Morus – Maulbeerbaum Baumportrait
Von Heike v. G. 3.01.2011
Morus – Maulbeerbaum
Kurzbeschreibung :
Herkunft ..............: gemäßigte und subtropische Regionen der Nordhalbkugel
Blatt....................: variabel, herzförmig bis rund oder eiförmig zugespitzt, manchmal dreilappig
Blüte...................: kätzchenartig, unscheinbar grün, 10-15 mm groß, Blütenhülle hellgrün, 4-zählig
Früchte................: brombeerähnlich, cremeweiß, rot oder schwarz, essbar und wohlschmeckend
Rinde...................: graugrün bis rötlich braun, im Alter rissig und knollig
Standortansprüche...: sonnig und warm
Winterpflege..........: nicht voll frosthart, Kalthaus empfehlenswert
Eignung als Bonsai...: sehr gut geeignet
Ergänzung.............: die Blätter der weißen Maulbeere sind die Nahrung der Seidenraupen.
Pflegekalender (Excel-Datei) zum Download
Bilder in der Galerie gibt es hier
Morus alba Bonsai, Besitzer und Foto: Walter Pall
Allgemeines:
Die Maulbeerbäume (Morus) gehören wie die Feigen (Ficus) zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Es gibt zwölf natürlich vorkommende Arten, wobei im wesentlichen drei Arten in Europa bekannt sind: die weiße (Morus alba), die schwarze (Morus nigra), die aus Asien stammen, und die rote (Morus rubra) Maulbeere, die aus Nordamerika kommt.
Die Bezeichnung nach der Farbe bezieht sich auf die Farbe der Früchte. Allerdings gibt es auch Sorten der weißen Maulbeere, deren Früchte im Reifezustand rosa, rot, violett oder fast schwarz werden. Die dunkleren Früchte färben sehr stark, daher sollte man darauf achten, keine Flecken auf die Kleidung zu bekommen.
Die Früchte sind süß und saftig und reifen über einen Zeitraum von einigen Wochen nach und nach heran. Da sie weich und empfindlich sind, eignen sich die Früchte nicht für Lagerung und Transport. Jedoch werden sie in getrockneter Form auch in Deutschland langsam beliebter.
Morus alba (dunkle Sorte) mit reifenden Früchten als Shohin-Bonsai, Besitzer und Foto: Heike v.G.
Unreife Maulbeeren, Foto: Heike v.G.
Die rote Maulbeere ist die frosthärteste der drei, aber dennoch die hierzulande am wenigsten bekannte Art. Sie stammt aus Nordamerika und Kanada und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 15 m, an besonders günstigen Standorten auch bis zu 20 m. Die Rinde ist graubraun und reißt im Alter in langen senkrechten Streifen auf. Die wechselständigen Blätter sind 7 bis 14 cm lang und haben Nebenblätter. Die Form der Blätter ist recht variabel, von breit herzförmig bis eiförmig, oder auch zwei- und dreifach gelappte. Der Blattrand ist grob gezähnt. Die Herbstfärbung ist gelb. Die Früchte sind in reifem Zustand rot bis purpurfarben und sehr wohlschmeckend.
Morus alba wird in China schon seit tausenden von Jahren kultiviert und ist eng mit der Seidenproduktion verbunden. Ihre Blätter dienen den Seidenraupen als Nahrung. Der Baum kann eine Höhe von 15 – 20 m erreichen, die Blätter sind herzförmig bis zugespitzt oval mit gesägten Rändern. Die Früchte sind cremeweiß, länglich und brombeerähnlich, bei manchen Sorten können sie auch rosa, rot, violett oder schwarz sein. Ihr Geschmack ist süß und manchmal leicht fade.
Morus nigra ist in Italien schon seit uralter Zeit vertreten, sie stammt ursprünglich aus Persien oder Armenien und wurde in allen mediterranen Regionen kultiviert. Die schwarze Maulbeere kann ein bis zu 15 m hoher Baum werden, hat eine graugelbliche Rinde und eine breit ausladende Krone. Die Blätter sind herzförmig oder oval, gezahnt, fest und rau. Die schwarzen, glänzenden, länglich brombeerartigen Früchte haben einen aromatischen süß-säuerlichen Geschmack.
