längere Entwicklung einer Hainbuche

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mydear
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längere Entwicklung einer Hainbuche

Beitrag von mydear »

Hallo zusammen,

diese Hainbuche fand ich in den 90ern ausgerissen am Wegrand. Offensichtlich störte sie die Waldarbeiter, wurde einfach aus dem Weg herausgerissen. Sie hat einige Jahre gebraucht bis sie nach dem Trockenschaden wieder kräftig austrieb. Eine Schönheit war sie keine und sie wird auch keine mehr, dachte ich.
Weil sie immer an den falschen Stellen austrieb und die kräftigen Rückschnitte schlecht verheilte stand sie immer im Abseits und fotogen war sie schon gar nicht.
2007 kam sie aus dem Container und durfte 5 Jahre im Garten in sehr magerem Boden wachsen. Auf der Suche nach Wasser haben sich lange, senkrecht wachsende Tiefwurzeln gebildet.
April 2011 im Garten
April 2011 im Garten
Im März 2012 wurde in eine Anzuchtschale getopft. Alle senkrechten Wurzeln wurden abgesägt.
26. März 2012: die rechte Wurzel setzt sehr hoch an
26. März 2012: die rechte Wurzel setzt sehr hoch an
hier guter Wurzelansatz
hier guter Wurzelansatz
die großen senkrechten Wurzeln wurden abgesägt
die großen senkrechten Wurzeln wurden abgesägt
interessante Vorderseite
interessante Vorderseite
weniger toll, also Rückseite
weniger toll, also Rückseite
Im Mai 2013 sieht sie gar nicht schlecht aus. Durch die am linken Rand hoch ansetzende Wurzel war es grenzwertig die Pflanze nach rechts zu neigen: die linke Wurzel kommt noch höher heraus. Das schöne vordere Nebari mußte zunächst noch unter die Oberfläche. Die Neigung ist notwendig sonst kommt der Stamm gerade aus dem Boden und kippt oben nach links weg. Der "Linksabbieger" verjüngt sich leider nicht.
Mai 2013
Mai 2013
2013-05-25_HB3.JPG
Hier wird sichtbar, dass ober kein Ast da ist auf den abgesetzt werden kann. Es wird lange dauern bis ein Seitentrieb eine neue Spitze ausbilden wird.
April 2015 der "Linksabbieger"
April 2015 der "Linksabbieger"
2015-04-18 07.33.27.jpg (221.1 KiB) 6072 mal betrachtet
Diese Hainbuche hatte jedes Jahr im Mai rätselhaften Schädlingsbefall mit verkrüppelten Blättern. Anfängliches Spritzen half nichts, vielleicht hatte ich auch damals kein systemisches Mitte eingesetzt, sondern nur Elefantenöl. Also wurden die betroffenen Blätter jedes Jahr frühzeitig beim ersten Bemerken abgezupft. Es wurde über die Jahre besser und seit 2016 oder 2017 ist der Befall gestoppt.
Schädlingsbefall Milben (?)
Schädlingsbefall Milben (?)
Grüße
Rainer
Zuletzt geändert von mydear am 10.12.2023, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
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mydear
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Re: Hainbuche - häßliche Entlein?

Beitrag von mydear »

Auf dem Foto vom August merke ich, dass ich oben zu wenig Wuchsausgleich betreibe. Dadurch verzweigt die Hainbuche unten zu wenig.
August 2015
August 2015
große Schnittstelle an der Rückseite
große Schnittstelle an der Rückseite
Im April 2016 sieht man wo es hingehen soll.
April 2016: die Form paßt langsam
April 2016: die Form paßt langsam
2016-04-24 16.39.15.jpg
Schönes Farbenspiel im November 2016.
Nov 2016: schöne Farben
Nov 2016: schöne Farben
2016-11-04 18.01.17.jpg
Insgesamt ein Baum an dem ich nie viel gemacht habe. Den unteren linken Ast die innere Verzweigung verbessern und vor allem rechts über die Jahre den Ast einkürzen. Dazu den Stamm noch mehr nach rechts kippen und falls nötig die obere(n) Wurzeln abmoosen.
Anyway - das häßliche Entchen geizt nicht mit Reizen, hat sich zu meinem erotischsten Bonsai entwickelt :oops: *nono*

