Dreispitz über Felsen

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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zopf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von zopf »

Hallo
Einfach ein Beispiel warum teilweise wenig geschrieben wird.
Der Kommentar entspricht nicht dem allgemein (nur lobendem) Tenor
und wird (übertrieben geschrieben) abgeschmettert.
Keine Auseinandersetzung in der Art von -
" Was würdest Du machen ? "
oder die allgemeine Frage -
" Wie seht Ihr das ? "
Vielleicht betrachtet mich Rudi als inkompetent,
das würde vieles erklären.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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Köhler Rudolf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo Dieter,

deinen Kommentar verstehe ich nicht.

Ich halte dich weder für inkompetent noch habe ich deinen Kommentar abgeschmettert.

In verschiedenen Punkten stimme ich dir zu.
Bei manchen Punkten sind wir einfach unterschiedlicher Meinung.

Ich bin etwas ratlos.
Grüße
Rudi K.
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zopf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von zopf »

Hallo Rudi
Wenn ich die Frage belaubt oder unbelaubt stelle
und Deine Antwort unbelaubt ist,
gibt es 2 Möglichkeiten.
Der Baum ist für eine Ausstellung im unbelaubtem Zustand,
oder Du hast ein sehr großes Gewächshaus wo Du Dich auch im Winter
am Anblick der Bäume erfreust,
da Du den Winter viel Zeit im Gewächshaus verbringst
um Deine Bäume durch zu arbeiten.
Da wäre dann der Knubbel im oberen Drittel,
der Dich Deinen Angaben zufolge nicht stört
mit dem Hinweis das auch in Japan Bäume mit "Fehlern" Topbäume sein können.
Fehler sind ein weites Feld mit großem Interpretationsraum,
in diesem Fall aber außerhalb dieses Spielraums.

In dieser Art könnte eine konstruktive Auseinandersetzung beginnen,
ad eins "unbelaubt", ad zwei "stört mich nicht, mit dem Hinweis auf Japan"
erstickt eine Auseinandersetzung im Keim.

Du hast ein breites Kreuz und kannst das hoffentlich wegstecken,
würde ich Dich für ein Mimöschen halten,
hätte ich das Alles nicht geschrieben.

mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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achim73
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von achim73 »

mit dem knubbel...ich weiß nicht. eigentlich besteht der baum ja aus 3 knubbeln - unten über dem stein, in der mitte und oben. dazwischen sind weniger dicke bereiche.

aber das ist doch das charakteristische an dem baum, oder ?
anders gefragt: warum stört da nur der obere ?

der wird doch mit der zeit, wenn die spitze verdickt, sowieso weniger auffällig.
und sonst kann man da eh nicht viel machen, oder ?
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
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Köhler Rudolf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo Dieter,

ein breites Kreuz habe ich.
Zimperlich bin ich schon gar nicht.
Baumbesprechungen liebe ich. Vor allem kontroverse.

Wenn mich das Detail mit dem Knubbel stören würde, hätte ich den Baum nicht kaufen dürfen.

Wie Achim geschrieben hat, besteht der ganze Stamm aus kurven.
Ich vergleiche das mal mit einer Rubensfigur bei Frauen.
Der Stamm hat keine Modellfigur.

Der Baum im unbelaubtem Zustand stört mit zur Zeit deshalb nicht, weil ich ja ihn ja in einem Zustand gekauft habe, wo dieses Detail noch schlechter was.
Ich arbeite an diesem Detail. So etwas benötigt Zeit.
Ich bin Hobbyist.
Ich versuche meine Bäume so gut wie möglich zu entwickeln.

Fehler findet man an jedem Baum.
Die Frage bleibt, ob ich mich mit den Fehlern arrangieren kann.
In meinen Augen, machen aber gerade manchmal die "Fehler" den Reiz eines Baumes aus.

Wie schon erwähnt, ist es mir vollkommen egal, was die Regel in Sachen Bonsaigestaltung vorschreibt.
Wenn es zum Gesamtbild passt, mache ich es.

Ich finde die Diskussion sehr interessant.
Grüße
Rudi K.
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zopf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von zopf »

Hallo Achim
Vorab möchte ich betonen das ich von der Verarbeitung der "Sehinformationen" ausgehe.
Wir nehmen verschiedene Informationstiefen auf,
verarbeiten Diese in unserem Gehirn unter Zuhilfenahme unserer erlernten Regeln.
Informationstiefe bedeutet in Ihrer Rangfolge Kontrast (hell-dunkel) - Graustufen - Farbe.
Mustererkennung, auch vermeintliche, ist eine große Hilfe bei der Verarbeitung der "Sehinfornationen,
da es uns erlaubt die für uns vermeintlichen Informationen zu filtern, zu fokussieren.
Bei Rudis Baum ergibt sich (grob) Folgendes
ahorn-rudi2.jpg
ahorn-rudi2.jpg (266.87 KiB) 564 mal betrachtet
Grün ergibt ein einfache Dreiecksstruktur die uns eine gedachte Spitze erwarten lässt.
Blau ist ein "Gewusel" an Linien, die wir nur auflösen können, wenn wir uns auf einen Teil konzentrieren,
wobei aber das Gesamtbild sehr unscharf wird.
Daher fallen die Knubbel nicht so auf.
Rot sind Leerräume die den oberen Knubbel betonen.
Und dann wäre noch unsere erlernte bonsaispezifische Mustererkennung,
wir erkennen oberhalb von Dunkelblau einen Shohin auf dem Baum.

