Waldgestaltungen - Materialsammlung von Walter Pall

Baumformen und wie man sie erreicht, Gestaltungsberichte, Schalen, Ausstellung
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Holger
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Waldgestaltungen - Materialsammlung von Walter Pall

Beitrag von Holger »

von Walter Pall


Gruppen- oder Waldform (Yose-ue)

Wenn mehr als ein einzelner Baum in einer Schale steht, und die Bäume nicht durch ihre Wurzeln verbunden sind, spricht man von Gruppen- oder auch Waldpflanzung. Der Japaner nennt das Yose-ue. Man kann sagen, dass es sich bei bis zu 9 Bäumen um eine Gruppe handelt, darüber kann man von der Waldform sprechen. Mit der Waldform kann man unmittelbar den Zauber einer natürlichen Szene erzielen.

Durch die Anordnung vieler Stämme entsteht auf kleinem Raum ein perspektivische Wirkung. Sie hängt von den Abständen zwischen den Stämmen und von den deutlichen Unterschieden in der Höhe und Dicke ab. Die meisten Gruppen haben einen Hauptbaum, der den Charakter der ganzen Gruppe bestimmt. Oft gibt es noch einen zweiten dominierenden Baum, der mit dem ersten harmoniert.

Die Einzelbäume einer Gruppenpflanzung können in unterschiedlichen Formen gestaltet werden. Meist sind die Bäume Frei Aufrecht oder Streng Aufrecht. Aber auch Schräg Geneigte, Windgepeitschte Gruppen gibt es, wie auch solche in der Literaten- und Treibholzform. Egal, welche Form gewählt wird, wichtig ist, dass sie dann auch durchgehend den Charakter der Gruppe bestimmt.
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Ein Zierbelkieferwald

Unterscheidung nach Arten:

Yuji Yoshimura unterscheidet nach dem Erscheinungsbild: Realistisch, Idealistisch, Suggestiv und Definitiv. Der Hauptunterschied zwischen einer realistischen und idealistischen Waldpflanzung besteht in der Verwendung von einer oder mehreren Arten.

Realistische Gruppen bestehen oft aus mehreren verschieden Arten, während idealistische aus einer Art bestehen.

Suggestive Gestaltungen fordern den Betrachter auf, die Komposition zu vollenden. So weist der unbepflanzte Teil in einer Schale oder auf einem Stein auf ein großes offenes Feld hin. Manchmal werden flache Steine hineingelegt, die nach hinten zu immer kleiner werden um so die Perspektive zu verstärken.

Vertikale Waldpflanzungen suggerieren auf der Schalenebene das Meer, oder einen See. Definitive Waldpflanzungen füllen den gesamten Behälter mit Bäumen und bewirken einen endgültigen Eindruck.

Nach linearen Aspekten kann man zwischen horizontalen und vertikalen Gruppen unterscheiden. Wenn die Bäume entlang einer horizontalen Achse, also in einer Schale oder auf einen flachen Stein gepflanzt werden, dann ist der Eindruck horizontal. Wenn dagegen auf einen Stein mit Erhöhungen und Stufen ein Wald gepflanzt wird, kann man von einer vertikalen Gruppe sprechen.

Auch nach der Perspektive kann man unterscheiden. Bei der entfernten Sicht ist der höchste und kräftigste Baum der Gruppe in der Mitte gepflanzt und die kleineren Bäume um ihn herum im Vorder- und Hintergrund.

Bei der Nahsicht wird der Hauptbaum in den Vordergrund gestellt, während die Bäume dann nach hinten zu immer kleiner werden. Wenn man als Mensch direkt vor einem Wäldchen steht, dann sieht man die nahestehenden Bäume viel größer als die dahinter stehenden. Das Gehirn setzt das was das Auge sieht sofort um und lässt die Bäume dann für den Betrachter gleich hoch erschienen. Das Gehirn kennt die Wirkung der Perspektive.

Der Gestalter kann sich diesen Effekt zu Nutzen machen und durch das Platzieren von hohen Bäumen im Vordergrund eine starke perspektivische Wirkung erzeugen. Wenn man dasselbe Wäldchen von weit entfernt betrachtet, dann wirken die Bäume in etwa gleich hoch. Wenn man diesen Effekt erzielen will, dann werden die großen Bäume eher in die Mitte oder sogar in den Hintergrund gestellt. Dadurch wirkt das Ganze aber eher flacher. Der Fotograf kennt diese Effekte sehr gut: Wenn man recht nahe vor einem Objekt steht und es mit einem Weitwinkelobjektiv abbildet, dann entstehen sehr starke Verzerrungen der nahen Punkte. Wenn man sehr weit weggeht und ein starkes Teleobjektiv verwendet, dann verschwinden die perspektivischen Größenunterschiede völlig.
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Ein Beispiel für die perspektivische Gestaltung eines Waldes, wobei der Unterschied in den Bildern vorher/nachher deutlich zu erkennen ist

Geeignete Bonsai (Baumarten):

Man verwendet für eine Waldpflanzung fast alle Baumarten. Die Eingriffe, gerade in den Wurzelballen sind recht drastisch. Deshalb empfiehlt es sich, robuste Arten zu verwenden.