Grüße
Rainer
Zuletzt geändert von mydear am 04.02.2023, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
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nemsi
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von nemsi »

Hallo Rainer,

wenn er mehr Verzweigung mit den Jahren bekommt, wird das sicher was. Hast Du schon mal darüber nachgedacht, den oberen, schräg weggehenden Stammbereich ungefähr auf die Hälfte zu kürzen? Würde für mich harmonischer aussehen. Das lange gerade Stück will mir immer auffallen.

Liebe Grüße
Robert
Liebe Grüße
Robert

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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

nemsi hat geschrieben: 06.10.2017, 08:42 Hast Du schon mal darüber nachgedacht, den oberen, schräg weggehenden Stammbereich ungefähr auf die Hälfte zu kürzen? Würde für mich harmonischer aussehen. Das lange gerade Stück will mir immer auffallen.
Hallo Robert,

danke für deine Rückmeldung, genau das ist mein Plan. Momentan wächst da noch kein Kandidat der in absehbarer Zeit die Spitze übernehmen könnte.

Grüße
Rainer
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Gary
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von Gary »

Hallo Rainer,

für den betriebenen Aufwand kannst Du Dich sicherlich nicht über das derzeitige Erscheinungsbild der Hainbuche beschweren.

Vielleicht könntest Du nach dem Blattfall noch mal vier Fotos in 90°-Schritten machen, ziemlich waagrecht fotografiert, vor neutralem Hintergrund. Die gezeigten Fotos sind leider oft ungünstig für eine Beurteilung.

Der obere "Schrägteil" dominiert allmählich und muss sicherlich gekürzt werden, eine Veränderung des Pflanzwinkels wäre m.E. eher kontraproduktiv.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

Hallo Gary,

ja, endlich mal vernünftige Fotos habe ich auch vor.
Ist mir erst jetzt bewußt geworden, dass sich die Lady immer vor Fotos gedrückt hat

Grüße
Rainer
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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

Update:
hier noch aktuelle Winterbilder von allen Seiten. Den Linksausleger entfernen würde 2 große Schnittstellen auf fast gleicher Höhe ergeben, Einkürzen auf halber Höhe und einen Rechtsschwung einleiten erscheint mir am sinnvollsten.
Reizvoll wäre auch den Gipfel als Shohin abzumoosen, der könnte ganz nett werden.

Naja, ich denke ich suche einen neuen Gipfel mit Rechtskick, lasse ihn 2018 gut durchtreiben. Dazu die alten Wunden nachschneiden und auf bessere Überwallung hinarbeiten.
Okt 2017: 1
Okt 2017: 1
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4
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Detail des "Linksauslegers" von Seite 1 fotographiert
Detail des "Linksauslegers" von Seite 1 fotographiert

Grüße
Rainer
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Reiner K
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von Reiner K »

Hallo Rainer,
so richtig will der Funke nicht über springen.....
Ich würde ev den "Linksabbieger" abmoosen.
Ergibt jetzt schon einen besseren Baum als der untere Teil.
Dann würde ich mich im unteren Bereich auf einen schönen Stammverlauf konzentrieren.
Abgesehen von allen Ästen die da sind.
Dann die Vorderseite neu definieren und alle Ästen radikal abnehmen.
Dann neue "Äste bauen" und eine neuen und besseren Baum aufbauen.
LG Reiner
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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

Hallo Reiner,

ja, genau so denke ich momentan auch. Nur die langen Äste werde ich nicht komplett abschneiden, sondern einkürzen um eine bessere Verjüngung zu erreichen.

