieben:Dann gehen wir doch mal davon aus, dass da noch irgendwas lebt - bei aller Skepsis. Das wird aber nur überleben, wenn jetzt mal Schluss ist mit weiteren Massnahmen, sonst wird aus deinem Handeln fortgesetzte Misshandlung. Schonen, giessen, in Ruhe lassen, hoffen.

Linden sind - wie andernorts erwähnt - überaus duldsam, aber nicht endlos. Es dauert eine Weile, bis man einen Kollaps sicher bestimmen kann, sie sterben langsam. Tatsächlich bleiben kleine Zweige lange biegsam, Knospen wirken intakt und unter der Borke schimmert es grün. Wird die Borke allerdings runzelig, wirkt «trocken», glänzt etwas und wird rötlich, deutet das auf Abgang hin, ebenso, wenn Zweige sich deutlich gelb-rötlich verfärben. Die Knospen sind dann innen vertrocknet , obwohl sie satt und glänzend wirken. Der Rückzug erfolgt gewöhnlich von oben nach unten, Ausnahmen sind feine Treibe irgendwo, die ohne erkennbaren Grund manchmal aufgegeben werden (wobei bei dir da ncht mehr sehr viel dran ist)..

Last but not least: Entschuldige dich in einer Pflegediskussion nie für das Daherkommen eines Bäumchens, schon gar nicht eines Laubbaumes. Wenn du eine Anlage siehst, ist es an dir, sie zu entwickeln. Honni soit, qui mal y pense. Über Gestaltung redet man, wenn sie erkennbar wird.
Hallo Andreas,

alles klar, vielen Dank dir.
Ich hatte auch nicht vor viel zu tun, aber falls das falsch gewesen wäre und ich etwas versäumen würde, hätte mich das geärgert.

D.h. mein Plan mit schonen, Plastiktüte bei trockenem Wetter und weiterhin etwas pflegen ist grundsätzlich in Ordnung?

Das vorsichtige Düngen mit Wurzel-Stimulation ist auch in Ordnung oder gibt es etwas besseres?

Beste Grüße
Till


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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von Andreas Ludwig »

Die Plastiktüte würde ich weglassen, Schattieren reicht auch.
Das «vorsichtige Düngen mit Wurzel-Stimulation» klingt für mich etwas zwangshaft.
Weshalb ich oben ergänzt habe, wie «skrupellos unbesorgt» ich manchmal vorgehe.
It's just a tree. Die haben es Millionen Jahre auch ohne uns geschafft.
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Andreas Ludwig hat geschrieben:Die Plastiktüte würde ich weglassen, Schattieren reicht auch.
Das «vorsichtige Düngen mit Wurzel-Stimulation» klingt für mich etwas zwangshaft.
Weshalb ich oben ergänzt habe, wie «skrupellos unbesorgt» ich manchmal vorgehe.
It's just a tree. Die haben es Millionen Jahre auch ohne uns geschafft.
Ich habe auch meine anderen Versuche, bei denen ich etwas zwangsloser (ich versuchte ja nur zu unterstützen) agiere und bin da in der Regel auch entspannt. Mitte Juni ohne Veränderungen seit zwei Monaten war dann aber ein Moment, um doch noch weitere Ideen anzuhören.

Danke dir jedenfalls nochmal für deine Erfahrungen - dann schauen wir mal.

Und auf deinen Hinweis zum Entschuldigen: ich wollte mich nicht entschuldigen, nur manchen Kommentaren vorbeugen, die man hier hin und wieder liest, ob man sich den Aufwand wirklich wegen "dieses Materials" machen will.


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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von Andreas Ludwig »

tisati - ich kam 1992 ans Netz, mit einem «Didelididelidideli - Chrchrchr» Modem, das zehnmal versuchen musste, bis eine Verbindung stand. Da war noch Aufbruchsstimmung und viel Idealismus. Allerdings gab es bereits damals Ansätze zu dem, was man heute doxing nennt. Jetzt haben wir Kommentarspalten, Fake-News, Fake-Accounts, abwegige Interpretationen des Begriffs «Meinungsfreiheit» und sogar die Möglichkeit, mittels KI Fake-Statements in die Welt zu setzen. Die Streuner sind von der Leine. Man kann ihrem Gekläffe nicht vorbeugen. Darüber hinweggehen aber schon.
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Re: Fragen zum Abmoosen

Beitrag von tisati »

Hallo zusammen,

es ist aktuell zwar keine Frage mehr offen für mich, aber zur Wertschätzung der lehrreichen Antworten hier gehört für mich auch ein kleines Update. Und ansonsten hat ja jemand eventuell eine gleiche oder ähnliche Frage.