Man nimmt in der Regel nur Bäume einer Art. Sie sollten sehr ähnlich aussehen, ähnliches Laub haben, ähnliche Rinde, im Frühjahr zugleich austreiben, im Herbst die Blätter zugleich färben und dann fallen lassen. Dies kann am besten erreicht werden, wenn die Pflanzen geklont sind, also von identischen Stecklingen stammen.

Sämlinge, auch wenn sie vom gleichen Baum stammen, haben oft recht verschiedene Eigenschaften. Wenn es sich um gesammelte Bäume handelt, dann sollten sie wenigstens vom selben Standort sein.

Die Floßform, Mehrfachstammform und die Form mit verbundenen Wurzeln haben den Vorteil dass sie in jedem Fall einheitliches Baummaterial aufweisen.

Verschiedene Baumarten für eine Waldpflanzung zu verwenden, also einen ?Mischwald? zu erstellen, ist möglich, aber schwierig. Wenn verschiedene Baumarten gewählt werden, dann sollten sie ähnliche Anforderungen stellen. Die Bedürfnisse nach Licht, Wasser, Nährstoffen sollten sehr ähnlich sein. Die verschiedenen Arten müssen in ihrer Erscheinungsform zusammenpassen. Die Blätter oder Nadeln müssen eine ähnliche Größe haben. Nadelbäume mit kurzen Nadeln sollten nur mit kleinblättrigen Laubbäumen zusammen verwendet werden. Ausnahmsweise kann man sich auf die Wintersicht beschränken. Hier wirkt die Gruppe nur ohne Laub gut. Ansonsten lässt man sie im Sommer frei wachsen.

Bei Bonsaiinsidern, auch in Japan, sind Mischpflanzungen suspekt. In Japan spielen sie allerdings eine recht große Rolle. Es ist dort weithin üblich sich zum Neujahrsfest eine Mischpflanzung zu schenken, die in den verschiedenen Bäumen (Kiefer, Bambus und Pflaume) langes Leben, Geradlinigkeit und Glück symbolisiert.

Mit Nadelbäumen kann man meistens bessere Gruppen gestalten als mit Laubbäumen. Die Nadelbäume haben viel exakter definierte Astlinien, die waagrecht oder nach unten abstehend natürlich wirken. Es sieht gut aus, wenn die gesamte Gruppe solche Äste aufweist. Bei Laubbäumen wirkt das meist sehr gekünstelt. Auch kann man die kleineren Bäume, die für die Tiefenwirkung so wichtig sind, bei Laubbäumen nicht so filigran gestalten wie bei den meisten Nadelbäumen.

Bei Kiefern muss man die natürliche Nadelgröße des verwendeten Materials besonders berücksichtigen. Für Gruppen eigenen sich besonders ganz kurznadelige Kiefern. Es gibt von allen Arten auch Klone mit besonders kurzen Nadeln, die in Japan unter der allgemeinen Bezeichnung Yatsubusa bekannt sind. Das bedeutet, dass sie auch meistens besonders dicht wachsen und schnittverträglich sind. Von Natur aus langnadelige Kiefern, wie Pinus thunbergiana, P. nigra, P. cembra sind als Gruppenpflanzung eine besondere Herausforderung. Meist wird man von vornherein mit recht hohen Bäumen arbeiten müssen, damit die Proportionen halbwegs stimmen. Ein Mindestmaß von 60 cm für den höchsten Baum ist wohl geboten.

Bei Laubbäumen wirkt oft die einheitliche, glatte Rinde in der Gruppe besonders gut. So können Rotbuchen und Hainbuchen als Gruppen sehr reizvoll sein. Von diesen Baumarten findet man auch besonders häufig Exemplare, die als Einzelbaum nicht brauchbar sind, aber sich sehr gut in eine Gruppe einpassen.

Solche Gruppen wirken im Winter viel besser, weil dann die filigranen Äste zu sehen sind. Im Sommer bestehen sie aus einem einheitlichen Laubdach. Auch Dreispitzahorngruppen wirken meist im Winter besser. Ganz besonders schön sind Gruppen des Bergahorns (Acer palmatum). Diese Art hat immer sehr feine Äste, die mit und ohne Laub gut aussehen. Bei Laubbäumen ist auch die Zeit des Austriebs und der Herbstfärbung wichtig. Deshalb sollte man seine Bäume nach der Gleichzeitigkeit des Austriebes und der Herbstfärbung wählen.
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Klein fängt an, was ein großer Wald werden soll...

Bei einigen Laubbaumarten ist die Farbe im Herbst von Baum zu Baum recht verschieden. So können Zelkoven viele verschiedene Rottöne bis orange annehmen. Man kann nun absichtlich eine bunte Herbstfärbung arrangieren, oder eine einheitliche Farbe wählen. Die identische Herbst- und auch Sommerfarbe von geklonten Bäumen bindet die Gruppe optisch und der Blick wird nicht durch verschiedene Farben von den Linien der Bäume abgelenkt.

