Hilfe mein Baum ist krank !

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
Antworten
Benutzeravatar
zopf
Mentor
Beiträge: 6960
Registriert: 19.05.2005, 14:18
Wohnort: Bergisches Land

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von zopf »

Hallo
Nun ist Mitte August und die Wachstumssaison nähert sich Ihrem Ende.
Bäumchen die Mitte Juni zurückgeschnitten wurden treiben kaum noch
und nur mit höheren Stickstoffgaben kann man noch viel Zuwachs erreichen.
Jetzt zeigt sich auch mehr oder weniger vereinzelt Rost auf den Blättern
und auch der Mehltau ist verbreiteter.
Man sollte sich überlegen ob es wirklich nötig ist jetzt noch Fungizide zu spritzen.
Bei einem leichten Befall ist die Photosynthese nur leicht eingeschränkt
und die Nebenwirkungen des Fungizids können wir alle nicht beurteilen.

Es ist ein absoluter Irrglaube das Fungizide oder Insektizide keine negativen Nebenwirkungen hat.
Alleine wenn Ihr auf dem Beipackzettel die Liste der Pilze lest,
müsste Euch klar werden das es Gifte mit Breitbandwirkung sind
die (im besten und schlechtesten Fall) Feind und Freund bekämpfen.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
Benutzeravatar
zopf
Mentor
Beiträge: 6960
Registriert: 19.05.2005, 14:18
Wohnort: Bergisches Land

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von zopf »

Hallo
Dann bleiben noch die kleinen Krabbelviecher.
Läuse , Milben und "Laubfresser"
Milben sind eigentlich nicht weiter schlimm,
( Ausnahme Wacholder, aber dann läuft bei der Pflege sehr, sehr viel falsch)
Bei einer Buche habe ich jedes Frühjahr "Randmilben",
nach dem Rück- und Blattschnitt im Juni ist davon nichts mehr zu sehen.
Auch sonst tummelt sich das ein oder andere Milbenpärchen vereinzelt auf einem Bäumchen,
aber es stört nur das Auge.
Läuse, ja die kennen wir alle sehr gut und ohne hinzusehen,
wissen wir das Sie sich breit machen.
Auch hier haben wir den Ansturm im Frühling, der von überwinternden Eiern am Baum stammen
und dann noch die späteren Generationen.
Gegen den ersten Ansturm von Milben und Läusen hilft die 2 malige Winterspritzung mit Winteröl,
aber die zweite und die darauf folgenden Generationen, wenn´s Zuviel wird sollte man eingreifen.
Aber hier braucht man nicht zu spritzen, Lizetan-Stäbchen wirken recht gut und Ihr habt einen 2-3 Monatigen Schutz.
Wenn Ihr keine Insektizide spritzt und nur nötigenfalls eingreift,
schont Ihr nicht nur die Umwelt, sondern lasst Eure treuen Freunde im Kampf gegen die Läuse am Leben.

Es geht mal wieder um ein "System".
Pflanzen und Läuse leben schon hunderte Millionen von Jahren in einem "System",
das es Beiden erlaubt zu überleben.
Viele Läuse ergibt viele Fraßfeinde (andere Insekten, Vögel),
ergibt weniger Läuse, dann weniger Fraßfeinde, dann mehr Läuse, dann mehr.....
Diese Spiel geht immer unentschieden aus, aber je mehr Ihr eingreift,
je mehr bringt Ihr diese System in´s Ungleichgewicht
und verhelft letztendlich den Läusen zu Sieg.

Dann gibt´s noch die Knabberer, erkennbar an Löchern im Blatt, am Blattrand
oder Minierer (z.B. die kleine Lindenblattwespe, die oft Unsere Eichen besucht).
Einfach das Bäumchen auf den Tisch stellen, geduldig die Blätter von oben und unten untersuchen
und die Raupen und Larven entfernen.

Jetzt habe ich viel geschrieben, es gibt kaum Resonanz
und die Meisten werden unzufrieden sein,
weil Sie wohl eher was wie Tante Google erwartet haben.
"Hilfe ich habe..."
"Nimm die "Tablette" und …
Aber so geht Bonsai nicht,
und auch wenn es 10, 20 oder 30 Jahre dauern wird,
irgendwann werdet Ihr …

mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Dieter,

Du schreibst das hervorragend, das lese auch ich gerne!

