Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Alles andere was zu Bonsai passt.
Hippo
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Hippo »

Michael 86 hat geschrieben: 25.03.2020, 11:25 Der Unterschied in der Stahlqualität wird sicher nicht immens gewaltig ausfallen.
Salü zämme,

Das ist nicht ganz richtig!

Sowohl die Stahlqualität als auch die Fertigung von Masakuni und Ryuga sind unterschiedlich.

Ryuga verwendet Chromnickelstahl in einer einfachen Legierung und die Werkzeugteile werden aus einem Blech resp. Platte ausgestanzt und ausgelasert und zurechtgeschliffen.

Masakuni verwendet hingegen Chromvanadiumstahl und die einzelnen Werkzeugteile werden gesenkgeschmiedet. Das ist ein ungleich aufwändigeres Verfahren und ein wesentlich härterer und zäherer Werkstoff. Das rechtfertigt wohl auch den ungleich höheren Handelspreis.

Ich habe mehrere Werkzeuge von beiden Herstellern und stelle fest, dass Masakuni seine Schärfe x-mal länger behält als Ryuga.

Mit einer Masakuni Rundkonkavzange schneide ich auch Aeste sorglos ab wo sogar rostiger Eisendraht eingewachsen ist. Das sollte man mit einer Ryugazange tunlichst vermeiden.

Darum; Masakuni ist nicht einfach nur teuer!

Just my 50 cts
Gruss George
Grumpy old fat Kiboko.
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Andreas Ludwig
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Andreas Ludwig »

Michael – nimm es mir nicht übel, aber du bist irgendwie «Generation Iphone». So ein Ding funzt entweder oder es ist kaputt, dann holt man ein neues.

Werkzeuge sind etwas anderes. Die können eine definierte Arbeit machen – zum Beispiel so schneiden oder so kappen. Das können sie aber nur, wenn man sie ganz genau dafür verwendet. Da gibt es dann aber kein «zufällig reingeratenes Substrat» und solche Sachen. Wenn das geschieht, hat man als Werkzeugführer versagt, nicht aber das Werkzeug.

Ich gebe dir dazu ein simples Beispiel: Ich schätze Laguiole-Messer, die traditionellen aus der Auvergne. Die haben keinen Stopper, hatten sie nie, ist einfach so. Resultat: Laien beklagen sich, dass die Klinge stumpf wird, wenn man sie zuschnappen lässt. Kenner wissen, dass man ein Laguiole nicht zuschnappen lässt. Gehört sich nicht, ist schlechter Stil. So einfach.

Also: Wenn ein Ast sehr stark ist, schneide ihn vor mit irgend einem Wolf-Schnippeldings, einer Heckenschere oder der Säge eines Schweizer Taschenmessers, egal, einfach ein «hard work tool». Frag dich nicht, ob dieser oder jener Hersteller exklusiver Bonsaizangen dafür gesorgt hat, dass dein Zängchen diese Kraft aufbringt, erspare sie ihr. Hübsche Zangen machen hübsche Arbeit, fürs Grobe gibts andere Sachen.
It is not enough to be busy. So are the ants. The question is: What are we busy about?
(Thoreau)
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zopf
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von zopf »

Da bei mir seit über 20 Jahren ein Laguiole auf dem Schreibtisch liegt,
kann und muss ich Andreas zustimmen.
Gutes und vor allen Dingen gut gepflegtes Werkzeug
ist die Grundlage jedweden manuellen Schaffens.
grüsse an die bewohner von melmac
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Georg
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Georg »

Deswegen sind meine Küchenmesser bestens geschärft. :lol:
Gruß
Rüdiger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)
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VolkerM
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von VolkerM »

...eine meiner alten Scheren mit nach oben gebogenen Schneiden (die ich besonders gern benutze, um der Forsythie die Blätter zu entfernen , die Keimblätter aber stehen zu lassen - fummelige Abeit) mit der ich sehr gut feine Schnitte (son bissken umme Ecke) machen konnte, stürzte eines Tages ab....na klar....Zack - Spitze abgebrochen 😖😩. Ich habe auf einigen Ausstellungen und bei mehreren Händlern versucht, identischen Ersatz , zu bekommen (der alte Mann wollte das alte Ding wieder haben) ...vergeblich.
Nach dem Lesen dieser Berichte bin ich diesbezüglich aktiv geworden.....und seit heute richtig froh, wieder mit dem alten Eisen schibbeln zu können 😊. Besten Dank, W.
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Bis denne Volker

Ein fallender Baum macht mehr Lärm
als ein wachsender Wald.
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espanna
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von espanna »

Ich glaube das mit dem richtigen Werkzeug und so haben wir Köche es auf die Spitze getrieben. Ich habe immer noch 2 Rote- (Fleischer) Kisten voll mit Messern, Scheren, Förmchen, Schäler.... das meiste sind Messer. Es gibt welche aus Damast, aus weichem Stahl aus Keramik, aus Japan, von Porsche und und und. So ist es bei Köchen, die darf auch meine Frau nicht benutzen :lol:
Dann kam ich in ein recht hoch ausgezeichnetes Restaurant als Souschef und der „Küchenbulle“ hatte eine, mir sehr sympathische, unterschwellige-, zynische-, ironische-Art. Die Köche arbeiteten mit ihren teueren Messern und er hatte sich immer die billigsten I.EA- Messer geholt. Arbeitete damit sauber, schnell, na ja um ehrlich zu sein, perfekt. Ab und an schlich er sich hinter einem und murmelte vor sich hin, so dass man es klar hören konnte;
„Da kommst du dir toll vor, nicht? Mit deinem TOLLEN MESSER! TOLL, GANZ TOLL! DU BIST WAS GANZ BESONDERES!“ -> ich musste mich zusammenreißen nicht laut zu lachen, es war herrlich...
Vielleicht geht es auch anders, aber zu unserer Zeit, in Europa, in Wohlstand ist so manches;
Nice to have :wink:
Gruß
László