Auf Andreas' Hinweis, woran man dünnen Zweigen äußerlich ansieht, wenn sie am Zurücktrocknen sind, habe ich regelmäßig die Linde begutachtet - und leider irgendwann feststellen müssen, dass genau dieser Effekt einsetzte. Wie von ihm prognostiziert, zuerst oben. Kurze Tests haben den Verdacht bestätigt, dass der Status quo alles andere als optimal war und ich habe beschlossen, eine letzte Rettungsaktion zu starten. Auch, wenn das seinem Ratschlag widersprach, an der Linde nichts mehr zu tun und sie in Ruhe zu lassen.

Also hatte ich Ende Juni kurzerhand vorsichtig die Befestigung gelöst und siehe da - an den spärlichen Wurzeln hatte sich nichts getan. Sie waren wie zu Beginn, eher noch etwas matschiger - keine guten Aussichten. Also habe ich sie gründlich abgespült (um matschige Stellen besser erkennen zu können) und mit der Gartenschere das morsch werdende Holz getestet - das schien in Wurzelnähe zumindest auch noch viele helle, lebendige Stellen zu haben.

Also habe ich radikal eingekürzt, sodass nur noch wenige Knospen übrig blieben. Der Stumpen wurde dann mehr aus einem Gefühl heraus als wirklich Ahnung zu haben was ich tue, in kühler Umgebung in eine kleine Vase mit reinem Wasser gestellt. Nach etwa 1-2 Wochen (das Wasser habe ich regelmäßig gewechselt) habe ich den Stumpen in Vermiculit in einen TPK gestellt und daran befestigt.

Und siehe da, nach weiteren zwei Wochen haben sich die ersten Triebe geöffnet, Blätter kamen zum Vorschein und haben sich seither auch gut gehalten. Da der Baum auch an den warmen Tagen zuletzt draußen im Halbschatten stand, scheint die Feuchtigkeitsversorgung zu funktionieren. In dem TPK darf er jetzt natürlich bleiben, wird frostfrei überwintert und wenn er dann hoffentlich im kommenden Frühling wieder aus seinen neuen Knospen austreibt, werde ich wohl vorsichtig optimistisch werden.

Als Lehre bleibt, dass man nicht unterschätzen sollte, was man nach einer Abmoosung alles zurückschneiden sollte - damit die wenigen Wurzeln eine Chance haben zu funktionieren.

Bei den Bildern ist der Fokus sonst wo gewesen, aber nicht da, wo ich ihn wollte. Erkennt man manchmal zu spät.
Linde 2024 1.jpg
Linde 2024 1.jpg (118.55 KiB) 237 mal betrachtet
Linde 2024 2.jpg
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Die Mirabellen sind leider scheinbar sehr zäh - bis auf einen anschwillenden Kallusring habe ich leider nichts gefunden und habe überall nochmal die Wurzelhilfe aufgetragen und z.T. das Moos erneuert. Umso überraschender war dann der Blick in den letzten der drei Abmoos-versuche, dort hatte sich tatsächlich eine einzige Wurzel gebildet. Also nochmal Wurzelhilfe drumgeschmiert, vorsichtig alles wieder eingepackt und nun bleibt nur noch das Warten aufs nächste Jahr. Ich hatte eigentlich gehofft, dass der frostbedingte Fruchtausfall dieses Jahr dazu führen könnte, dass die Mirabelle mehr Kraft in die Abmoosungen stecken würde, aber das war wohl nicht der Fall.

Einziger Unterschied (bis auf die einzelne Wurzel) zum letzten Jahr: Die Kallusbildung hat brav am Drahtring gestoppt - d.h. ich musste es nicht mehr zurückschnitzen und hoffe, dass ich nächstes Jahr mehr zu berichten habe. Zu dem Sphagnum-Moos habe ich zum Strecken etwas Kokoshumus gemischt, daran kann der überschaubare Erfolg natürlich auch gelegen haben. Versuchen wollte ich es dennoch, denn andere Bäumchen kommen mit dem Kokos super zurecht.
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Mirabelle 2024 2.jpg (179.91 KiB) 237 mal betrachtet
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