Dieses Jahr wurde meine Kastanie von interessanten Wesen angefressen, denen ich es nicht übelnehmen konnte und die ich auch nicht daran hindern mochte.
Es war faszinierend, Blattschneidebienen bei ihrer Arbeit zu zusehen, wie sie mehr oder minder halbkreisförmige Stücke aus den Blättern bissen und mit diesen dann abflogen.

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Jürgen*
Beiträge: 711
Registriert: 26.04.2018, 19:27
Wohnort: Wien

.

Beitrag von Jürgen* »

.
Zuletzt geändert von Jürgen* am 22.05.2020, 20:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Georg
Beiträge: 5082
Registriert: 11.01.2004, 14:40
Wohnort: Kurpfalz-Gott erhalt´s

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von Georg »

Wer seine Bäumchen täglich pflegt, erkennt 90% der Schädlinge rechtzeitig und kann händisch diese vernichten. Vorausgesetzt der Gesundheitszustand der Pfleglinge ist gut.
Gruß
Rüdiger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)
Benutzeravatar
abardo
Beiträge: 5945
Registriert: 21.09.2014, 20:35
Wohnort: knapp neben Berlin
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von abardo »

Hi,

auch wenn ich Dieter bei den meisten Punkten zustimme, einfach weil die aus Erfahrung kommen und gut durchdacht sind, kommt ein Punkt mir immer zu kurz. Er weist gerne auf ein "System" hin. Finde ich richtig. Mit der Einschränkung dass es "ein" System ist und nicht "das" System.

Den Sinn eines konkreten praktischen Systems (nimm genau das Substrat, schütze durch das hier und dann ist gut) kann ich nicht erkennen. Jeder hat andere Vorraussetzungen, ein anderes Verhalten (beim Giessen, Düngen, Schneiden und überwintern und manches Verhalten lässt sich eben auch nicht ändern), eine andere Umgebung und ein anderes Kleinklima. Es gibt also viele Systeme. Manche funktionieren schlecht, manche an vielen Orten und manche eben nur bei einem Pfleger an seinem Standort.

Wenn wir das "Fach" im Forum Ernst nehmen würden, würden wir versuchen zu ermitteln, welche Grundprinzipien den gut funktionieren Systemen gemeinsam sind, um einen Basis zu schaffen. Um das Auge zu trainieren, um schlechte Teile eines Systems zu erkennen, das System leicht zu verändern und zu optimieren. Um daraus auch andere Systeme für andere Gegebenheiten ableiten zu können, die auch wieder gut sind. Damit jeder das Handwerkzeug bekommt, sein eigenes System zu finden oder zu optimieren.

Das ist zum Glück in dem Thread hier genügend passiert.

Es wurde aber m.M.n. immer wieder durch konkrete Handlungsanweisungen verwässert.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Benutzeravatar
zopf
Mentor
Beiträge: 6960
Registriert: 19.05.2005, 14:18
Wohnort: Bergisches Land

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von zopf »

Hallo
Du hast vollkommen recht, das ist nur ein System,
einfach aus dem Grund, das der größte Systemfehler wir selbst sind.

Geh in Gedanken zurück als Du in die Schule gingst, eine Lehre, ein Studium machtest.
Da saß oder stand Einer vor Dir, der gesagt hat wie es geht,
das Lesen, das Schreiben, das Rechnen....
Wir haben mehr oder weniger unwillig diese Regeln gelernt,
am Anfang widerstandslos, später vielleicht mit leichtem Aufbegehren,
aber wir haben gelernt.
Und heute, heute kann man wohl ohne zu wissen, ohne zu können, ohne zu verstehen,
kurzum ohne gelernt zu haben...

mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
Benutzeravatar
abardo
Beiträge: 5945
Registriert: 21.09.2014, 20:35
Wohnort: knapp neben Berlin
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von abardo »

Exakt. Heute sind Fakten überall. Nur weiss keiner die zu deuten, weil das Wissen fehlt.

In manchen Fächern haben wir nur Fakten auswendig gelernt. Wenn man Glück hatte, hatte man einen Lehrer, der einem beigebracht hat, wie man lernt. Wie man Wissen findet, einordnet und selber forscht.

