Blatt- und Formschnitt an Acer palmatum - am Beispiel eines

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Reiner
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Blatt- und Formschnitt an Acer palmatum - am Beispiel eines

Beitrag von Reiner »

Blatt- und Formschnitt an Acer palmatum - am Beispiel eines Acer palmatum dissectum

Von Kevin und Reiner Vollmari


Bei dem Baum, an dem die Techniken beschrieben werden, handelt es sich um einen Acer palmatum dissectum. Vorneweg möchten wir darauf aufmerksam machen, dass diese Ahornart nicht unbedingt bonsaitauglich ist. Der hier gezeigte Baum ist bereits seit ca. 20 Jahren in der Erziehung. Wie man sieht, ist nur sehr wenig erreicht. Um die Technik des Blatt- und Formschnittes zu demonstrieren, genügt er aber.
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Die Blätter an einem gesunden und noch nicht ausgereiften Ahornbonsai können sehr groß werden. Bei unserem Beispiel füllt ein Blatt, die ganze Handfläche.
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Um nun kleinere Blätter, kürzer Internodien (Internodien sind die Abstände zwischen den Blattkospen) und eine größere Verzweigung zu erreichen, kann man an einem solchen Baum einen Blattschnitt machen.
Dazu sollte der Baum allerdings kerngesund sein. Er sollte nicht von Schädlingen befallen sein, da er dann bereits mit Problemen zu kämpfen hat. Außerdem sollte er fest in seiner Schale verwurzelt sein. Ein Blattschnitt schwächt einen Acer palmatum wesentlich mehr als z.B. einen Dreispitzahorn (Acer buergerianum). Der Blattschnitt sollte nach der Ausreifung des Erstaustriebes etwa Mitte Juni durchgeführt werden. Der zu erwartende Neuaustrieb sollte auf jeden Fall bis zum Herbst ausreifen können.

Das Ziel was wir mit dieser Technik erreichen wollen, ist zunächst eine Verkleinerung der Blätter. Einhergehend damit werden wir gut eine Verdoppelung der Blattmasse erreichen. Der Baum braucht dafür viel Kraft. Daraus kann man ersehen, weshalb die Blätter kleiner werden.
An einem Acer palmatum sollte nicht in jedem Jahr ein Blattschnitt gemacht werden. Es kann zu einem Wuchskraftverlust kommen, mit dem der Baum zu kämpfen hat. Dabei kann, in der Entwicklung zum Bonsai, dieses Jahr verloren sein. Das wäre bestimmt kein Ziel, was ein Bonsaifreund anstrebt. Deshalb sind die Hinweise auf die Gesundheit des Baumes unbedingt zu beachten.
Man sollte sich auch darüber im Klaren sein, dass ein Blattschnitt das Dickenwachstum des Baumes für dieses Jahr beendet.

Gerade beim Acer palmatum ist es wichtig, die Blattstiele beim Schnitt stehen zu lassen.
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Alle Blätter werden nun entfernt. Eine Ausnahme bilden dabei Äste, die einen schwächeren Austrieb haben als die stärksten Bereiche des Baumes. Diese Äste kann man kräftigen, wenn man dort die Blätter stehen lässt. Unser Beispielbaum zeigt aber eine ausgewogene Wuchskraft, weshalb er einen kompletten Blattschnitt erhält.
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Die kleine Bonsaischere mit langem Griff ist das ideale Werkzeug für diese Arbeit, da man damit gut in den Baum hineingelangt.
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Ein fertig beschnittener Ast, an dem man gut erkennt, wie man die Blattstiele schneidet.
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Wenn alle Blätter beschnitten sind, hat man den Baum in einen künstlich herbeigeführten Frühling zurück versetzt. Jetzt können noch andere Arbeiten an dem Baum vorgenommen werden.
Das Substrat ist mit Leber-und Sternenmoos durchsetzt. Das kann man nun auch gut entfernen.
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Nach dem Blattschnitt und dem Säubern der Substratoberfläche, sieht der Baum schon besser aus.
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Hat man den Baum auf diese Weise behandelt, kann man auch gleich einen Formschnitt vornehmen.
Alle Ahornarten haben die Eigenschaft, nach einem Schnitt der Äste, an den Schnittstellen ein Stück zurückzutrocknen. Dieses muss man beim Beschneiden berücksichtigen. Deshalb ist es nötig, immer ein Stück oberhalb der Knospe zu schneiden, auf die man einen Ast absetzen möchte.
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Macht man es nicht, kann es passieren, dass der Ast bis unter dieser Knospe zurücktrocknet und damit das gewünschte Ziel verfehlt wird.
Nach ein paar Wochen ist der Aststummel dann ausgetrocknet.
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Nun kann er mit der Konkavzange sauber ausgeschnitten werden.
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Ist die Wunde groß, kann man sie mit der japanischen Wundknete schützen. Kein Lac-Balsam dafür verwenden. Das trocknet an der Wunde sehr fest ein und ist später ohne weitere Verletzungen an der Wunde nicht zu entfernen. Die Knete fällt von alleine ab, wenn die Wunde langsam zuwächst.
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