Deborah Koreshoff beschreibt den Effekt eines Scherenschnittes: Wenn das Papier, wie üblich ein einheitliche starke Kontrastfarbe aufweist, sieht man die Silhouette ganz genau. Wenn das Papier jedoch bunt gemustert ist, dann verschwindet dieselbe Silhouette, weil das Auge nicht mehr sofort erkennt, worauf es sich konzentrieren soll. Dies ist ein klarer Hinweis drauf, dass völlig einheitliche Belaubung im Sommer und auch im Herbst bei Gruppen besser ist, als die "natürliche" verschiedene Belaubung. Der Scherenschnitteffekt wird noch stärker, wenn die Blätter im Winter ganz fehlen.


Geeignete Bonsai (Wuchs):

Man kann in einer Gruppenpflanzung auch Bäume gut unterbringen, die einzeln nicht mehr als Bonsai taugen. So wirkt eine Gruppe im Besenstil sehr gut.

Einzelbäume, die einen einseitigen Wurzelansatz haben, sind in diesem Stil fast wertlos. In eine Gruppe können sie sehr gut hineinpassen. Bäume, die nur auf einer Seite Äste und dazu noch einen einseitigen Wurzelansatz haben, kann man sehr gut ganz dicht neben einen anderen Baum mit ähnlichen Fehlern stellen.

Die Größe der Bäume sollte deutlich verschieden sein. John Naka gibt folgende optimale Größenverhältnisse an: Der größte Baum ist deutlich höher als der zweite, der 80 % der Größe des ersten hat. Der drittgrößte hat 70 % und alle weiteren Bäume sind deutlich kleiner, sie haben Größen von 50, 40, 30 und ev. auch 20 % des größten Baumes. Er spricht von den kleineren Bäumen als unterstützenden Bäumen. Die Höhe der Bäume ist leichter zu verändern als die Stammstärke.

Oft kann man durch einfaches Einkürzen einiger Bäume bereits deutliche Unterschiede schaffen.

Es ist auch möglich, einen oder mehrere Bäume auf einen kleinen Hügel zu setzen, damit sie deutlich höher sind als die anderen. So kann man ev. auch mit annähernd gleich langem Ausgangsmaterial Spannung und Perspektive in einer Gruppe erzeugen.

Freilich sind diesen Möglichkeiten Grenzen gesetzt. Wenn eine Stamm gleich dick ist wie ein anderer, dann sollte er auch nicht wesentlich kürzer sein, sonst wirkt das grotesk.


Unterscheidung Gruppe/Wald:

Der Unterschied zwischen Gruppe und Waldpflanzung ist fließend. Die Bezeichnung wird teilweise als Synonym verwendet. Man kann aber auch sagen, dass man einen Wald vor sich hat, wenn man die Bäume zählen muss.

Die Anzahl ist offen. Man spricht von Gruppe, wenn es drei bis sieben Bäume sind, danach kann man es einen Wald nennen. Klassisch ist die Forderung nach einer ungeraden Anzahl. Dies macht Sinn bis etwa 10 Stück, danach ist es vom künstlerischen Standpunkt meist egal.
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Eine Lärchengruppe

Die Forderung nach ungeraden Zahlen ist nicht rein eine künstlerische, sondern kommt aus dem asiatischen Denken. So ist die Neun eine Unglückszahl, auch wenn sie ungerade ist und daher zu vermeiden. Den westlichen Gestalter sollte nur interessieren, dass dahinter die Forderung nach Vermeidung von Symmetrie steht.

Es ist zwar traditionell nicht üblich, jedoch durchaus möglich, zwei Bäume in eine Schale zu setzen. Dann wendet man alle Regeln für Zwillingsstämme an. Man hat aber viel mehr Freiraum als bei einem echten Zwillingsstamm, weil ja jede beliebige Kombination von zwei Bäumen grundsätzlich möglich ist und nicht durch die natürlichen Gegebenheiten einer Pflanze beschränkt wird.

Immer wird ein Baum deutlich kleiner sein als der andere. Die beiden können eng zusammengepflanzt werden, wie ein Doppelstamm oder auch weiter auseinander. Immer wird man Bäume der selben Art verwenden, möglichst geklont, so dass sie identische Eigenschaften haben.

Es gibt hohe und niedrige Gruppen. Die Höhe des größten Baumes sollte nicht unbedingt der Breite der Gruppe entsprechen. Gut sieht es aus, wenn die Gruppe viel breiter ist als der höchste Baum, dann spricht man von einer niedrigen Gruppe. Sie kann aber auch deutlich höher sein, als sie breit ist. Da ist dann eine hohe Gruppe, die auch ihre Reize hat.


