Eibe#1 Norbert Scherer

Der richtige Ort Bonsai (Baum in Schale mit gewisser Reife) vorzustellen und zu präsentieren. Der Threadersteller möge bitte im Eröffnungsthread darauf hinweisen wenn allgemeine Kommentare unerwünscht sind. Andernfalls stellt sicher, dass ihr etwaige fachliche Kritik durch die "DREI SIEBE" gesiebt habt!
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avicenna
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von avicenna »

Da wünsch ich dir eine ruhige Hand, viel Zeit und ein entspanntes, stressfreies, kreatives Agieren ;-)
Das wird sicher 'nen riesen Spaß machen. *daumen_new*
Am Besten vorher viele Inspirationen bei Kevin Wilson holen, um von den Möglichkeiten zu partizipieren die in einem carven liegen um aus geraden Totholzbereichen noch das Maximum an Dynamik heraus zu holen.

saludos
avicenna
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Norbert_S
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Norbert_S »

Nee, Dietmar, für den Baum brauche ich Kevin Eilson nicht.

Den Totholzbereich des vorderen Baumes habe ich in einem Wochenend-Workshop mit Francois Jeker bearbeitet und er bleibt so. Die restlichen Arbeiten sind auch mit F. Jeker besprochen.
Dieser vormalige Dreierstamm, der jetzt aus einem totholzhaltigen dicken Einzelstamm mit vorgelagerten Resten ehemaliger Stämme und einem jüngeren und dynamischeren Stamm besteht, muss in seiner Totholzstruktur auch dem jeweiligen Alter der Stämme entsprechen.
Das heißt, der letzte und jetzt größte Stamm darf noch keine so umfangreichen und vor allem tiefen Totholzpartien aufweisen wie die anderen Stämme.

Diese Eibengruppe steht in ihrer Abfolge von vorne nach hinten für Werden und Vergehen, für Verfall, Alter und Kraft trotz Blessuren.
Ich habe nicht vor, dem letzten Stamm eine Dynamik mit Totholz zu verleihen, die ihm in diesem Gesamtkontext nicht zusteht.

Wohl aber ist viel zeitraubende Arbeit am Holz angesagt um die vorhandenen abgestorbenen Rindenpartien ansprechend zu integrieren.
Norbert

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Köhler Rudolf
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo Norbert,

ich habe lange mit mir gerungen ob ich diesen Kommentar schreibe.
Da wir in einem Forum sind, wo diskutiert werden sollte, habe ich mich dafür entschieden.

Das Ausgangsmaterial deiner Eibe gefällt mir.
Der erste Versuch "Fräsen" gefällt mir überhaupt nicht.
Richtiges Fräsen können wenige.
Ich kann es definitiv nicht.
Die besten Erfahrungen habe ich gemacht, wenn man es dann fräsen muss oder möchte, dass man es grob vorfräst und anschl. mit der Hand nacharbeitet.
Man kann aber eine Eibe auf jeden Fall auch mit der Hand bearbeiten.
Aus meiner Sicht hätte man bei der Totholzgestaltung mehr herausholen können.
Mehr wie eine Skulptur. Mit viel interessant gestaltetem Totholz.
2012-05-29 %283%29.jpg
2012-05-29 %283%29.jpg (81.79 KiB) 1609 mal betrachtet
Hier wurde Material nicht mit in die Gesamtgestaltung einbezogen. (Meine Meinung)

Egal, der Baum wurde anders gestaltet.

Bei Francois Jeker bist du aber auf jeden Fall in sehr guten Händen, was die Totholzgestaltung deiner Eibe angeht.
Die bisherige Veränderung gefällt mir.
Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung.

Viele Grüße

Rudi K.
Grüße
Rudi K.
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Norbert_S
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Norbert_S »

Rudi,
von dem Bild, das du als Grundlage nimmst, ist es müßig zu diskutieren.
Vor der Erstgestaltung hat jeder Rohling 101 Möglichkeiten und man entscheidet sich nach äbwägen für die, die einem am besten gefällt und die dem Baum den Ausdruck zukünftig geben kann, den der Gestalter in dem Rohling zu erkennen glaubt.