Alter Maulbeerbaum in Berlin, Foto: ChSchulz
Auch im alten Preußen wurden Maulbeeren angepflanzt und Versuche gemacht, Seide im eigenen Land zu produzieren. Jedoch gediehen hier die Bäume nicht zufriedenstellend und billige Seidenimporte aus Ostasien sowie die Entwicklung der Kunstfasern führten dazu, dass diese Versuche eingestellt wurden. Nur vereinzelte alte Exemplare sind nun noch in Berlin und Umgebung zu finden. Auch im restlichen Europa sind Maulbeeren nicht mehr so verbreitet wie bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Maulbeerbaum an einem Berliner Spielplatz, Foto: Anastassia
Die Blüten erscheinen im späten Frühjahr (Mai – Juni). Winzige becherförmige männliche und weibliche Kätzchen stehen an derselben Pflanze. Die weiblichen Blütengruppen reifen zu brombeerartigen kugeligen oder länglichen Früchtverbänden heran. Diese wechseln dabei ihre Farbe von grün nach weiß oder über rot nach dunkelviolett (je nach Art und Sorte). Jedes Einzelfrüchtchen enthält einen Kern, bei dem es sich um die eigentliche Frucht, eine Nuss handelt.
Früchte einer dunklen Sorte von Morus alba, Foto: Heike v.G.
Als Bonsai:
Der Maulbeerbaum hat viele Eigenschaften, die ihn interessant für die Bonsaigestaltung machen. Er entwickelt einen massiven Stamm mit borkiger Rinde, die hübschen Blätter verkleinern sich bereitwillig durch die Haltung in der Schale und die Früchte sind ebenso dekorativ wie schmackhaft.
Morus ist widerstandsfähig, robust und ausgesprochen schnittverträglich. Nach einem starken Rückschnitt treiben diese Pflanzen stark wieder aus und verzweigen sich willig.
Alle Bonsaigrundformen sind möglich.
Junger Morus nigra Bonsai, Besitzer und Foto: Arkadius
Pflanzenbeschaffung:
Im Bonsaifachhandel, aber auch in Gärtnereien und Onlineshops mit speziellerem Sortiment sind Pflanzen der diversen Morus-Sorten erhältlich.
Die Vermehrung über Samen, Stecklinge und Abmoosen ist möglich.
Morus alba Bonsai, Besitzer und Foto: SteSt
Standort:
Maulbeerbäume lieben Wärme und Sonne und profitieren für die Fruchtbildung von einem vollsonnigen Standort. Nur wenn in der heißesten Zeit im Sommer tagsüber die Wasserversorgung nicht sicher genug gewährleistet ist, sollte man die Bäume leicht schattieren.
Morus alba und Morus nigra sind nicht voll frosthart und sollten sicherheitshalber einen Winterplatz im Kalthaus erhalten. Ideal sind Temperaturen um 5° C im Winter. Morus rubra soll dagegen bis -20° C frostresistent sein.
Morus alba Bonsai in Herbstfärbung, Besitzer und Foto: Walter Pall
Umtopfen / Substrat:
Alle ein bis zwei Jahre im Frühjahr sollten Maulbeerbäume umgetopft werden. Ein gut drainierendes Substrat hat sich bewährt, deswegen kann bei dieser Art gut reines Akadama eingesetzt werden. Aber auch eine Mischung von Akadama, Bimskies und Lavagranulat mit höchstens einem sehr geringen Humusanteil ist geeignet.
Gießen / Düngen:
Der Wasserverbrauch des Maulbeerbaums ist erheblich. Besonders während der Blüte und Fruchtbildung ist es wichtig, den Baum nicht austrocknen zu lassen, da sonst die Blüten und Fruchtansätze abgeworfen werden. Die Früchte sollten jedoch nicht mit Wasser besprüht oder begossen werden, da sie sonst matschig und faulig werden.