Beispiele sind sinnvoll, um die Anwendung von Wissen nachvollziehen zu können. Sind aber selbst kein Wissen.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Benutzeravatar
zopf
Mentor
Beiträge: 6960
Registriert: 19.05.2005, 14:18
Wohnort: Bergisches Land

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von zopf »

Hallo
Fast ist ein weiteres Jahr vergangen
und ich möchte von den diesjährigen Erfahrungen berichten.
Da mir die Bäume "über den Kopf" wachsen und ich mit dem Schnitt kaum nachkomme,
habe ich dieses Jahr sparsamer gedüngt.
Im Frühjahr eine leichte Dosis pelletierten, organischen Dünger
und ansonsten nur einmal die Woche mineralischer Dünger mit einem E.C Wert von 1 (recht schwache Düngung).
Der Nebeneffekt sind strotzgesunde Bäumchen,

Eine kleine Waldkiefer (bei denen ich es mit der Kürze der Nadeln übertrieben habe) hatte Wolläuse,
1 mal Careo und das wars mit den Läusen.
Ein shishigashira hatte bis jetzt 7 Wolläuse, die ich mit der Hand entfernt habe.
(sonst meist heftigerer Befall, der Blattdichte geschuldet)
Eine Quitte hatte Raupenbefall, auch mit der Hand entfernt,
besser hätte ich eine Brille angezogen, dann hättte ich keine übersehen.
Und zuletzt ein Shohinapfel mit leichtem Mehltau,
was aber an der zu großen Blattmenge und damit am zu dichtem Bewuchs liegt.

Das war´s, kein einzige Blattlaus an Ahornen,
keine Gallmilben an der Linde,
kein kleine Lindenblattwespe an der Eiche,
keine Raupe an den Waldkiefern,
bis auf den Shohinapfel kein Mehltau
die ansonsten regelmäßig erscheinenden "Baumbeisser" hatten dieses Jahr
wohl besser schmeckende Bäumchen.

Auch weiterhin halte ich meine Bäumchen auf der eher trockenen Seite,
schütze nicht vor Sonne oder Regen, oder räume hin und her

mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
Benutzeravatar
abardo
Beiträge: 5945
Registriert: 21.09.2014, 20:35
Wohnort: knapp neben Berlin
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von abardo »

Hi,

dieses Jahr haben wir hier bei uns ein ganz anderes Wetter als in den letzten drei (oder nicht ganz so heftig noch zwei Jahre, also die letzten 5 Jahre).

Obwohl die Wetterfrösche vorraussagen, dass wir noch eine sehr heisse Periode bekommen werden, also noch einen Rekordsommer, ist die erste Jahreshälfte hier in Brandenburg doch viel milder. Der fast schon übliche abrupte Übergang von einem milden Winter ohne Frühling in einen heftigen Sommer mit über 30 Grad fiel diesmal aus. Seitdem gab es mal 1-2 heisse Wochen, aber immer noch "nur" mit einem Maximum von 32 Grad. Diese Hitzeperioden war dennoch im Vergleich zu den letzten Jahren angenehm kurz und durch Gewitter begleitet und abgewechselt durch milde Sommertemperaturen von bis zu "nur" 25 Grad. Es hat hier wirklich gut geregnet, ein Wunder.

Das hat Auswirkungen. Bis jetzt musste ich maximal 2x/Tag giessen, ich benötige weniger Moos auf dem Substrat und habe es teilweise abgenommen, sonst stehen manche Bäume zu lange zu nass. Ich habe weniger gedüngt und so wie Dieter es beschrieb, wachsen die Bäume trotzdem gut und schnell.

Einen Fehler habe ich gemacht. Da ich in den letzten Jahren immer mehr Festdünger (Saidung) verwenden konnte, der sich durch das viele Giessen schnell auflöste und ausspülte, dachte ich, dass es dieses Jahr auch so wäre und habe Anfang Mai die übliche Menge draufgehauen. Routine anstatt Beobachtung ohne die Ableitungen aus dem gärtnerischen Erfahrungsschatz. Zwei Wochen später zeigten sich an manchen Laubbäumen an den Blatträndern Zeichen von Überdüngung. Also kam das Saidung sofort wieder runter und die paar betroffenen Bäume wurden ordentlich gespült. Nicht viel passiert, aber über diese sich einschleichende Routine ärgere ich mich trotzdem.