Das ist jetzt recht vereinfachend geschrieben und skizziert.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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zopf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von zopf »

Hallo Rudi
Ich kenne die Problematiken recht gut,
hier ein Bild eines Dreispitzes auf Felsen den ich 2007 erworben habe
und an dem ich seither "rumbastele".
Zopf-Dreispitz.jpg
Zopf-Dreispitz.jpg (168.8 KiB) 560 mal betrachtet
Hätte ich beim EK eine Null dranhängen können,
wäre ich nicht immer noch am Basteln.
mfG Dieter
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Norbert_S
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Norbert_S »

Gerne möchte ich mich hier beteiligen, da ich auch seit einigen Jahren am Umbau eines Dreispitz über Stein arbeite.
Die Entwicklungsgeschichte zeige ich später einmal.

Zu Rudies Baum.
Linien helfen zu verdeutlichen und als Unterstützung für Erklärungsversuche. Erinnert aber eben auch an die Charttechnik, wo gleiche Verläufe sehr unterschiedlich interpretiert werden.
Das ist bei Bäumen nicht anders. Je geübter wir in der Analyse sind, je mehr Bäume wir betrachtet haben desto schneller finden wir die Linien und die Erklärungen dazu.
Sie sind natürlich subjektiv, weil das das finden der Linien durch unsere unterbewusst bervorzugten Bilder gesteuert wird.

Die schwarz-weiß Skizze, die Dieter als Grundlage genommen hat, machen aus Baum und Stein eine noch stärkere optische Einheit als sie ohnehin schon sind.
Beim Farbbild ist die Trennlinie zwischen Baum und Stein stark sichtbar.
Setze ich hier bei gleicher Überlegung Dieters Linie an, ist der Treffpunkt genau in der jetzigen Spitze.
.
ahorn-rudi3.jpg
ahorn-rudi3.jpg (224.42 KiB) 520 mal betrachtet
.
Die Hauptkraftlinien des Baumes habe ich in Rot eingezeichnet, die vorn mir gewünschte Stammsilhouette in Blau.
.
ahorn-rudi2.jpg
ahorn-rudi2.jpg (192.15 KiB) 520 mal betrachtet
.
Da wir ja nur zwei Dimensionen und lediglich die Frontansicht betrachten, möchte ich auf kleine Einzelheiten gar nicht näher eingehen. Wir wissen alle, dass nur das davor sitzen entscheidend ist.
Natürlich springt aktuell der aufsitzende Shohin direkt ins Auge, aber nur, weil die aktuelle Beastung es erlaubt und weil wir trainiert sind, die kleinsten Baum zu suchen.
Wie man welche Äste selektiert und aufbaut ist abhängig vom angestebten Endbild.
Der Dreispitz überwallt auch größere Schnittstellen zuverlässig und ohne wülstig zu werden. Bei mehreren kleinen dicht beieinander liegenden kommt es schon leichter zu Verdickungen.
Ich persönlich bevorzuge einen Astaufbau der nicht zu lange den freien Blick auf den Stamm zulässt. Weiter unten zunächst nur leicht bedeckend nach oben hin schon. Und eine Spitze versuche ich zu vermeiden, aufbesen nennt Dieter das und es ist treffend. Der Baum ist nicht mehr jung, hat kraftvolle reife Element, der benötigt eine runde Krone.
Der untere rechte Ast hat schon lange sein Schuldigkeit getan und die mögliche tiefe Rücktrocknung nach starker Stammkappung verhindert.
Was jetzt noch an unschönen Verdickungen eine bewegte Stammlinie stört, ist Folge dieser Kappung.
Ist eine Typfrage, wie solche Dinge angepasst werden; langsam über einen langen Zeitraum unter Beibehaltung einer im Sommer vorzeigbaren Gesamtansicht oder mit großem Schnitt und möglichen Ablaktionen.
Zeit benötigen beiden, Freude können beide bereiten.

Ist für mich ein interessantes Projekt.
Viel Spaß damit, Rudi.
Norbert

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Lenhart
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Lenhart »

Da Rudi sagte, er diskutiert gern kontrovers, möchte ich gern einen Gedanken äußern.