Schale:

Die Bäume stehen immer in einem recht flachen Gefäß. Es kann auch eine Stein- oder Tonplatte sein. Meist sieht es gut aus, wenn die Schale ganz flach ist. Je mehr Bäume, um so flacher sollte die Schale aus künstlerischen Gründen sein. Demgegenüber stehen die physiologischen Bedürfnisse der Bäume. Wenn die Bodenoberfläche recht groß ist, kann auch der Boden in einer sehr flachen Schale genügend feucht gehalten werden.


Aufbau eines Waldes:

Wie baut man nun eine solche Gruppe auf? Dafür gibt es einige Varianten:

- Die großen Bäume stehen im Vordergrund, die kleineren im Hintergrund. Dadurch ergibt sich eine bessere Perspektive. Die kleineren Bäume sind dabei enger zusammengepflanzt.

- Wenn die größeren Bäume im Hintergrund stehen, spricht man von der Nahansicht eines Waldes.

- Eine größere Anzahl von Bäumen wird in Baumgruppen unterteilt, die ev. wiederum aus kleinen Gruppen bestehen. Die Abstände zwischen den Gruppen sind größer als zwischen den Bäume innerhalb einer Gruppe.

- Asiatische Gestalter ordnen manchmal die Bäume so an, dass sie von oben gesehen ein Schriftzeichen ergeben.

- Der unbepflanzte Raum ist sehr wichtig. Oft ist nur ein geringer Teil der Schale bepflanzt. Dadurch entsteht das Gefühl von Weite. Die Bäume sind manchmal ganz im Hintergrund gepflanzt.
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Ein gutes Beispiel, dass weniger mehr ist...

- Die Anordnung sollte so sein, dass sie mit den Leerflächen ein Gleichgewicht bildet. Wenn alle Bäume an einem Rand stehen und sich noch dazu nach außen neigen, bringen sie ein Ungleichgewicht in die Komposition, das sehr selten gut aussieht.

- Der Aufbau der Gruppe sollte asymmetrisch sein. Meist in Form eines ungleichschenkeligen Dreiecks. Nach einer Seite sind die Bäume deutlich kleiner und laufen in ganz kleine aus. Daneben kann sich noch ein effektvoller Leerraum in der Schale befinden.

- Die Bäume in der Gruppe können verschiedene Formen haben. Fast immer sieht es aber nur dann gut aus, wenn die Form dann einheitlich ist. So gibt es eindrucksvolle Wälder aus Streng Aufrechten Bäumen, aus der Besenform, aus Windgepeitschten. Die meisten sind natürlich Frei Aufrecht. Sogar ein Wald aus Literaten ist möglich, jedoch sehr schwierig. Die Bäume sollten ähnliche Grundbewegungen haben, damit das Ganze einheitlich aussieht.

- Hin und wieder ist setzt gerade ein Baum, der aus der Reihe fällt, einen Akzent. Wenn alle Bäume Streng Aufrecht sind und die Stämme mehr oder weniger parallel, dann kann ein kleiner im Hintergrund auch aus der Reihe tanzen.

- Die meisten Gruppen sehen gut aus, wenn die Bäume nach oben leicht oder auch stark auseinandergehen. Meistens ist eine leichte V-Form zwischen den Stämmen günstig. Es ist grundsätzlich möglich, dass die Stämme alle parallel sind, dann aber meistens vertikal, sehr selten schräg stehend.

Ein Wald, bei dem alle Stämme vertikal stehen, sieht sehr streng, formal aus. Man kann auch sagen, dass nur der mittlere Teil eines Waldes dargestellt wird. Wenn die Bäume am Rand jeweils nach außen stehen, dann wirkt das Ganze natürlicher, weil auch der Waldrand dargestellt wird. Sie können nach oben auseinandergehen. Dies kann mehr oder weniger symmetrisch erfolgen, indem der stärkste Baum senkrecht steht und die Bäume links und rechts sich immer mehr aus der senkrechten zum Rand hin neigen, je weiter sie vom Hauptbaum entfernt sind. Dies gibt der Gruppe eine große Stabilität. Es kann auch sein, dass man eine starke Bewegung will, dann steht ein Baum an einer Seite senkrecht und die davon entfernten Bäume neigen sich immer stärker nach der gleichen Richtung.

- Die Umrisslinie ist nicht immer einheitlich. Manchmal, wenn mehrere Untergruppen vorhanden sind, hat jede Gruppe ihre eigene Umrisslinie. Trotzdem hat die gesamte Gruppe dann wieder eine einheitliche Linie. Die ganze Gruppe oder die einzelnen Untergruppen werden zusammen gestaltet, so als ob sie ein einziger Baum wären. Die Umrisslinie haben sie gemeinsam.

- Spannung und Richtung ist in Gruppen genauso wichtig wie bei Einzelbäumen. Die Richtung findet immer von schweren Teilen der Gestaltung zu leichteren statt. Wenn die Richtung nach rechts gehen soll, so werden die größten Bäume nach links versetzt. Auf der rechten Seite kann dann eine Untergruppe von kleineren Bäumen stehen. Von oben gesehen wird die Gruppe links dann mehr Platz einnehmen als rechts. Geneigte Gruppen brauchen unbedingt mehr Raum auf der Seite in die die Bäume sich neigen.

