Aussaat und Aufzucht von Eichen - Ein Bericht zur Herbst-/Winteraussaat

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bite85
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Aussaat und Aufzucht von Eichen - Ein Bericht zur Herbst-/Winteraussaat

Beitrag von bite85 »

Hallo zusammen

Ich möchte heute mit einem Beitrag zur Aussaat und Aufzucht von Eichen beginnen.
Ich beschreibe hier wie ich es mache; selbstverständlich gibt es aber immer mehrere Wege.

Der Beitrag wird entsprechend der Jahreszeit und Entwicklung regelmäßig aktualisiert werden.


Teil 1: Die Aussaat

Bei der Herbst-/Winteraussaat wird ganz einfach der natürliche Ablauf der Natur genutzt.
Ein künstlicher Stratifikationsvorgang ist somit nicht notwendig.
Die Eicheln werden gesammelt, gereinigt und schadhafte Eicheln (aufgeplatzt, Wurmlöcher) aussortiert.
Im vorliegenden Fall habe ich Eicheln der Pyramideneiche gesammelt.
Es ist aber auch jede andere Eichenartgeeignet.
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Für die Aussaat nehme ich eine einfache Plastikkiste (60x40x20), in die Löcher gebohrt wurden.
Als Substrat nehme ich ein mittelgrobes Granulat.
Ich bevorzuge ein Granulat, da dabei Giesswasser ungehindert abfliessen kann.
Fäulnis durch zu viel Nässe kann dann dabei nicht auftreten.
Das Granulat fülle ich ca. 10cm hoch in die Kiste ein.
Ein wichtiger Hinweis noch von holgerb:
"Vor allem sollte das Substrat möglichst nährstoffarm sein (erstmal).
Das fördert das Wurzelwachstum, da der Sämling auf "Nährstoffsuche" geht.
Ist das Substrat zu fett, dann müssen nicht großartig Wurzeln "produziert" werden."
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Danach verteile ich die Eicheln gleichmäßig und nicht zu eng auf dem Substrat.
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Die Eicheln decke ich danach etwa fingerhoch mit Substrat ab.
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Das Substrat wird angedrückt und gegossen.
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Wenn man mehrere Kisten hat empfiehlt sich eine entsprechende Beschriftung.
Ich notiere mir zusätzlich den Fundort der Eicheln, den Aussaattermin und die Anzahl,
um im Bedarfsfall mal nachschlagen zu können!
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Die Kiste stelle ich danach in meinem Garten erhöht auf ein Regal. Es ist für eine erfolgreiche Keimung sehr wichtig, dass die Eicheln der Kälte ausgesetzt sind!

Dieses Verfahren ist so natürlich auch für Ahornarten geeignet.



Nette Grüße
Martin



*updated* 27.06.07


Teil 2: Vereinzelung der Sämlinge.


Hallo zusammen

Etwas spät bin ich jetzt am Wochenende zum Eintopfen der Sämlinge gekommen.
Es sind 29 Eichen gekeimt; nicht gerade sehr viel. Sie haben jetzt 6-8 Blätter.
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Die Sämlinge werden einfach mit einer Schaufel herausgehoben und kurz abgeklopft; ein weiterer Vorteil, wenn man ein grobes Substrat benutzt.
Die Wurzeln haben sich gut entwickelt. Sie sind teilweise schon 3-4x so dick wie die Triebe.
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Ich nehme alle Sämlinge heraus und lege sie zuerst in einen Eimer mit Wasser. Die Eicheln belasse ich an den Sämlingen. Je nach Wurzelbild werden die Pflanzen dann für unterschiedliche Entwicklungsmethoden ausgewählt.


1. Die Standartmethode:

Ein Sämling mit einer gleichmäßigen oberen Wurzelentwicklung wird einfach unterhalb abgeschnitten und in einen Teichpflanzkorb mit Granulat gepflanzt.
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2. Stammansatzverdickung mit Draht:

Auch hierbei wird eine Pflanze mit guter oberer Wurzelentwicklung ausgewählt, allerdings wird der untere Teil nicht abgeschnitten. Unterhalb des oberen Wurzelkranzes werden einige Feinwurzeln entfernt und ein Draht angelegt.
Der verbleibende untere Wurzelteil unterstützt den Baum noch bis zum nächsten Jahr.
Der Draht sorgt für eine Verdickung im oberen Bereich durch die Abbindung und den dadurch entstehenden 'Nährstoffstau'.
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3. Aufzucht der Wurzel

Viele Sämlinge weisen schon jetzt eine starke Wurzel mit schönen natürlichen Kurven auf.
Gerade dieses ausgezeichnete Pfahlwurzelwachstum der Eiche lässt sich auch zu einer anderen Methode nutzen. Hierbei kommt es nur darauf an ein möglichst gutes Längenwachstum der Wurzel zu fördern.
Dabei werden an einer schön geschwungenen Wurzel nur die untersten Feinwurzeln belassen. Danach pflanze ich den Baum in ein schmales und vor allem tiefes Gefäß. Im vorliegenden Fall habe ich 50 cm lange Kabelkanäle benutzt. Die Pflanze kann jetzt wunderbar in die Länge/Tiefe wachsen und kommt im nächsten Jahr in ein noch tieferes Gefäß.
Bei entsprechender Entwicklung der nächsten Jahre wird der Baum (die Wurzel) dann langsam 'aus der Erde gehoben'.
Ziel soll es sein, daraus irgendwann einmal Literaten, Halbkaskaden und Kaskaden zu gestalten.
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Alles eingetopft. Auch Sämlinge welche augenscheinlich nur 'suboptimal' waren bekommen eine Chance; vielleicht gibt's ja eine Überraschung im nächsten Jahr.

Vorerst stehen die Pflanzen ein paar Tage im Halbschatten. Sie werden bei dem groben Substrat täglich gut gegossen und in ein paar Wochen auch gedüngt.
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Viel Spaß und im nächsten Jahr geht's dann weiter……..

Nette Grüße
Martin
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