Eine Akzentschale entsteht - Anleitung für die Herstellung

Antworten
Gisela V.
Beiträge: 1399
Registriert: 01.08.2004, 17:38
Wohnort: Kreis Böblingen

Eine Akzentschale entsteht - Anleitung für die Herstellung

Beitrag von Gisela V. »

EINE AKZENTSCHALE ENTSTEHT Teil 1

Ich möchte Euch heute gerne anhand zweier Beispiele zeigen, wie ich eine Akzentschale töpfere.
Es ist relativ einfach, fast wie bei einem Kuchenrezept. :wink:
Man nehme:
Eine der gewünschten Schalengröße entsprechende Menge Ton (rot, schwarz, weiß, lederfarben usw.), knete ihn liebevoll aber herzhaft durch, bis er geschmeidig ist.
bild_1_108.jpg
bild_1_108.jpg (30.52 KiB) 5824 mal betrachtet
Von den vielen Möglichkeiten die es gibt, eine Schale zu gestalten, möchte ich Euch zwei einfache Gestaltungsbeispiele zeigen:

1. Möglichkeit:
Ihr könnt Eurer künstlerischen Ader freien Lauf lassen, indem Ihr mit der Fingerdrucktechnik den Ton, ausgehend von einer Vertiefung, ringsherum durch Drücken und Streichen die Außenwand immer dünner, die Schale breiter oder höher werden lasst.
bild_2_164.jpg
bild_2_164.jpg (38.96 KiB) 5824 mal betrachtet
Ihr bekommt bei dieser Art der Formung ein gutes Gefühl für den Ton, in wieweit er sich "verdünnen" lässt.

Der Rand kann je nach Bedarf zusammengeschoben oder auch geweitet werden.
bild_3_816.jpg
bild_3_816.jpg (44.7 KiB) 5824 mal betrachtet
Die Schalenwand sollte zum Schluss überall die gleiche Stärke haben, da der Ton sonst unterschiedlich trocknet und es dadurch auch beim Brennen reißen kann.

Hat die Schale die gewünschte Form erreicht, geht es ans "Dekorieren". Und das heißt: Erlaubt ist, was gefällt.
An Hilfsmitteln könnt Ihr nehmen, was Euch ge- und einfällt.

Hier z. B. die Samenkapsel einer Mohnblume und ein selbstgemachter Stempel.
bild_4.jpg
bild_4.jpg (36.31 KiB) 5824 mal betrachtet
Aber auch die Küche ist eine wahre Fundgrube: z. B. der Drahtstiel des Kartoffelstampfers, versch. Bürsten, Steakroller, Fleischklopfer usw. lassen sich sehr gut für unsere Zwecke "missbrauchen".
bild_5_.jpg
bild_5_.jpg (57.87 KiB) 5819 mal betrachtet
Man feuchtet das "Stempelmaterial" etwas mit Wasser an (damit es sich wieder gut vom Ton löst) und drückt es vorsichtig auf die Schale.

Nun brauchen wir natürlich noch ein Wasser - Abzugsloch. Der Apfelkernausstecher ist das perfekte Gerät dafür. Er sollte zum festen Werkzeuginventar werden. Also, lieber der Mami noch mal einen zum Muttertag schenken ;-).
bild_6.jpg
bild_6.jpg (44.42 KiB) 5819 mal betrachtet
Für mehrere kleine Löcher benutze ich einen Trinkhalm.

Ganz wichtig sind meiner Meinung nach bei einer Schale ohne Füßchen die Einkerbungen für den Draht vom Einlegegitter. Macht man das nicht, steht sie nachher nicht eben.
bild_7.jpg
bild_7.jpg (41.09 KiB) 5819 mal betrachtet
Man kann natürlich auch Füßchen anbringen, doch das ist etwas komplizierter und wir wollen es ja für den Anfang nicht übertreiben. ;-)

Mit einem Pinsel kann die Schale zum Schluß noch versäubert werden, denn wer reißt sich schon gerne die Finger an scharfen Graten auf.
bild_8.jpg
bild_8.jpg (41.66 KiB) 5819 mal betrachtet
Die Schale ist fertig - NEIN - natürlich kommt sie zum Trocknen nicht in den Backofen. Geduld ist jetzt gefragt.
Schön langsam in einem eher kühleren Raum muss das geschehen.
Geht es zu schnell, kann es Trocknungsrisse geben und die Schale reißt vielleicht beim Brennen.
Immer mal umdrehen kann auch nicht schaden, dann trocknet es schön gleichmäßig.

Eine Woche ist um, die Schale gut durchgetrocknet.
Der Ofen wird eingeräumt, der Schrühbrand (900°) kann beginnen. Bei diesem Brand dürfen sich die Teile berühren, es kann also auch in Maßen gestapelt werden um den Ofen gut zu nutzen.
bild_9_.jpg
bild_9_.jpg (54.25 KiB) 5819 mal betrachtet
Nach dem Abkühlen geht's ans "Aufhübschen" .

Es gibt viele verschiedene Arten von Glasuren. Man muss selbst herausfinden, welche einem liegt.
Eine ausführliche, kompetente Beratung in einem guten Fachgeschäft ist da Gold wert.
Ich benutze im Moment fertige Pinselglasuren.

Also, 1 - 3 mal ohne Druck auftragen, dabei immer jede Schicht gut trocknen lassen.

Die Glasurbrandtemperatur richtet sich nach dem verwendeten Ton und der dazu passenden Glasur und kann zwischen 1000° und 1250° oder noch höher liegen. Die Teile dürfen sich jetzt auf keinen Fall berühren, man würde sie nicht ohne Verlust auseinanderbekommen.

Diese Schale wird bei 1240° gebrannt.

Nun ist mal wieder ein bißchen Geduld angesagt, denn so ein Glasurbrand dauert mit Abkühlphase etwa 1 ½ Tage.
Man will natürlich schnell wissen, wie alles geworden ist, aber ich rate Euch dringend, den Ofen nicht zu öffnen, bevor er nicht unter 80° abgekühlt ist. Ihr verbrennt Euch sonst die Finger!!

So, und wenn Ihr alles richtig gemacht habt, könnt Ihr Euch jetzt an Eurer ersten selbstgetöpferten Akzentschale erfreuen.
bild_10_fertige_schale.jpg
bild_10_fertige_schale.jpg (39.24 KiB) 5819 mal betrachtet
Was wären wir ohne den Trost der Bäume.........
Antworten