- Die Spitze der meisten Bäume sollte sich leicht dem Betrachter zuwenden. Dies ist genau so wie bei einem Einzelbaum. Es ist jedoch ungünstig, wenn alle Bäume dies tun. Ähnlich wie die Spitze eines Einzelbaumes sich leicht nach vor und über den wichtigsten Ast, also in die Richtung der Spannung wendet, neigen sich die Spitzen der wichtigsten Bäume in die Richtung der Spannung der Gruppe. Bäume im Hintergrund neigen sich am besten auch leicht nach hinten.

- Die Äste sind in einer Gruppe weniger wichtig als die Stämme. Sie sollten sich nicht den Nachbarbäumen direkt entgegenstellen. So weisen die Bäume einer Gruppe um so weniger Äste auf, je mehr Bäume vorhanden sind.

- Es ist nicht gut, wenn man möglichst viele Bäume in die verfügbare Schale setzt. Raum ist für Gruppen sehr wichtig. Die Negativbereiche sind genau so wichtig wie die Positivbereiche. Durch gute Raumverteilung kann eine Gruppe stark an Dramatik gewinnen.

- Die Stämme einer Gruppe sollten sich nicht kreuzen. Manchmal kann man allerdings durch absichtliche Verletzung dieser Regel einer Gruppe eine besondere Note verleihen. Besonders wenn es sich um sehr viele, dünne Stämme handelt ist das manchmal recht wirksam. Wenn eine Gruppe aus Literatenformen gestaltet wird, so kann man durchaus auch einmal Stämme kreuzen, genau so wie es auch zulässig ist, dass sich Äste manchmal kreuzen. Allerdings muss man solche Gestaltungen mit sehr viel Gefühl durchführen. Jede Übertreibung ist schädlich.


Vorarbeiten:

Um eine einheitliche Waldform zu erzielen, braucht man möglichst einheitliches Material. Einmal sollte es von der gleichen Art sein, aber auch von der gleichen Varietät. Am besten ist es natürlich, wenn man über geklontes Material verfügt. Man kann das selbst herstellen, indem man von einer Mutterpflanze viel Stecklinge schneidet. Sie werden nun in verschieden große Gefäße gesetzt. Einige dürfen öfter durchtreiben, andere werden sofort zurückgeschnitten.
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Gerade beim Ficus ist es leicht, an eine Menge Klone zu kommen

Man sollte deutlich mindestens drei Größenklassen züchten. Die kleinsten sollen ganz besonders klein sein, der größte ganz besonders groß. Die unterschiedliche Größe kann erzielt werden durch eine Kombination der folgenden Faktoren: starkes und schwaches Zurückschneiden, frühes und spätes Zurückschneiden, kleine und große Behälter, wenig und viel Düngung.

Wenn auch die Behältergröße verschieden ist, sollten alle Behälter gleich hoch sein. Dadurch erleichtert man sich später das Einpflanzen in die endgültige Schale. Außerdem kann man bereits in der Vorbereitungszeit so recht gut die Bäume in Augenhöhe hin und herschieben und einige Gruppenvarianten ausprobieren. Die Wurzelballen sollten gegen Ende der Gestaltung möglichst kompakt gezogen werden. Es ist günstig, bereits in der Vorbereitungsphase einige Stämme ganz eng zusammen in einen Behälter zu pflanzen. Je genauer die Planung der späteren Gruppe ist, um so besser kann man sie vorbereiten. So kann man Bäume , die später eng zusammenstehen sollen, jeweils ganz nahe an den Rand des Entwicklungsgefäßes pflanzen, damit sich die Wurzeln einseitig entwickeln. Bäume, die an der Außenseite der Gruppen stehen werden, pflanzt man ebenfalls so, dass sich das Wurzelwerk einseitig nach außen entwickelt. Unabhängig von der Herkunft, ist es von Vorteil wenn man mehr Bäume zur Auswahl hat, als man eigentlich benötigt. Sie sollten zueinander passen. Zu beachten ist die Dicke, die Höhe, die Stammform und die Harmonie der Kronenformen.

So enthält eine gute Gruppe z.B. einen großen Baum mit 75 cm Höhe und 3 cm Stammstärke, einige mittlere mit 40 bis 60 cm Höhe und einer Stammstärke von 1,5 bis 2,5 cm und einige kleine mit einer Höhe von 10 bis 30 cm und einer Stammstärke von 0,5 bis 1 cm.

Nach einigen Jahren hat man hervorragendes Material für eine Gruppe: Alle Bäume haben die gleichen Blätter oder Nadeln, die Rinde ist identisch, sie werden exakt zur gleichen Zeit austreiben und auch in die Herbstfärbung übergehen. Die Bäume wirken sehr verschieden alt, sie haben aber alle genau das gleiche Alter und deshalb auch die gleichen Eigenschaften. Am besten macht man gleich mehr solche Stecklinge, als man wahrscheinlich braucht, weil dann die Komposition einer Gruppe wesentlich erleichtert wird. Beim Heranziehen sollte man bereits einige absichtlich einseitig gestalten.

