Buncho (2. Hälfte des 18. Jhs.) - Bonsaibilder

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gunter

Buncho (2. Hälfte des 18. Jhs.) - Bonsaibilder

Beitrag von gunter »

Über das Leben von Buncho Ippitsusai weiß man nur sehr wenig, nicht einmal das Geburts- und das Sterbejahr sind bekannt. Erste Arbeiten datieren aus dem Jahr 1755 und gestorben ist er zwischen 1791 und 1794. Die allermeisten seiner Holzschnitte stammen aus den Jahren 1766 bis 1773. In dieser Zeit hat er auch mit andern Farbholzschnittmeistern zusammengearbeitet, insbesondere mit Harunobu und mit Shunsho, mit denen ihn auch stilistische Ähnlichkeiten verbinden. Vielleicht war er nicht dauernd künstlerisch tätig. Buncho war Samurai, hatte also wohl auch noch andere Einnahmen. Ursprünglich hat er die Malerei der Kano-Schule studiert. Sein persönlicher Stil verbindet oft Harunobus Lyrik mit Shunshos Realismus.

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Die Schauspieler Komazo und Yujiro, erkenntlich an ihren "Wappen" auf den Kimonos, in einem Hachi-no-Ki-Stück. Aus dem frühen handschriftlichen Vermerk auf dem Blatt geht hervor, dass es 1769 entstand. Das zur Opferung anstehende Pflaumenbäumchen besitzt den für die Gestaltung dieses Bonsai typischen, bizarr gewundenen Stamm.

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Ein kaiserlicher Leibgardist ist von der ersten Pflaumenblüte so fasziniert, dass er mit seinem Schwert einen Zweig von dem blühenden Bonsai abschlägt und ihn der Schönen verehrt. Allerdings handelt es sich bei der Schönen nicht um seine große Liebe, sondern um seinen kleine Schwester. Der Bonsai hat trotz der etwas rauhen Methode der Schwertgestaltung noch eine recht passable Form bewahrt, mit dem für die Ume-Gestaltung typischen dicken, knorrigen Stamm mit Richtungswechseln. Er steht in der altjapanischen Bonsai-Holzkiste, deren beide Langseiten oben Griffe zum Anfassen besitzen.

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Ein Blatt aus der Serie "Gefaltete Liebesbriefe". Auf jedem der zugehörigen Blätter ist oben eine Kartusche in Form eines gefalteten und geknoteten Liebesbriefes dargestellt. Darauf steht der Name der Kurtisane, an die er gerichtet ist, und der Name ihres Hauses. Der Austausch von Liebesbriefen mit einer Kurtisane gehörte zu der eifrig gepflegten Kurtsanenromantik. Die hier dargestellte Dame scheint allerdings nicht begeistert zu sein. Sie hat den Brief offenbar gerade in den Abfalleimer geworfen.

Der dargestellte Bonsai war wohl ein besonders schönes Stück in einer wertvollen Schale, mit aufgehender Sonne hinter einer Felseninsel im Meer. Es handelt sich um eine Landschaft mit einem skurril geformten, hohen Stein im Mittelpunkt, der von einer bizarr geformten Kiefer umspielt wird. Vor den Stein ist eine blühende Chrysantheme gepflanzt, die den Blickfang der Komposition bildet. Man kann vermuten, dass dieser Blickfang je nach der Jahreszeit ausgetauscht wurde.

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Das Blatt zeigt einen Schauspieler bei einer Kurtisane. Im Hintergrund links steht ein Shimadai, wie es bei der Hochzeitszeremonie verwendet wurde. Im Mittelpunkt des Arrangements steht eine Kiefer. Meist wird es wohl ein Kiefernzweig gewesen sein, aber auf den Farbholzschnitten sieht sie aus wie ein Bonsai. Darum komponiert sind Zweige von Pflaumenblüte und Bambus. Im Vergnügungsviertel von Edo wurden neue Gäste einer Kurtisane mit einer Hochzeitszeremonie empfangen. Die Kurtisane hieß "Frau für eine Nacht".Vermutlich spielt das Blatt auf diese Sitte an. Dazu passt auch der Kranich auf dem Wandschirm, gleichfalls ein Glückssymbol, das gern bei Hochzeiten verwendet wurde. Oft steht er auch als kleine Figur auf dem Shimadai.

Das Blatt trägt zwei Signaturen, links unten die Signatur Bunchos und auf dem Wandschirm die Signatur Harunobus, des von Buncho verehrten älteren Kollegen und Lehrers. Der Farbholzschnitt liebt den Doppel- und Hintersinn. Man wird also spekulieren dürfen, dass Buncho sich hier selbst in der Rolle des Schauspielers sieht, der die von Harunobu bevorzugt dargestellte Kurtisane anhimmelt. Also auch eine Künstlerhochzeit.


Bildquellen

1. Richard Lane: Ukiyo-e Holzschnitte, Künstler und Werke. Zürich (Orell Füssli) 1978.
Die andern drei Bilder stammen aus dem Bestand des Art Research Center der Ritsumeikan University (Holzschnittsammlung des Tsubouchi Memorial Theatre Museum, in Japanisch):www.enpaku.waseda.ac.jp/db/enpakunishik.
Unter dem Namen Buncho sind es dort die Nummern 030-0092, 030-0119 und 030-0130.
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