Stammlinie - Grundlagen

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Holger
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Stammlinie - Grundlagen

Beitrag von Holger »

von Dieter (Zopf)

Wie schon angekündigt, wollen wir uns dieses Jahr um die Stammlinie, die Bewegungsrichtung und damit verbunden um die ersten Schritte der Formung kümmern.

Auf den Bildern ist meine Ulme in 4 verschiedenen Ansichten. Ergänzend Dazu ein Bild von oben. Aus den Bildern ist ersichtlich, dass sich der "Hauptstamm" stark in eine Richtung neigt. Dadurch ergeben sich für diesen Baum nur wenige Möglichkeiten. Er kann leicht zur Seite oder nach vorne zeigen.

Die Baumspitze sollte leicht nach vorne zeigen, in blumigen Worten " Der Baum verneigt sich vor dem Betrachter", gibt dem Baum räumliche Tiefe und verstärkt die 3-dimensionale Wirkung des Baumes.

Auf dem Bild Ulme-oben ist ein ungefährer Bereich der Vorderseite mit einer roten Linie gekennzeichnet. Der nächste Punkt wären die Rückseitenäste. Diese sind wiederum für die "Tiefe" des Baumes notwendig. Da bei diesem Baum nur von einer Seite aus gesehen Rückseitenäste vorhanden sind, ergibt sich eine vorläufige Vorderseite (Ulme vorne) automatisch.

Die gewünschte Weiterentwicklung des Baumes im Bereich blau wäre erstrebenswert, aber auch grün wäre noch akzeptabel. Auf jeden Fall sollte die Richtung der Pfeile die Wuchsrichtung vorgeben.

Der Ast mit rot kann im Frühjahr entfernt werden, da sich 1. 2 Äste genau gegenüberstehen und 2. direkt darüber ein dicker Ast ist.

Vielleicht hilft es Euch einen ersten Überblick über Eure Bäumchen zu bekommen. Das Bäumchen gibt Euch die ungefähre Richtung vor und wir versuchen das Beste daraus zu machen.

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Wenn wir die Bewegungsrichtung und damit verbunden eine ungefähre Vorderseite gefunden haben, ergeben sich meist einige Probleme, die es zu beseitigen oder zu verbessern gilt.

Pfeil 1 weist unterhalb einen unschönen geraden Bereich auf, und ist im Verhältnis zum Rest des Stammes zu dick. Die Vielzahl der Äste und Knospen wird dieses Problem vergrößern. Dieses Problem ist mit Schnittmaßnahmen zu lösen.

Pfeil 2 weist auf einen unschönen Astverlauf (90Grad Winkel) und eine Stammverdickung, durch gegenüberliegende Äste, hin. Dieses Problem zu lösen ergibt sich nach dem Schnitt der übrigen
Äste und der daraus resultierenden Form.

Bei so einem Problem also bitte nicht vorschnell schneiden, sondern erst wenn alles andere geschnitten wurde und sich der Baum klarer zeigt.

Pfeil 3 weist auf den zu mickerigen Stammansatz hin. Ein erneutes Umtopfen in einen größeren TPK mit entsprechendem Wurzelschnitt (alles was nach unten wächst schneiden) wird das Problem verkleinern. Unterstützend kann unter den Baum eine Kunststoffscheibe genagelt/geschraubt werden, die den Baum dazu zwingt, nur radiale Wurzeln auszubilden.

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Frage:
Meine Frage: Zu Bild 1

Bis sich der Hauptstamm in zwei Teile teilt sehe ich keine Stammverjüngung (bei meinem übrigens auch noch nicht). Machen wir da noch was dran, oder kommt das mit den Jahren von "selbst"?? Ich denke da an die Drahtwürgemethode.

Antwort:
Ohne Eingriffe wird sich dieses Problem bei der Ulme eher verstärken als abmildern. Bei dieser Ulme werde ich im Frühjahr die Möglichkeit mit der Scheibe unter den Wurzeln zeigen.

Den Stamm einzudrahten halte ich bei der Ulme für ungünstig. Eine andere Möglichkeit wäre ein zartes ritzen der Rinde mit einem Skalpell. Um bei dieser Methode aber ein ansprechendes Ergebnis zu erzielen ist Schnittführung und Schnitttiefe entscheidend.

Im Rahmen einer Schule halte ich es aber für sinnvoll, Methoden zu zeigen die allgemein für alle Bäume angewandt werden können. So etwas müssten wir rein gärtnerisch in den Griff kriegen.
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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