Einzigartigkeit - Perfektion

Schalenvorschläge, eigene Töpferversuche, Vorstellung und Besprechung eurer Schalen und Gefäße. Keine gewerblich getöpferten Schalen einstellen.
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zopf
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Re: Einzigartigkeit - Perfektion

Beitrag von zopf »

Für den Einen ist es Talent nicht hinzufallen,
für den Anderen immer wieder aufzustehen.
grüsse an die bewohner von melmac
Hippo
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Re: Einzigartigkeit - Perfektion

Beitrag von Hippo »

Sowohl in den Töpferkursen wo ich dran teilnahm als auch in den Kursen die ich gab, hatte es fast immer mindestens Einen, der glaubte, seine hingeschluderte Objekte müsse man halt als Kunst wahrnehmen und auch so werten.
Genau diese Teilnehmer empfanden es dann als Affront wenn ich für ihr "Werk" die Brennkosten im Voraus einziehen wollte.
Manche Stücke habe ich aber auch abgelehnt zu brennen denn ich muss mir ja nicht freiwillig Platten und Heizspiralen kaputtmachen lassen. Dann war ich natürlich jeweils der Kunstbanause der ein beschränktes Verständnis hat.

Was ich in meinen Kursen für Bonsaischalen-Töpferei immer vermitteln wollte, war das grundlegende Handwerk mit der Vorbereitung sowie dem Umgang mit dem Ton und den Hilfsmitteln.

Am Anfang steht das Wollen, darauf folgt das Lernen und erst danach entwickelt sich das Können.
Leider wird von Manchen hierbei das Pferd von hinten aufgezäumt.

Genau gleich wie in den Kursen zeigt sich auch hier im BFF, dass manche Gelegenheitstöpfer mit ihren Werken gerne in der ersten Phase, dem Wollen verbleiben. Böse Zungen nennen die von ihren Machern weit überschätzten Kreationen; Wonst.
Andere entwickeln sich weiter, lernen die Vorbereitung sowie Be- und Verarbeitung des Tons und bevor sie rumexperimentieren, büffeln sie die Grundlagen in Theorie und Praxis. Herauskommen dann die Lernstücke, die Brand für Brand kompetenter werden. Misserfolge werten sie nicht als Rückschläge sondern als Lektionen aus.
Hat man nach einigen Jahren Praxis den Bogen raus und perfektioniert sich in den Herstellungsverfahren und auch verschiedene Brenntechniken, sollten die Werke auch eine Fertigkeit des Töpfers ausstrahlen. Ich denke, da ist wohl eine verfliessende Grenze zwischen ambitionierter Hobbytöpferei und dem Fachmännischen Handwerk.
Zur Kunst sind aber noch einige weitere Schritte nötig. Ich nehme mir die Freiheit, bei Keramik, zwischen reproduzierender Kunst und kreativer Kunst zu unterscheiden. Wie schon in diesem Fred erwähnt, ist hierfür eine Eigenständigkeit gefragt. Aber auch eine unvollkommene Perfektion darf mit ein Indikator für den künstlerischen Aspekt sein. Hierzu gäbe es noch bestimmt 2-3 Jahre Lernstoff.

In diesem Kontext dünkt es mich einfach ganz wichtig immer wieder zu erwähnen, dass Kunst nicht zufällig entsteht.

Ganz nebenbei:
In meiner Sammeltätigkeit von Schwarzbrand-Keramik (keine Souvenirware), habe ich zahlreiche Töpfereien besucht und auch von bedeutenden Ausstellungen einige Spitzenobjekte erworben. Während diesen Reisen durfte ich manchem alten und jungen Töpfer bei der Arbeit zusehen und lernen. Auch bin ich mal extra ins Ausland gefahren um an einem nationalen Töpferwettbewerb, als Zuschauer, teilzunehmen. Ich habe jede Gelegenheit genutzt um mir was beibringen zu lassen.
Ich denke, den Semi- und Vollprofis hier im Forum ergeht es auch ganz ähnlich und auch wenn man gewisse Rezepturen im Safe hütet, findet doch eine gegenseitige "Befruchtung" durch Austausch statt. Natürlich gibt es hierfür auch einige Bücher auf dem Markt und beim Studium stellt man fest, dass viele Wege nach Rom führen und Jenes auch nicht an einem Tag abgebrannt ist.

Gruss George
Grumpy old fat Kiboko.
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zopf
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Re: Einzigartigkeit - Perfektion

Beitrag von zopf »

Hallo László
Sicher hast Du Recht,
es ist halt die Sichtweise eines älteren Menschen,
der im Winter ein paar Schalen (für Andere nur ungern) töpfert,
und keine Gedanken an Kommerz oder Amortisierung hat.
Umso weniger das Lob Anderer in´s Gewicht fällt
umso mehr kommt ein gewisser Akt der Selbstbefriedigung in´s Spiel.
Die Hauptsache man hat Spaß.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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bock
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Re: Einzigartigkeit - Perfektion

Beitrag von bock »

zopf hat geschrieben: 12.10.2020, 09:26 ...
Die Hauptsache man hat Spaß.
mfG Dieter
*daumen_new*

Manch einer erfreut sich an Einzigartigkeit, legt vielleicht auf Perfektion keinen Wert,
andere wissen die perfekte Schale zu schätzen, wenngleich der erste Eindruck suggerieren mag, es handele sich um ein gewöhnliches Design.
Mir persönlich ist Qualität wichtig, wenn im Detail Fehler erkennbar sind, kann ich ganz gut damit leben.
liebe Grüße Andreas
Ein Leben ohne Bonsai ist möglich - aber völlig sinnlos! :faellen:
besucht mich auf flickr
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zopf
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Re: Einzigartigkeit - Perfektion

Beitrag von zopf »

Hallo
Einer der Vorteile zunehmenden Alters ist,
das gewisse Fragen sich von selbst beantworten,
so auch hier (für mich).
Die Einzigartigkeit liegt in der genauen Bestimmung der Größe, Form, Farbe und Struktur einer Schale,
die für jeden Baum angepasst werden kann.
Perfektion ist einfach nur das Abarbeiten um dem gewünschten Ziel
so nahe wie möglich zu kommen.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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