"Wer arbeitet, macht Fehler."
Alfred Krupp
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Erwin
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Erwin »

László,

Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe ein Faible für japanisches Werkzeug, speziell Sägen aber auch Anderes. Die dortigen Ingenieure denken eine Aufgabe bis zum Schluss durch und das Ergebnis ist Perfektion. Kleines Beispiel diese Astschere: https://www.feinewerkzeuge.de/astschere.html
Der Kopf sieht aus wie zu einem Vogel gehörend, allein schon das Design *lieb* *lechz* . Aber die Funktion ist überragend! Das Ding schneidet dicke Äste derart leicht, dass europäische Scheren vor Scham verrosten müssten...
Und schon mal von einer "Schraubenausdrehzange" gehört? Braucht man eher nicht, musste ich aber trotzdem haben.

Erwin
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Sebastian.W
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Sebastian.W »

Das ist ja mal ne feine Seite Erwin. Da könnt ich mich Stunden mit bummeln beschäftigen und der Warenkorb wäre unbezahlbar (Gelernter Werkzeugmacher und Schlosser)
Ich teile dieselbe Vorliebe für japanisches Werkzeug, aber eher die geometrisch-schlicht-geschmiedete voll-ausgereifte Form aus schwarzem Carbonstahl. (Stahl mit besten Eigenschaften in Sachen Schärfe und Härte rostet nun mal) Dies haben die Japaner bei sämtlichen Garten-/ Ast- und Heckenscheren einfach perfektioniert. Ergonomie für Hand und Auge in Perfektion



Gruß Sebastian

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zopf
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von zopf »

Hallo
Wenn Ihr mal mit einem Genno (jap. Hammer) und Stechbeitel gearbeitet habt,
wisst Ihr traditionelles Handwerkszeug zu schätzen,
und Eure Finger erst.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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Erwin
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Erwin »

zopf hat geschrieben: 03.05.2020, 09:45 Hallo
Wenn Ihr mal mit einem Genno (jap. Hammer) und Stechbeitel gearbeitet habt,
wisst Ihr traditionelles Handwerkszeug zu schätzen,
und Eure Finger erst.
mfG Dieter
Dieter,

natürlich habe ich auch so einen Genno.....ich nehme kaum noch einen anderen Hammer...federleicht und richtig Wumms, wenn´s denn sein soll.

Erwin
Lenhart
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Lenhart »

Um kein eigenen Beitrag aufzumachen: Kann es sein, dass ich mein Werkzeug in den ersten Jahren bereits geschrottet habe? Ist jetzt seit knapp 2 Jahren in Benutzung. Kann mich da schon wieder über mich selbst aufregen...die Schere war mir gleich zu Anfang runtergefallen, deshalb ist die Spitze abgeknickt. Ferner schließt sie nur in der forderten Hälfte. Hinten bleibt Luft. Von daher scheint sie verzogen...
Die Konkavzange ebenso. Die eine Spitze ist höher als die andere. Nicht bündig.

Ich denke ich habe anfangs den ein oder anderen zu dicken Ast damit gekappt ich Idiot... dieses Lehrgeld immer.

Das ich das ganze auch mal sachgemäß reinigen muss, ist ja auch gut zu erkennen.


Sofern keine „das wäre die dümmste Entscheidung deines Lebens“-Rückmeldung kommt, würde ich das Werkzeug aus Sparsamkeitsgründen wohl dennoch ein paar Jahre benutzen. Aber nun, nachdem etwas Erfahrung und Umsicht mit der Zeit hinzugekommen ist, sachgerecht und ordnungsgemäß gereinigt und gepflegt...
Oder meint ihr, es ist völlig unbrauchbar?
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Liebe Grüße
Lennart

Jeder Bonsai ist gleich dreimal so cool, wenn man sich vorstellt, er würde irgendwo in Mittelerde wachsen! :)
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Heike_vG »

Die beiden Teile sind jedenfalls nicht unrettbar verloren. Lass sie doch auch wie manch anderer in diesem Thread von Wolfgang Meinhardt in Ordnung bringen.

LG, Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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bonbon-sai
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von bonbon-sai »

Heute ist es mir auch passiert - meine Lieblings-Knospenschere ist gleich zweimal runtergefallen :( :( :(
Ein Paket zu Herrn Meinhardt ist schon unterwegs. Ich bin sehr gespannt.
Schöne Grüße
Maik
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Mit den Menschen ist es wie mit den Autos - Laster sind schwer zu bremsen.
Heinz Erhardt
Lenhart
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Lenhart »

*daumen_new* mein Paket habe ich heute auch abgeschickt.
Liebe Grüße
Lennart

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Lenhart
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Re: Werkzeug überarbeiten - Spiel in den Scharnieren, Schärfen

Beitrag von Lenhart »

Top Ergebnis! Also die Schere ist wieder spitz, scharf, noch immer nicht ganz bündig im unteren Bereich, aber evtl ging es auch nicht bündiger oder braucht es nicht, da man ja ohnehin nur mit dem vorderen drittel schneidet...
Die Konkavzange ist besser als vorher... auch besser als beim Kauf, bin mir ziemlich sicher. Sie öffnet sich nur so weit wie nötig, sodass mir gar nicht möglich ist, zu dicke Äste damit Kappen zu wollen. Und dieser eine Nippel da, der das schließen stoppt, der erfüllt jetzt erst seinen Zweck. Vorher hat den gar nichts berührt. Er hat da was rangelötet oder so, sodass er seine Stoppfunktion nun erst erfüllen kann.
Liebe Grüße
Lennart

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