Päonienstein

Akzentpflanzen, Kusamono, Beisteller und andere mit Bonsai verwandte Künste z.B Suiseki
Antworten
Immergrün
Beiträge: 186
Registriert: 17.01.2024, 04:49

Päonienstein

Beitrag von Immergrün »

Hallo zusammen,

es gibt noch keinen Beitrag in diesem Forum zum Thema "Päonienstein", daher zeige ich einmal einen Suiseki von mir und schreibe, was ich darüber weiß und denke. Es ist leider nicht allzu viel, vielleicht kann jemand eigenes Wissen ergänzen.

Das Auge des Suiseki-Freundes ist geschult an zahllosen Chrysanthemensteinen vor allem chinesischer Provenienz (auch ich habe aus Ascheberg einen wunderschönen, polierten Stein dieser Art erworben, den ich sehr mag), die weiße Blüten auf schwarzer oder dunkelgrauer Matrix zeigen. Die Blüte hat klar definierte, oft plastisch wirkende Blätter, die in der Regel um ein erkennbare Zentrum angeordnet sind. Der farbliche und haptische Kontrast von Matrix und Blüte(n) ist sehr reizvoll. Viele dieser Steine sind leider oft zu offensichtlich überarbeitet und poliert und wirken zu unnatürlich. Da sie gleichwohl hübsch und oft auch beeindruckend groß sind, fallen sie oft in die Kategorie der "Bonseki". Solche Steine werden nach Aussage von Tom Elias in Japan bei traditionellen Ausstellungen nicht ausgestellt. In Japan sind ebenfalls zahlreiche Chrysanthemensteine - vor allem aus dem Neo-Tal, aber auch aus dem Shimonita-Tal - im Handel zu finden. Die höchste Wertschätzung genießen Steine, die eine unpolierte Matrix haben, die also "saba" sind.

Nachdem wir uns in Europa nicht nur hinsichtlich unserer Bonsai stilistisch und theoretisch etwas von den japanischen Kategorien entfernt haben (vielleicht in ähnlichem Umfang auch von chinesischen oder koreanischen Vorgaben), geschieht dieses auch zunehmend bei Suiseki. Auf diesem Gebiet haben europäische und amerikanische Sammler:innen eine beeindruckende Vielzahl moderner Steine auf nicht weniger beeindruckende Daiza stellen können. Ähnlich wie bei den Bonsai gefallen mir sehr oft Steine aus "beiden Welten", wenn mir hingegen ein Stein besonders ins Auge sticht, ist es meist ein Stein aus einem kalifornischen oder tschechischen Fluss. Irgendwie ist es - für mich! - mit Steinen so wie mit Bonsai. Die sehr prominent besprochenen Steine aus Italien gefallen mir natürlich auch manchmal, aber sie sprechen, um mich einmal der Worte Walter Palls über italienische Bonsai zu bedienen, sehr oft Japanisch mit Akzent. Da nehme ich dann schon lieber das Original...

Der unten zu sehende Stein ist ein recht großer Päonienstein (34cm), der die für diese Steinsorte typischen Päonienblüten zeigt. Sie sind wie auf den Stein getupft und viel weniger plastisch als die Chrysanthemenblüten. Viele Steinhändler haben entweder keine Ahnung, von dem, was sie verkaufen, oder verkaufen ihren Kunden gerne Phantasien. So wurde mir dieser Stein, der nun typischer für einen Päonienstein kaum sein, als Chrysanthemenstein verkauft. Offenbar sind Päoniensteine im Bonsaihandel nicht gefragt! Und weil er für einen typischen Chrysanthemenstein natürlich viel zu häßlich ist, habe ich auch nur ganz wenig dafür bezahlt und bekam einen "echten" Chrysanthemenstein (aus dem Neo-Tal, leider nahezu bis zur Unkenntlichkeit poliert und damit wertlos) als Geschenk noch mit dazu.

Mir hingegen gefällt dieser Stein, gerade weil er nicht wie ein Chrysanthemenstein aussieht, sehr gut. Er soll aus Japan kommen (was ich jedoch bezweifele), hat eine wunderbare, unbehandelte Oberfläche; eine schöne Form und zahlreiche hübsche Blüten auf Vorder- und Rückseite. Auch wenn ich "echte" Chrysanthemensteine mag (und vor allem die aus dem Shimonita-Tal), so spricht mich dieser "billige" Stein sehr an und ich betrachte ihn sehr oft sehr lange. Was mich stört und was ich irgendwann mal ändern werde, ist der schreckliche Daiza. Der ist aus ganz schlechtem Holz, über und über mit schadhaften Lagen schwarzen Lacks lackiert. Da wünsche ich mir für die Zukunft einmal einen modernen Daiza, der den Stein etwas aufwertet. Aber wie es immer so mit Provisorien ist: Sie erfüllen ihren Zweck und man denkt irgendwann nicht mehr daran.