Ansonsten regnet es hier regelmässig und genug (die Bauern bekommen jetzt wohl dieses Jahr doch eine Ernte hin und der Wald blieb bisher von den heftigen Waldbränden der letzten Jahre (fast) verschont). Was zu heftigem Mehltaubefall im Garten an Eichen und Pfaffenhut führte. Bei den Eichen- und Pfaffenhut-Bonsai habe ich nun schon 3x mit Mehltauschreck (bei jedem Neuaustrieb) vorgebeugt. Funktioniert gut.

Bis auf einen leichten Lausbefall hatten meine Bonsai dieses Jahr noch gar keine Schädlinge.

Da viele meiner Bäume dieses Jahr in einer reinen Wachstumsphase sind (weil sie z.B. ausgestellt wurden und sich erholen sollen oder weil genug Feinverzweigung vorhanden ist und sie jetzt an Dicke zulegen dürfen), schneide ich momentan weniger, manche bis zum Blattfall wohl gar nicht mehr (deshalb gibt es dieses Jahr bei mir auch weniger Updates und Fotos).

Es bleibt nur, das Wetter gut zu beobachten, die Wettervorhersage zu beachten und jegliche Reaktion an den Bäumen zu registrieren und die Pflege anzupassen.

(dieses "Routine anstatt Reaktion auf die Beobachtung" zeigte sich auch wieder im Garten. Als es für zwei Wochen wirklich heiss wurde, hatten die Nachbarn alle Lust rauszugehen und den Rasen kurz zuschneiden. Einfach weil sie "etwas im Garten machen wollten". Ich hingegen hatte meinen Rasen bevor es richtig heiss wurde schon eine Woche durchwachsen lassen und habe ihn dann nach den heissen Tagen gemäht (was eine Sauarbeit war, weil er locker 10cm hoch war. Mein Rasen ist nun knackegrün, der der Nachbarn teilweise löchrig und vertrocknet)
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Benutzeravatar
Bonsaifann
Beiträge: 92
Registriert: 11.04.2019, 19:56

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von Bonsaifann »

zopf hat geschrieben: 13.07.2019, 11:55
Einen leistungsfähigen Wurzelballen zu "erziehen", ist eine langwierige Aufgabe,
gehört aber zu den aller wichtigsten Basics bei der Pflege Unserer Zöglinge.
Hallo, wenn du davon sprichst, dass es zu den wichtigsten Basics gehört, einen leistungsfähigen Wurzelballen zu "erziehen", wäre es (zumindest für mich als Anfänger [ich betreibe dieses Hobby nun seit 1,5 Jahren]) sehr interessant und nützlich, wenn du diese Aussage näher erläuterst. Was ist genau mit leistungsfähig gemeint? Die Fähigkeit, mehr Wasser aufzunehmen? Mehr und länger Wasser zu speichern? Das Volumen des Wurzellballens zu verringern/vergrößern? Die andere wichtige Erläuterung wäre, wie man denn nun so einen leistungsfähigen Wurzelballen "erzieht", wenn dieser doch so wichtig ist...

Würdest du das bitte näher ausführen?
Servus, der Dominik
Benutzeravatar
achim73
Moderator
Beiträge: 11488
Registriert: 30.07.2006, 00:53
Wohnort: bochum
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von achim73 »

hallo dominic, vielleicht kann ich dazu ein paar worte sagen.
das "grundproblem" bei der bonsaihaltung ist ja der extrem eingeschränkte wurzelraum dutrch die schalen. dadurch steht für die wasser-und nährstoffaufnahme schlicht sehr wenig platz zur verfügung. dazu kommen noch physikalisch bedingte schwierigkeiten (stichwort wassersäule), schnelles durchfrieren des ballens im winter, schnelles austrocknen im sommer etc.
einen leistungsfähigen wurzelballen zu erziehen heisst, dem baum zu ermöglichen, unter diesen extrembedingungen zu existieren und möglichst noch zu wachsen, denn wo nichts wächst, kann man auch nichts gestalten.
wie erreicht man das ? ich würde denken, in erster linie durch eine vergrößerung der wurzeloberfläche, also ein möglichst gut verzweigter ballen mit vielen haarwurzeln. das erreicht man bei der materialentwicklung durch immer wiederkehrendes umtopfen mit gezieltem wurzelschnitt, im prinzip analog zum aufbau der krone. z.b. eichen bilden natürlicherweise eine lange dicke pfahlwurzel aus, und man muss sie erst mal vom gegenteil überzeugen *z*
das ist, je nach art, mehr oder weniger problemlos. am heikelsten ist es bei alten nadelbaum-yamadoris, die an ihren standorten oft meterlange wurzeln gebildet haben, um an wasser zu gelangen. die kann man natürlich nicht einfach kappen, und die aufgabe ist es, die meist spärlich vorhandenen stammnahen feinwurzeln zu erhalten und daraus behutsam einen kompakten wurzelballen zu bilden.
bei der aufzucht aus jungpflanzen ist es am einfachsten, da man die entwicklung von anfang an steuern kann, erfordert aber auch am meisten geduld.
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
Benutzeravatar
zopf
Mentor
Beiträge: 6960
Registriert: 19.05.2005, 14:18
Wohnort: Bergisches Land