Wer das Glück hat, Zugang zu einer sehr großen Zahl von Baumschulbäumen zu haben, der kann sich daraus eine sehr gute Gruppe zusammenstellen. Auch mit gesammelten Bäumen kann man sehr gute Gruppen gestalten. Es ist natürlich ganz besonders schwierig, genügend ähnliche Bäume in verschiedenen Größenklassen zu finden.

Anfänger machen immer wieder die gleichen Fehler bei der Gestaltung von Gruppen: sie kaufen sich einige Pflanzen, die ganz gleich alt , fast gleich groß und dick sind. Dann werden diese so zusammengestellt, wie es die Wurzelballen und die Kronenbreite zulassen, weil man sich nicht getraut, die Wurzeln und die Äste radikal einseitig abzuschneiden. Dann wird die gesamte Schale gleichmäßig bis zum Rand bepflanzt. Auch wenn die Schwächen einer solchen Gruppe erkannt werden, geht man davon aus, dass sich das schon geben wird. Das gibt sich nicht!

Eine gelungene Gruppe erzielt man nicht, indem man irgendwelche Bäume zusammenstellt und dann jahrelang zu einer Gruppe formt. Die richtige Vorgehensweise besteht darin, dass man geeignetes Material sorgfältig auswählt und getrennt jahrelang vorbereitet um dann auf einen Schlag eine sehr gute Gruppe zu gestalten.


Gestaltung der Bäume:

Die Äste der wichtigsten Bäume werden sorgfältig gestaltet. Auch die ganz außen liegenden sind wichtig. Ansonsten gehen meistens die anderen Äste unter und werden recht kurz gehalten. Man kann viele Äste herausschneiden, die ohnehin irgendwann kein Licht mehr bekommen. Je mehr Bäume, um so weniger Äste.

An den Bäumen im Vordergrund bleiben meistens nur die vorderen Äste, an den hinteren nur die hinteren. Bäume, die in der Mitte stehen, haben häufig nur ganz oben Äste. Die äußeren Äste sind wichtig für die Umrisslinie.

Die Bäume werden vor der Gestaltung recht eng in den Ästen geschnitten. Der Wurzelballen muss meistens drastisch verkleinert werden, damit die Bäume auch in dem erforderlichen, engen Abstand stehen können. Der häufigste Fehler bei der Gruppenpflanzung ist, dass die Wurzelballen nur leicht verkleinert werden und dann die Bäume in fast gleichem Abstand, wie es der Wurzelballen eben zulässt, gepflanzt werden. Um dies zu vermeiden, muss radikal geschnitten werden. So werden z.B. zwei Bäume ganz eng zusammengesetzt., indem man sowohl alle Äste auf einer Seite, als auch den Wurzelballen bis ganz an den Stamm abschneidet.

Wenn man sehr viele Bäume mit dünnen Stämmen hat, kann man sie büschelweise packen, so wie sie kommen und einfach einpflanzen. Je weniger man sich dabei denkt um so besser. Wenn alle Bäume stehen, nimmt man einige heraus, die überhaupt nicht passen. So können durch gestreuten Zufall recht natürlich aussehende Gruppen von sehr vielen Bäumen entstehen. Es ist so ähnlich, wie es der gute Gärtner beim Pflanzen von großen Mengen an Blumenzwiebeln macht: Sie werden einfach auf den Boden geworfen. Genau dort, wo sie zufällig zu liegen kommen, werden sie gepflanzt.

Die Wurzeln sind bei der Gruppengestaltung auch sehr wichtig. Sie werden zu Unrecht häufig vernachlässigt. Die Bäume sollten alle ähnliche Wurzeln aufweisen. Die Wurzeln sollten aber gar nicht ideal nach allen Seiten gehen. Einseitige Bäume brauchen auch einseitige Wurzeln. Eine Gruppe wirkt interessanter, wenn nicht alle Bäume auf der gleichen Höhe gepflanzt werden. Oft ist es günstig, wenn der Hauptbaum oder die Hauptgruppe auf einem kleinen Hügel steht. Die Hauptgruppe sollte sich kühn von den andren abheben. So entsteht Spannung.


Befestigung:

Die Bäume sollten gut befestigt werden, wenn ihre endgültige Position gefunden wurde. Kleine Bäume kann man mit einer feuchten Erdmischung aus einem Teil Torf und einem Teil Lehm (Akadama) oft genügend festlegen. Größere Bäume, und besonders hohe, brauchen meistens eine kräftiger Befestigung. Aluminiumdraht, der von unten durch die Drainagelöcher gezogen wird ist die häufigste Lösung. Man kann die Bäume auch mit Aluminiumdraht untereinander fest verbinden, damit sie auch wirklich fest aneinander gebunden sind.
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Hier wurde der Draht mit Heißkleber auf dem Schalenboden befestigt

Kupferdraht kann im Boden giftig wirken. Sehr hohe Bäume fallen oft um. Dann reicht es manchmal nicht, wenn Draht durch die Abzugslöcher gezogen wird. In dem Fall wird ein Gitter aus Bambusstäben auf dem Boden der Schale mit Draht befestigt. An dem Gitter wiederum kann man beliebig viele Drähte zur Stützung der hohen Bäume anbringen. Im Laufe der Zeit wird das Bambusgeflecht verrotten. Wenn Bäume auf eine Steinplatte gesetzt werden, kann man den Draht mit Alleskleber an geeigneten Stellen befestigen.