Vielleicht hat ja jemand von Euch auch einen Päonienstein und mag ihn zeigen oder das eigene Wissen über diese Steine hier teilen? Ich würde mich sehr freuen, von Euch zu lernen!

LG Stefan
Dateianhänge
PÄONIENSTEIN IMG_2510.jpeg
PÄONIENSTEIN IMG_2510.jpeg (227.95 KiB) 736 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Immergrün am 21.09.2024, 13:16, insgesamt 1-mal geändert.
LIebe Grüße, Stefan
Sanne
Freundeskreis
Beiträge: 7577
Registriert: 01.02.2009, 19:09
Wohnort: Norddeutschland

Re: Päonienstein

Beitrag von Sanne »

Hallo Stefan,

schön, dass Du mal wieder einen Stein aus Deiner Sammlung zeigst.
Den Begriff Päonienstein höre ich allerdings zum ersten Mal. Als Klassifizierung vielleicht noch Blumenmusterstein.

Ich habe nur einen kleinen Chrysanthemenstein, aber da er „bearbeitet“ ist, zählt er zu den Biseki.
viewtopic.php?p=539046#p539046

Grüße, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
Immergrün
Beiträge: 186
Registriert: 17.01.2024, 04:49

Re: Päonienstein

Beitrag von Immergrün »

Hallo Sanne,

ich finde deinen Kikkaseki sehr schön! So wie es aussieht, haben die Blüten eine farbige Mitte. Der Stein hat eine schöne Bewegung und ein tolles Daiza!

Im angloamerikanischen Bereich ist "peony stone" nicht unbekannt und offenbar populärer als seine deutsche Übersetzung. Dort wird er aber oft nur als optische Variante zum Chrysanthemenstein verstanden, da beide mineralogisch offenbar (nahezu) identisch sind. Päoniensteine sind offenbar häufig genug in Sammlungen sichtbar, um ihnen einen Namen zu geben, aber zu selten, als dass dieser Name weiter verbreitet ist. Das suggeriert, es seien seltene Steine. Denke ich persönlich nicht. Ich denke, dass es ganz viele dieser Steine gibt, die aber als "Chrysanthemensteine" wahrgenommen werden. Da meiner so gar keine Chrysanthemen-Optik zeigt, bin ich sehr glücklich mit ihm. Er wirkt in all dieser Unvollkommenheit dennoch irgendwie "fertig" auf mich.

Blumenmusterstein ist die richtige Kategorie, stimmt. Ich sage immer "Blütensteine". Das ist aber immer nur privat.

(Ein Mensch, der bei mir mal die Blumen gießen musste, hat meine Chrysanthemensteine immer mitgegossen. Die Blüten sahen ja irgendwie "echt" aus und man glaubte sich auf der sicheren Seite, wenn die auch Wasser abbekommen würden. :lol: *daumen_new* )
LIebe Grüße, Stefan
Sanne
Freundeskreis
Beiträge: 7577
Registriert: 01.02.2009, 19:09
Wohnort: Norddeutschland

Re: Päonienstein

Beitrag von Sanne »

Immergrün hat geschrieben: 20.09.2024, 17:03 Im angloamerikanischen Bereich ist "peony stone" nicht unbekannt und offenbar populärer als seine deutsche Übersetzung.
Danke für die Info, Stefan.
In der Tat kann man im Netz unter peony stone einige Beispiele finden.
Hier mal ein kleines Exemplar, das auf der Trophy 2023 gezeigt wurde und Deinem Päonienstein etwas ähnelt.

Grüße, Sanne
Dateianhänge
IMG_1748 (2)_flower pattern stone_trophy 2023.jpg
IMG_1748 (2)_flower pattern stone_trophy 2023.jpg (98.22 KiB) 579 mal betrachtet
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
Immergrün
Beiträge: 186
Registriert: 17.01.2024, 04:49

Re: Päonienstein

Beitrag von Immergrün »

Oh ja, der ist ja schön! Danke für das Foto! Solche Steine finde ich traumhaft: So viele Blüten und so eine schöne, natürliche Oberfläche!
Scheinbar zeigen viele Päoniensteine neben den Blüten noch so "Schneeflocken", das sieht so elegant aus!

Also der Stein vom Foto gefällt mir extrem gut! Wie eine Blumenwiese...
LIebe Grüße, Stefan
Antworten