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von zopf »

Hallo Dominik
Ein Bäumchen braucht zum Wachstum 4 Hauptfaktoren,
Wasser (Lösungsmittel), Nährstoffe (Futter), Kohlendioxyd (Baustoff) und Sonnenlicht (Energie).
Von diesen 4 Faktoren sind wir für 2 verantwortlich, das Wasser und die Nährstoffe.
Wie Achim geschrieben hat sind die Wurzelhaare für die Aufnahme des Wassers und der Nährstoffe zuständig.
Umso größer die Anzahl der Wurzelhaare ist, umso mehr kann das Bäumchen aufnehmen.
Viele kleine Wurzeln bieten mehr Platz für Wurzelhaare als ein paar dicke Wurzeln,
also, wie Achim geschrieben hat ein Aufbau eines verzweigten Wurzelsystems.
Soweit in der Theorie recht einfach, aber in der Praxis etwas komplizierter,
da es Unterschiede in der Arbeitsweise gibt.
Wenn wir als Beispiel die Gartenmarktpflanze nehmen,
ein großer Topf mit einem dünnen Stamm und langen wenig belaubten Ästen.
Der wichtigste Punkt ist - Ruhe bewahren -
Zigarettchen rauchen, Tässchen Tee trinken, meditieren, vollkommen egal wie,
erst mal die Finger still halten.
Und wenn der Anfall Aktionismus vorbei ist einen guten Standort wählen,
gießen und düngen, das ganze Jahr einfach nur gießen und düngen.
Wobei der Dünger großzügiger verabreicht werden sollte.
Nichts schneiden, nichts spannen, nichts drahten.
Und im nächsten Jahr kann man dann anfangen
und auch hier wieder -Ruhe bewahren- nicht einfach den untersten Teil des Erde-Wurzel-Gemischs absägen,
sondern in klein-klein-Manier den Ballen auflockern und entwirren.
Weiter brauche ich erst gar nicht zu schreiben, denn wer wirklich die Ruhe und Geduld hatte so zu verfahren,
wird die weiteren Schritte ohne Schwierigkeiten gehen.
mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
Benutzeravatar
Bonsaifann
Beiträge: 92
Registriert: 11.04.2019, 19:56

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von Bonsaifann »

Hallo Dieter, hallo Achim, Danke für eure Antworten. Die Antworten sind für mich Gold wert... Wenn ich euch also richtig verstehe, dann ist die Kernaufgabe beim Aufbau eines sog. "Hochleistungswurzelballens", möglichst viele Wurzelhäärchen zu fördern. Das kriegt man hin, wenn man dickere (Pfahl)-Wurzeln beseitigt und solche Wurzeln, an denen keine Wurzelhäärchen zu erkennen sind, richtig?
Servus, der Dominik
Benutzeravatar
achim73
Moderator
Beiträge: 11488
Registriert: 30.07.2006, 00:53
Wohnort: bochum
Kontaktdaten:

Re: Hilfe mein Baum ist krank !

Beitrag von achim73 »

im prinzip ja, aber natürlich immer nur schrittweise. die feinen wurzelhaare hängen ja a dickeren wurzeln, die dann wiederum an noch dickeren sitzen. wenn du jetzt also einfach die dicken wurzeln wegschneidest, schneidest du damit automatisch auch einen großen teil der wurzelhaare weg. also vorsicht.
solche wurzeln, an denen keine wurzelhaare / helle spitzen erkennbar sind, sind abgestorben und sollten beim umtopfen entfernt werden. allerdings ist das manchmal etwas schwer zu sehen, im zweifelsfall lieber noch eine umtopfperiode dran lassen und dann nochmal schauen.
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
chinesische Weisheit
Antworten