Eigenes Können, Kreativität, Vorstellungskraft, handwerkliches Geschick, graphische-künstlerische Fähigkeiten und Fertigkeiten aber auch das gesamte Leben mit den gemachten Erfahrungen des Gestalters fließen bewusst und unbewusst in diese Entscheidung mit ein.

Wenn ich meine Bäume gestalten will, muss ich entscheiden wie ich ihn gestalten will sonst sind es die Bäume anderer.
Hilfe für die Umsetzung nehme ich dabei gerne an.

Bei F. Jeker habe ich mich sehr wohl gefühlt, weil ich genau diese mir wichtige Freiheit hatte. Er hat mir nach der Analyse gezeigt, wie ich meine Vorstellung umsetzen kann und ich habe das dann unter seinen Augen umgesetzt.
Zur Arbeit mit der Hand an diesem Baum hat er nur mit dem Kopf geschüttelt.

Die Strukturen sind neu und es wird Jahre dauern bis sie so sind wie ich sie mir vorstelle, aber das mache ich nicht mehr, das machen jetzt die Naturkräfte.
Norbert

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ChristianB
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von ChristianB »

Hallo Norbert,
leider hab ich im Moment nicht so viel Zeit zum Schreiben.

Ich habe aber zwei Anmerkungen.

Die meisten Astansätze entspringen dem Stamm mit Richtung nach Oben um orientieren sich dann erst nach unten. Ich würde versuchen, diesen Bogen noch mit starken Spanndrähten so 3 cm vom Stamm entfernt zu korriegieren.

Außerdem würde ich jetzt auch beginnen die Saftbahnen zu entwickeln, indem sie immer schmale gemacht werden. Dann hast Du, wenn das Totholz fertig ist, schöne fette “Muskelstränge“ die das Totholz ergänzen.
Viele Grüße

Christian
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avicenna
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von avicenna »

ChristianB hat geschrieben:Außerdem würde ich jetzt auch beginnen die Saftbahnen zu entwickeln, indem sie immer schmale gemacht werden. Dann hast Du, wenn das Totholz fertig ist, schöne fette “Muskelstränge“ die das Totholz ergänzen.
Christian, ...was ist das denn für eine Logik ? :roll: Die Saftbahnen schmaler machen damit sie kräftiger hervortreten ? :roll: Saftbahnen sind neu gebildetes Holz-und Rindengewebe und entwickeln sich in Abhängigkeit von der Versorgung die sie zu bewältigen haben. Wenn du an den Versorgungsbahnen was wegnimmst, haben die zu versorgenden Bereiche einen Mangel und sterben gegebenenfalls ab oder zeigen Mangelerscheinungen.
Also, Norbert machts schon richtig ...alles weitere macht die Natur und die Zeit ...

saludos
avicenna
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Norbert_S
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Norbert_S »

Dietmar,
ich weiß schon, was Christian mit seinem Post meint.
Genauso macht man es auch beim Wacholder.

Ich hätte bei der Eibe nur gedacht, sie würde mir schon viel genauer zeigen, wie sie diese Saftbahn gerne hätte.
Gerade der dicke mittlere Stamm hat doch rechts uund links quasi je nur eine Grünpartie zu versorgen. Die Saftbahn zieht sich aber noch um den halben Stamm, ohne dass sicht- oder fühlbar wäre, wo der stärkste Saftstrom herrscht.
Es ist also an mir in mehreren Schritten die vorhandene Rinde so einzukürzen, dass die Versorgungsbahn immer dünner wird. Dabei stirbt, wenn man es richtig macht, der versorget Ast nicht ab sondern verstärkt in verbleibenden Teil die Leitungsbahnen.
Dadurch, dass sich dann ja auch nur in diesen schmalen Bereich neues Holz bilden kann, treten die Saftbahnen im Laufe der Jahre immer deutlicher wie starke Muskelstränge hervor.