Vom Nebari wäre 1 eine mögliche Vorderseite wie schon bisher verfolgt.

Auch 3 kann ich mir als neue Front vorstellen. Dort stört bisher der dominante Mittelast: er kommt anfangs nach vorne auf den Betrachter zu. Das Abmoosen des Gipfels bleibt ein Ziel (logisch für einen Shohin-Liebhaber). Auch der untere Teil verdient es -den Baum habe ich schließlich schon über 20 Jahre- weitere 10 Jahre konsequent weiterentwickelt zu werden. Ich gebe die Hoffnung auf einen künftigen Schwan nicht auf, soviel Romantik muss sein *z*

Grüße
Rainer
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Thorschti
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von Thorschti »

Pass mal auf, mit der Zeit wird das ein echter Schwan...
Das Nebari auf Foto 3 erscheint am Besten. Bild 1 leicht rechts gekippt könnte vieleicht auch eine Lösung sein wenn die Wurzel dann noch dazu passt.

Gruß
Thorsten
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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

Heute habe ich mich für den kleinen Shohin-Ableger entschieden. Substrat ist diesmal feines Sphagnummoos.
Hättet ihr ebenso gehandelt?

Grüße
Rainer
Dateianhänge
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Nach wie vor mein erotischster Bonsai...
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Zuletzt geändert von mydear am 04.02.2023, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael 86
Beiträge: 2233
Registriert: 08.10.2016, 09:00

Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Rainer

Fast könnte man meinen, es wäre schon zuvor so geplant gewesen, wenn man die Bilder vor der Abmoosung betrachtet. Ob ich auch so gehandelt hätte, weiß ich nicht, aber dieser plötzliche Richtungswechsel hat mich gestört. Insofern ist es eine gute Entscheidung gewesen für mein Empfinden. Die neue Spitze wächst ja als wäre der Teil schon entfernt. Nur bei der Wundheilung verlierst du eben eine Saison. Wächst denn aus dem Kallus der Abmoosung überhaupt Wurzelmasse? Wenn nicht, wird das schwer ein radiales Nebari zu erhalten, außer man Pfropft rechtzeitig....
Grüße Michael :)
aduecker
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Registriert: 03.10.2014, 11:05

Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von aduecker »

:shock: :shock: :shock:
Jetzt Schon Abmoosen??
Ich dachte immer, das man das im Mai macht, wenn es schon Blätter hat.
Bei mir zu Hause hatte es heute Morgen -1,5°C.
Aber Du wirst es bestimmt besser wissen als ich Anfänger.

Ich wünsch Dir das Beste.
… einen schönen Gruß ausm Remstal.
Andreas
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mydear
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von mydear »

aduecker hat geschrieben: 25.02.2019, 09:05 :shock: :shock: :shock:
Jetzt Schon Abmoosen??
Ich dachte immer, das man das im Mai macht, wenn es schon Blätter hat.
Bei mir zu Hause hatte es heute Morgen -1,5°C.
Alles halb so schlimm, weil die Hainbuche im geschützten Kalthaus steht. Da herrschen schon frühlingshafte Temperaturen.

Früher habe ich immer erst begonnen wenn die Blätter schon ausgetrieben haben. Im Forum hat Heike gezeigt, dass erfolgreich im Februar abgemoost werden kann. Das wollte ich diesmal auch ausprobieren. Ab Mitte März gibt es so viel zu tun mit dem Umpflanzen. Im Frühjahr ist die Zeit immer so knapp.

Grüße
Rainer
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Der Maddin
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Re: Hainbuche - das häßliche Entlein

Beitrag von Der Maddin »

Hallo,
habe im letzten Jahr Anfang Februar eine
Deshoyoabmoosung begonnen, weil er schon Blätter schob.
Danach frostfrei gestellt und konnte im Mai schon trennen!

Gruss Martin
Bonsai benötigt einen Plan und Geduld.
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