Erdmischungen aus dem Baumarkt/Gartencenter - Weitere Tipps von Nils

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Reiner
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Erdmischungen aus dem Baumarkt/Gartencenter - Weitere Tipps von Nils

Beitrag von Reiner »

Von Nils Oscenda

Seit ich vor knapp drei Jahren (mehr oder weniger) ernsthaft mit Bonsai begonnen habe, habe ich auch immer wieder mit Erdmischungen experimentiert. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich und es gab auch mal das eine oder andere Substrat, das den Bäumchen nicht so gut getan hat.

So war z.B. reines Seramis in einem "offenen" System im letzten Supersommer gar keine gute Idee für meine "Ficusse" (tw. Trockenschäden), meine ersten Mischungen mit viel "normaler" Gartenerde und Kies auch nicht (Wurzelschäden). Seramis als Drainage ist OK, muss aber unbedingt gesiebt werden, da es sonst verschlammt und genau den gegenteiligen Effekt hat. Soviel zu meinen negativen Erfahrungen.

Mit der Zeit habe ich dann die Sache mit der Erde immer besser verstanden und die diversen Mischungen funktionieren mittlerweile alle ganz gut. Einen guten Teil Aufklärungarbeit in dieser Richtung hat damals der Reiner mit seinem "Erdkundeunterricht" geleistet :wink: .

Neben Dingen wie einem festen Stand (s. Reiners Bericht) ist die Hauptaufgabe des Substrates die Versorgung der Pflanze mit Wasser und Nährstoffen. Damit die Wasserversorgung klappt, muss das Substrat

(1) schnell Wasser aufnehmen,
(2) gut Wasser speichern und
(3) überschüssiges Wasser ableiten.

Das reine Seramis konnte (2) und (3), aber (1) nicht.
Die ersten Mischungen konnten (1) und (2), aber (3) nicht.
Der "Lehmklumpen" von Baumarkt-Bonsais kann nur (2), aber (1) und (3) nicht

Die Bestandteile siebe ich vor dem Mischen. So kann ich beeinflussen, wie grob das Substrat wird und habe am Ende das richtige Mischungsverhältnis. Wenn ich erst die "Mischung" siebe, kann es sein, dass ein Bestandteil mehr feine Anteile hat und ein anderer mehr grobe. Die Diskussion Pro/Contra des Siebens will ich nicht wieder entfachen, ich mach es halt so :wink:

Lange Rede, kurzer Sinn, ich möchte euch nun zwei Erdmischungen vorstellen, die nur aus Bestandteilen gemischt sind, die man im Baumarkt bzw. Gartencenter bekommt, aber alle drei Kriterien erfüllen. Zwei der Bestandteile sind am besten im frühen Winter als Streugut zu bekommen. Wer also keinen "Akadama-Dealer" in der Nähe hat, kann trotzdem ein gutes Substrat mischen.Streugut sollte man vorsichtshalber vor der Verwendung als Substrat gut mit Wasser spülen. Es ist schon vorgekommen, dass in Streugut Reste von Tausalz enthalten waren, das vorher mit derselben Maschine in Säcke gefüllt worden war.

Die "Outdoor"-Mischung

Ich nenne die Mischung eigentlich nur so, weil ich derzeit zu 90% Outdoors in dieser Erde stehen habe, u.a. ein paar "Garten-Yamadori" in Teichpflanzkörben (Thanks, Martin Mr. Green). Für Indoors funktioniert sie aber auch prima, Crassula und Portulacaria fühlen sich darin z.b. sauwohl.

Die Outdoor-Mischung besteht aus folgenden Bestandteilen:

- Torf :arrow: (1)
- braunes Tongranulat (Streugut) :arrow: (2)
- Basalt-Splitt Pfeil (3)
- Eifel-Lava (z.B. Streugut, aber auch als Aquarium-Kies) :arrow: (2) und (3)

Meine Standard-Mischung hat einen doppelten Anteil von Torf und Ton (Torf:Ton:Splitt:Lava = 2:2:1:1 :arrow: Bild 3). Diese Mischung entspricht von den Eigenschaften etwa einer 1:1:1-Mischung von Akadama, Torf und Splitt. Ich habe aber auch schon eine Mischung mit gleichen Anteilen aller vier Bestandteile für ein paar Indoors verwendet ( :arrow: Bild 2, Mitte).

Den Nachteil für Einsteiger ist, dass es die Bestandteile für diese Mischung nur in großen Säcken gibt ( :arrow: Bild 1). Wer will schon diese vier Säcke nur für einen Ficus und eine chinesiche Ulme rumstehen haben? :wink:

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Bild 1:Die Säcke (v.l.n.r.): Ton, Lava, Torf, Splitt

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Bild 2: Die einzelnen Bestandteile Lava (o.l.), Torf (o.r.), Ton (u.l.) und Splitt (u.r.) sowie eine 1:1:1:1-Mischung in der Mitte

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Bild 3: So sieht eine Mischung mit doppelten Anteilen von Torf und Ton im Topf aus.

Die Indoor-Mischung:

Die Indoor-Mischung nehme ich wegen der roten Farbe des Seramis nur für Indoors, zu Outdoors passt sie m.E. nicht so recht. Außerdem ist das sozusagen meine Einsteiger-Mischung, da man alle Bestandteile in relativ kleinen Mengen bekommen kann.

Die Indoor-Mischung besteht aus:

- Kokosfasern (nachwachsender Torf-Ersatz) :arrow: (1)
- Seramis (gebranntes Tongranulat) :arrow: (2)
- Quarzkies (Aquarium-Kies, mittelgrob D=2 bis 5mm) :arrow: (3)

Die Kokosfasern gibt es als gepresste Blöcke zu kaufen, gemischt mit der entsprechenden Menge Wasser ergibt solch ein Block ca. 7l Kokoserde. Die drei Bestandteile mische ich zu gleichen Anteilen (1:1:1). Für eine dunklere Erdmischung kann man statt Quarzkies auch Basaltsplitt (s. Outdoor-Mischung) verwenden. In dieser Erde habe ich den ganzen Sommer über diverse "Ficusse", Portulacariae und Crassulae stehen gehabt und sehr gute Zuwächse erzielt.

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Bild 4: Schon übersichtlicher: Basaltsplitt (o.l.), Seramis (o.r.), Quarzkies (u.l.) und Kokosfasern (u.r.)

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Bild 5: Gleiche Teile, jeweils für eine helle und eine dunklere Mischung: Kokosfasern (o.), Seramis (m.) und Quarzkies (u.l.) und Basaltsplitt (u.r.)

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Bild 6: So sehen die Mischungen aus, wenn sie trocken sind.

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Bild 7: Und so, wenn sie feucht sind. An der Farbe des Seramis (und des Splitts) kann man gut sehen, wann der Baum wieder Wasser benötigt (vgl. Bild 6)

Ein kleiner Zusatz noch zu Lava

Lava enthält teilweise sehr feine, staubige Bestandteile, die sich nach und nach am Boden einer Schale absetzen können. Dieser Lava-Staub verdichtet sich mit der Zeit immer mehr und wird richtig fest und vor allem relativ wasserdicht. Reiner hat das schon in seinem "Erdkundeunterricht" beschrieben, ich habe da mal ein Foto dazu.

In der Schale war zum Glück kein Baum gepflanzt, da hatte ich nur immer den ausgesiebten feinen Teil der Lava drin gesammelt. Wenn man den ganz feinen Staub aussiebt (noch besser: ausspült), kann man das übrig bleibende feine Granulat super für Untersetzer von Indoors verwenden.

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Den Klumpen möchte ich nicht unten in der Schale haben...
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