Ich habe, wie bereits geschrieben, das bisher noch nicht gestartet, weil ich gerne auf ein erstes Zeichen der Eibe gewartet hätte.
Es spricht aber überhaupt nichts dagegen in einem ersten Schritt schon einmal den gesamten rückwärtigen Bereich dieses Stammes freizulegen.
Das war auch für den Winter so geplant, weil ich dann dort auch das Totholz noch dem Erscheinungsbild der Frontansicht etwas anpassen kann.
Der gesamte Prozess des herausarbeitens der endgültigen Saftbahn wird sich dann etwas länger hinziehen.

Auch am Hauptstamm kann in diesem Bereich noch gearbeitet werden, weil Eiben typisch die angelegten Sharibereiche in einigen Bereichen noch etwas nachgetrocknet sind.

Sollte ich dich falsch verstanden haben, Christian, dann gebe bitte noch kurz Nachricht.
Norbert

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Norbert_S
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Norbert_S »

Die Eibe wurde im Frühjahr umgetopft.
Dabei konnte ich wieder etwas von dem alten Wurzelstumpf entfernen.
Ich war froh wieder die hefenden Hände von Hans Peter dabei gehabt zu haben. Zu Zweit arbeitet es sich mit so schweren Bäumen entschieden entspannter.

Beim nächsten Umtopfen werde ich die endgültige Position umsetzen können.

Die Eibe ist wie immer sehr vital, unzählige Knospen am alten Holz und im gesamten Baum habe ich ausbrechen müssen.
P1030353-1.jpg
P1030354-1.jpg
Norbert

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Hans Peter
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Hans Peter »

Einfach schön, die Eibe so kraftvoll nach der gemeinsamen Umtopfaktion zu sehen.

Gruß

Hans Peter
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Heike_vG »

Die Eibe hat sich aber wirklich gut entwickelt! Im Vergleich mit den dicken, abgesägten Stümpfen am Anfang kann man nur staunen.
Nun wird es interessant, die Laubetagen schön aufzubauen und damit kommt dann auch der Glanz.

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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Ferry
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Ferry »

Die Eibe gefällt mir schon viel besser. Ich finde konsequent weiterverfolgt.

Ich bin sehr an der weiteren Entwicklung interessiert.

LG,
F.
LG,
F.
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bonsaiheiner
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von bonsaiheiner »

Hallo,
Norbert_S hat geschrieben: ...
Die Eibe ist wie immer sehr vital, unzählige Knospen am alten Holz und im gesamten Baum habe ich ausbrechen müssen.
...
Heike_vG hat geschrieben: Nun wird es interessant, die Laubetagen schön aufzubauen und damit kommt dann auch der Glanz.
...
und ich sehe bei der in den nächsten Jahren zunehmenden Reife auch bereits den Glanz in Norberts Augen :) .

Gruss,
Heiner
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Martin_S »

Nimmt eine ganz neue Wendung!
Vom Mehrfachstamm zum Single. Genial und....ja....gefällt mir super gut. *daumen_new*
M
Beste Grüße
Martin

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bonsaiheiner
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von bonsaiheiner »

Martin_S hat geschrieben:Nimmt eine ganz neue Wendung!
Vom Mehrfachstamm zum Single. Genial und....ja....gefällt mir super gut. *daumen_new*
M
Das Prinzip ist aber nicht neu, Martin.
Von Norbert ja auch nicht so hingestellt worden. Mehrstämmige Rohlinge laden manchmal bei ihrer Reduktion auf das Wesentliche (nicht nur bei Koniferen) dazu ein, die Basis herauszustellen und dabei ein Klasse-Tachiagari quasi "en passant" mitzunehmen, so geschehen und nachzulesen bei J.Y. Naka "Bonsai Techniques II", Seite 117-121.
Wirklich genial, gefällt mir sehr. *daumen_new*
Heiner
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Norbert_S
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Re: Eibe#1 Norbert Scherer

Beitrag von Norbert_S »

Hall
Vielen Dank für die zustimmenden Kommentare, das ist Ansporn.

Heute möchte ich nur ein kurzes Update geben um den erfolgreich erzielten Wuchskraftausgleich über den gesamten Baum zu dokumentieren.
Damit bin ich sehr zufrieden.

Jetzt folgen noch die anstehenden Arbeiten wie z.B. alte Nadeln zupfen.
P1030476-1.jpg
Norbert

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