Ich finde den Baum interessant. Natürlich wirkt er auf mich aber ganz und gar nicht. Durch den verschluckten Stein ist der Baum am Ansatz unheimlich massiv, was ja das interessante ist. Er verjüngt sich dann so, dass er total kegelförmig rüber kommt. Wie solche Hütchen, mit denen in Sport oder bei Baustellen Grenzen markiert werden. Und genau da finde ich, dass die Struktur der Äste und die Drahtung dem nicht entgegen wirkt, sondern diesen Eindruck noch verstärkt. Ich verstehe nicht, wieso du die Äste so nach unten gedrahtet hast. Das wirkt unnatürlich an einem so massiven Laubbaum. Er hat Äste wie eine junge Lärche. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das verwächst mit zunehmender Verzweigung. Denn Äste von Laubbäumen wachsen nicht eine Biegung nach unten, um dann am Ende wieder nach oben zu wachsen und die einzelnen Zweige nach oben steben zu lassen. Ist es nicht so, dass die Hauptäste/Stämme nach oben streben, um dann mit zunehmender Verzweigung aufgrund des Gewichts der Laubmasse langsam, mit einer Wölbung, die oben rum und nicht unten herum geht, nach unten zu wachsen. Und einzelnen Zweige dann eben zum Teil auch nach unten hängen.

Die Äste wurden meiner Meinung nach also bei der ersten Drahtung genau verkehrt herum gedrahtet. Mir fällt nicht ein, wie sich das jetzt beheben ließe.
Ich sehe hier das altbekannte klassische „Laubbäume-wie-Nadelbäume-gestalten“ Problem.

Aber Bonsai ist eben Geschmackssache. Mir persönlich fehlt es an Vorstellungskraft, einem solchen Baum mit dieser Spitze und Aststruktur beim wandern durch die Natur zu begegnen.

Die Schale finde ich persönlich viel zu flach für einen so massiven dicken Stamm mit Stein.
Liebe Grüße
Lennart

Jeder Bonsai ist gleich dreimal so cool, wenn man sich vorstellt, er würde irgendwo in Mittelerde wachsen! :)
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Köhler Rudolf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo,

@Norbert und Dieter,

Vielen Dank für die ausführliche Analyse und Bebilderung.
Von der Seite habe ich diesen Baum noch nicht betrachtet.
Das muss ich jetzt erst einmal im Detail verarbeiten.

@ Lenhart,

deinen Kommentar verstehe ich nicht.
Wie sollte denn ein Dreispitzahorn gedrahtet werden.
Wie sollte deiner Meinung nach die Aststellung erfolgen?
Grüße
Rudi K.
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ania
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von ania »

Lenhart schreibt das, was Fips schon auf der ersten Seite, 2018, angemerkt hat. Die Astansätze sind fichtenartig nach unten geneigt. Die natürliche Aststellung eines Ahorns wäre aber am Ansatz nach oben.
Jetzt sind die Äste mittlerweile zu dick um das noch zu ändern.
Mich persönlich stört es bei diesem Baum irgendwie nicht, allerdings empfinde ich es auch mehr als stilisierte, nicht als natürliche Gestaltung.
Lenhart
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Lenhart »

Genau das meinte ich.

So könnte ich mir das in der Natur eher vorstellen.

Deinen Weg sieht man aber oft, auch bei Profis, wie ich finde.
Dateianhänge
32D676BD-9A1F-4C28-8286-370E4CC0B48D.jpeg
32D676BD-9A1F-4C28-8286-370E4CC0B48D.jpeg (152.68 KiB) 384 mal betrachtet
Liebe Grüße
Lennart

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Köhler Rudolf
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Köhler Rudolf »

Hallo Lenhart,

vielen Dank für deine Skizze.

Aber dieser Weg wird nicht meiner sein.

Für Gestaltungen dieser Art sind andere in diesem Forum zuständig. :-D
Grüße
Rudi K.
Lenhart
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Lenhart »

*daumen_new*

Geschmäcker sind verschieden.

Viel Spaß weiterhin mit dem Brocken.
Liebe Grüße
Lennart

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Herbert A
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Re: Dreispitz über Felsen

Beitrag von Herbert A »

Servus Rudi
Dein Dreispitz erinnert mich an meinen Palmatum den ich vor Jahren gekauft habe.
Die Basis wunderschön, im Detail aber viele Fehler.
Da ging es mir wie Dir. Wäre alles perfekt kann man sich solche Bäume kaum leisten.
Eine neue Krone ist in max. 5 Jahren aufgebaut. Der Dreispitz ist sehr gut geeignet um Fehlstellungen bei Ästen mittels Bohrablaktionen zu korrigieren.
Die zu dick gewachsenen Wurzeln über dem Stein kannst du gefahrlos wieder reduzieren um Baum und Stein wieder in Einklang zu bringen. Mir scheint da hat auf der Rückseite schon jemand damit begonnen.
Die nach unten ausgerichtete Ast Stellung würde ich auch noch einmal überdenken.
Auf alle Fälle ist das ein Baum mit großem Potential. Kitzel Es raus. Viel Spass
Lg Herbert
Das BFF ist mein persönliches Bonsaitagebuch. Vielen Dank dass ihr das seit vielen Jahren ermöglicht.

Info: www.bonsaisalzburg.net
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