Eine gute Düngung ist für die Blüten- und Fruchtbildung sehr wichtig. Organischer Dünger in fester Form hat sich sehr bewährt, aber auch ein kalibetonter Flüssigdünger wird sehr gut vertragen. Man beginnt mit der Düngung nach dem Austrieb der Blätter. Es kann bis in den Oktober hinein gedüngt werden. Eine Unterbrechung der Düngung während der Blüte ist m.E. nicht erforderlich.
Morus alba Shohin im Herbstlaub, Besitzer und Foto: Heike v.G., Schale: Peter Krebs
Gestaltung:
Da sich die Blüten neben den Blättern der diesjährigen Triebe bilden, muss man auf sie beim Beschneiden keine allzu große Rücksicht nehmen. Die Blüte erfolgt im Mai – Juni und danach können zu lange Triebe jederzeit geschnitten werden.
Die Früchte reifen im Juli – August. Nachdem im Herbst das schöne gelbe Herbstlaub abgefallen ist oder vor dem neuen Austrieb im Frühjahr, kann im blattlosen Zustand ein gezielter, starker Rückschnitt erfolgen.
Beim Schnitt größerer Äste sollte ein Wundverschlussmittel verwendet werden. Leider wachsen größere Schnitte nur sehr langsam zu. Es passt jedoch gut zum Charakter des Maulbeerbaums, wenn man solche nicht verheilenden Schnitte in ein „Uro“ (Eulenloch) umgestaltet.
In besonders starken Bereichen des Baums können die jungen Triebe pinziert werden. Unerwünschte Triebe, die sich häufig an den Astansätzen bilden, sollten frühzeitig entfernt werden.
Das Drahten ist beim Maulbeerbaum problematisch, da er brüchige Äste und eine empfindliche Rinde hat. Wenn möglich, sollte man sich darauf beschränken, junge, biegsame Zweige mit Aluminiumdraht zu formen.
Morus alba Shohin frisch beschnitten nach dem Laubfall, Besitzer und Foto: Heike v.G.
Vermehrung:
Durch Samen, Stecklinge oder Abmoosung können Maulbeerbäume vermehrt werden.
Die Sämlingsanzucht sollte im Frühjahr, etwa Anfang Mai, erfolgen. Nach ca. 2 – 3 Wochen erfolgt die Keimung. Bis die jungen Sämlinge vereinzelt werden können, vergeht in der Regel ein Jahr.
Für die Stecklingsanzucht werden im Sommer ca. 8 – 10 cm lange, noch grüne Triebe verwendet. Man belässt nur die letzten zwei Blätter am Steckling. Die Bewurzelung erfolgt leider nicht immer ganz problemlos, es bildet sich nicht immer ein zufriedenstellendes Wurzelwerk.
Die Abmoosung wird im Mai – Juni begonnen. Ein Rindenstreifen wird herausgeschnitten, der in seiner Breite der Stammdicke entspricht. Wichtig ist, dass der Streifen tief genug geschnitten wird. Bewurzelungshormon sollte aufgepinselt werden, bevor das Spaghnummoos an der Abmoosung befestigt wird. Bis zum Abtrennen kann eine Zeitspanne von einem bis eineinhalb Jahren vergehen.
Morus alba Bonsai im Winter, Besitzer und Foto: Walter Pall
Krankheiten / Schädlinge:
Die Maulbeere ist nicht sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Im Frühling oder Frühsommer kann ein Blattlaus- oder bei starker Trockenheit ein Spinmilbenbefall vorkommen. Selten treten Schildläuse an nicht optimalen Standorten oder bei zu warmer Überwinterung auf.
Auch vereinzelte Pilzkrankheiten und Käferbefall soll nicht ausgeschlossen sein, aber bei regelmäßiger Winterspritzung, gutem Standort und gewissenhafter Pflege sollte dies kein Grund zu Besorgnis sein.
Morus alba Bonsai, Besitzer und Foto: fritze