Endgültige Gestaltung:

Vor der endgültigen Gestaltung ist es oft hilfreich, die Bäume auf einem Tisch so zu platzieren, wie sie später zu stehen kommen. Dabei kann man seiner Phantasie freien Lauf lasen und viele verschiedene Kombinationen ausprobieren. Eine Skizze der Gruppe von vorne und von oben kann später sehr hilfreich sein. Die Bäume sollten dabei noch möglichst in ihren Behältern verbleiben. Wenn sie herausgenommen werden, müssen die Wurzeln gut gegen Austrocknen geschützt werden. Man lässt vorerst noch möglichst viele Äste auf den einzelnen Bäumen. Erst wenn sich die Positionen klar herauskristallisieren, kann man die Äste zurechtschneiden. Oft muss man auch die Wurzeln gleichzeitig so schneiden, dass die Bäume nahe zusammengerückt werden können. Das endgültige Beschneiden der Äste bis ins Detail sollte man erst nach vollendeter Gestaltung der Gruppe durchführen.

Bei der Gestaltung beginnt man mit dem Hauptstamm. Er wird an einem Drittelpunkt der Hauptachse leicht nach vorne versetzt in der Schale aufgestellt. Auch in der Gruppe steht er ein Drittel vom linken oder rechten Rand entfernt. Man kann den Hauptbaum auch bewusst höher stellen. Das erhöht die Dramatik und ist insbesondere günstig, wenn der Hauptbaum nicht viel größer ist als der Rest. Jetzt ist der Zeitpunkt um einen Hügel aus sehr durchlässiger Erde oder Sand zu schaffen, auf dem die Hauptgruppe stehen soll. Der Baum muss jetzt ganz fest stehen. Dabei sollte man nicht allzu viel an den Wurzeln herumdrücken. Die anderen Bäume werden in der Reihenfolge ihrer Bedeutung, die sich aus der Höhe ergibt, dazugepflanzt. Am besten pflanzt man nach dem Hauptbaum den zweiten, dann den dritten an seiner endgültigen Stelle.

Dann werden die kleineren Schritt für Schritt dazugepflanzt. Immer wieder wird der Fortschritt begutachtet, indem man einige Schritte von der Gruppe zurücktritt. Dann werden die einzelnen Bäume befestigt.

Die Stellung hängt auch davon ab, ob die Gruppe nur einen oder mehrere dominierende Bäume enthält. Wenn die Gruppe in Untergruppen aufgeteilt wird, dann ist eine Gruppe deutlich stärker als die andern. Wenn ein Stamm absolut nicht genau in der vorgesehenen Lage bleiben will, kann man ihn auch an einem oder mehreren Nachbarbäumen mit dünnem Draht fixieren.

Man verwendet oft drei deutlich unterschiedliche Gruppen, nämlich die Hauptgruppe, die Gegengewichtsgruppe und die Gruppe, die die Bewegung angibt . Die Komposition muss ein Ganzes abgeben. Aber die Balance der Gruppen zueinander spielt eine ähnliche Rolle, wie die Ausgeglichenheit der Äste bei einem einstämmigen Bonsai.

Um die Bewegung der ersten Gruppe abzufangen, wird die Gegengewichtgruppe gestaltet. Dann pflanzt man die Gruppe, die die Bewegung wieder unterstreicht. Erst dann kommen die komplementären Bäume an die Reihe, die an den Seiten und hinter der Hauptgruppe stehen. Bei Waldpflanzungen mit einer großen Anzahl von Bäumen setzt man oft mehr als eine Gegengewichtsgruppe ein. Die Bäume dieser Gruppen werden nicht einzeln gepflanzt, sondern paarweise oder in kleinen Teilgruppen. Je näher die Bäume an den Hauptgruppen stehen, desto aufrechter werden sie gepflanzt. Zum Schalenrand hinstehen die Bäume dagegen immer geneigter.

Wenn die Stämme an ihrem Platz sind, wird die Bodenoberfläche sorgfältig geordnet. Man kann auch einige Steine an günstigen Stellen einbringen. Sie müssen aber ganz natürlich liegen, so als wären sie immer schon da gewesen. Die Wurzelhälse der einzelnen Bäume sollten möglichst noch sichtbar bleiben. Ganz zuoberst wird über die eher grobe Erde jetzt feine Erde aufgebracht. Jetzt kann man auch Moosstückchen auf die Erdoberfläche auflegen. Man sollte das Moos nur auf einer relativ kleinen Fläche aufbringen. Danach wird die Gestaltung vorsichtig, aber gründlich gewässert.

Die weitere Pflege ist ganz normal. Nur beim Umtopfen muss man die gesamte Gruppe wie einen einzigen Baum behandeln.

Gruppenpflanzungen können, wenn sie gut vorbereitet sind, sofort nach der Gestaltung sehr gut wirken. Es ist immer wieder erstaunlich, wenn eine Reihe von durchschnittlichen oder sogar schlechten Bäumen dann plötzlich als Gruppe ausgezeichnet wirken. Dies ist auch ein beliebter Effekt auf Demonstrationen, der den Gestalter gut aussehen lässt.

Man kann in einer Gruppe auch Mehrfachstämme verwenden. Allerdings muss man damit sehr vorsichtig sein. Es sieht nicht gut aus, wenn eine Gruppe ausschließlich aus mehreren Mehrfachstämmen gebildet wird.

Je mehr Stämme eine Gruppe aufweist, um so flacher soll das Gefäß sein. Dies hat natürlich sein Grenzen in den physiologischen Bedürfnissen der Bäume. Flache Gefäße halten relativ mehr Wasser als hohe. Dies entspricht nicht dem Hausverstand. Aus optischen Gründen sollten große unbepflanzte Bereiche bestehen. In diesen wird sich das Wasser besonders lange halten. Es ist deshalb wichtig, dass flache Schalen besonders große Abzuglöcher haben. Auch sollte die Erdmischung ganz besonders durchlässig sein. Die Länge der Schale sollte möglichst nicht der Höhe des stärksten Baumes entsprechen. Man kann nichts falsch machen, wenn der höchst Baum zwei Drittel der Schalenlänge misst, oder umgekehrt.
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hainbuchen_j_rgen.jpg (65.44 KiB) 4046 mal betrachtet
Ein Hainbuchenwald

Eine wichtige Forderung ist die nach Einfachheit. Gerade bei Waldpflanzungen wird häufig übertrieben. Es werden vielfach Steine, Felsen, Kiesel und auch Plastiken von Tieren, Häusern, Pagoden , Brücken verwendet. Im klassischen Sinne sind diese ?Spielereien? verpönt. Der Eindruck eines Waldes oder Haines sollte mit den geringsten Mitteln erreicht werden. Die Wirkung der Natur wird durch die Verwendung solcher zusätzlicher Hilfsmittel nach klassischer japanischer Ansicht eher verwischt bis vernichtet.

Im Gegensatz zu Einzelbäumen, wo der Untergrund meist möglichst einfach gestaltet wird, kann die Wirkung von Gruppen durch maßvolle Verwendung von Zutaten bedeutend gesteigert werden. Das Gefühl der Tiefe und der Weite kann durch geschicktes Plazieren von Steinen und kleinem Unterwuchs gesteigert werden.

Der Bonsaifreund, dem die Figuren trotzdem gefallen, wird sie verwenden. Er muss sich nur darüber im klaren sein, dass er dann im strengen Sinne keine Bonsaigruppe hat, sondern vielleicht ein ?Saikai?, eine künstliche Landschaft.

Das Umtopfen von etablierten Gruppen ist nicht ganz einfach. Man kann jedoch, wie bei Einzelbäumen, gezielt die Wurzelballen verkleinern. An manchen Stellen muss man dann ein Loch in die fest verwachsenen Ballen schneiden, wo es auf Grund der Position der Bäume gerechtfertigt erscheint. Immer kann man bei Gruppen auch gut von unten einen generellen Wurzelschnitt durchführen.

Manchmal, bei sehr festen und dichten Wurzelballen ist es sinnvoll, eine Säge zu verwenden um ein bis zwei Zentimeter des Wurzelballen gleichmäßig zu entfernen.

Bei sehr alten Gruppen kann es auch einmal sinnvoll sein, sie zu zerlegen und wieder neu aufzubauen. Dabei werden die Wurzelballen stark verkleinert und die Gruppe wieder zusammengebaut und je nach Geschmack ev. verändert.

Waldpflanzungen wurden in Japan erst relativ spät gestaltet . Anfang des 20. Jhdts hat man Ajanfichten verwendet. Man kannte damals zweierlei Arten von Waldgestaltungen: Die einen entstanden aus qualitativ hochwertigen Bäumen, wobei die Qualität des Hauptbaumes noch unterstrichen wurde. Bei der zweiten Art wurde einfaches Material zusammengepflanzt. Nach dem 2. Weltkrieg begann Herr Takeyama mit neuartigen Waldpflanzungen. Er verwendete Buchen, wobei ein wertvoller Hauptbaum von jungen Bäumen flankiert wurde. Die dünnen Bäume pflanzte er sehr eng zusammen.



Quellennachweis der Bilder:
Bild 1: Walter Pall
Bilder 2 und 3: Zopf
Bilder 4 und 5: Petra K
Bilder 6 und 10: JÜRGEN
Bild 7: Martin S.
Bild 8: Gisela V.
Bild 9: Michael K.
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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