Rohmaterial Acer campestre

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
Thro
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Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Thro »

Hallo werte Forumsmitglieder und Bonsaibegeisterte,

heute möchte ich euch kurz einen Neuzugang vorstellen. Ich bin da so durch die Baumschule geschlendert und bin nichts ahnend an diesem Feldahorn hängen geblieben. Zuerst dachte ich mir so, dass der Zustand ja nicht berauschend ist mit den ganzen Flechten drauf. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass darüber im Forum ja schon diskutiert wurde. Der Stammansatz sieht finde ich Recht gut aus, 10cm im Durchmesser. Insgesamt ist der Baum etwas über 2m. Aber immer noch skeptisch, ob ich es wagen sollte hab ich Mal vorsichtig nach dem Preis gefragt, und das hat mich fast umgehauen: 15€. Für diesen Brummer. Scheinbar wollte ihn aufgrund des ersten optischen Eindrucks niemand haben und die waren denke ich froh, dass jemand Interesse hatte. Wie ich dann festgestellt habe wuchsen auch schon starke Wurzel aus dem Topf. Also schnell eingesackt und ab nach Hause damit. Wie ich finde kann man mit der Reduktion auf einen Hauptstamm ganz gut anfangen, eine Verjüngung erkennt man in Bild 2 ja schon...

Falls sich hier jemand mit Ahnung findet gleich eine Frage hinterher: ich würde den Baum erstmal ankommen lassen und vorerst einmal mit etwas Dünger anfangen. Für weitere Maßnahmen scheint es mit zu spät bzw zu zeitig. Kann man denn dann im Spätsommer noch an einen Rückschnitt denken oder sollte ich im kommenden Frühling erst einmal mit der Wurzelarbeit beginnen?

Beste Grüße!
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Heiner B.
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Heiner B. »

Hallo Rüdiger,

gratuliere, der gefällt mir. Du könntest natürlich, statt einfach so zurückzuschneiden, erstmal eine Abmoosung an einer passenden Stelle starten. Das erfüllt gleich zwei Sachen: Du bekommst einen zweiten Baum umsonst und schneidest den gleichzeitig beim Abtrennen zurück :) . Außerdem kann sich der untere Teil bei dir eingewöhnen, bis du eine klare Vorstellung hast, was du mit dem bezüglich Wuchsform, Größe etc. anfangen möchtest.

Umtopfen kann man dann immer noch.
Liebe Grüße
Heiner
Thro
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Thro »

Bloß nicht, meine Frau schlägt mich, noche einen Baum Vertrag ich nicht :lol:
Michael 86
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Michael 86 »

Hallo

Also ich würde auch abmoosen und zwar direkt unten an der Basis.
Wurzeln scheinen zwar da, aber nur vereinzelt. Durch abmoosen bekommst du hoffentlich ein super Ansatz und hast dir das Umtopfen gespart. Dann aber erstmal nichts schneiden.
Grüße Michael :)
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ania
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von ania »

Basis-Abmoosung klingt gut, falls jetzt nicht gerade ein paar cm unter der Substratoberfläche das Hammer Nebari schlummert.

Oben würde ich langfristig 2 Stammfortführungen behalten, eine dicker eine dünner, und einen freien Besen gestalten.

Warum ist er so kahl? Schlechter Standort bisher? Zu wenig Wurzelraum? Irgendwo krank? Die Frage ist ob man was unternehmen sollte, oder ob eine Verbesserung der Pflege reicht. Wenn er zu wenig Wurzelraum hatte, evtl. größer topfen, warten bis er wuchert, und erst dann die weiteren Schritte überlegen/durchführen.
sauwoidman
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von sauwoidman »

Warum abmoosen? Ich würde erst einmal schauen, was sich unter der Erde noch so alles verbirgt. Aber als ganz Erstes würde ich den Baum mal auf Vordermann bringen, der sieht nicht wirklich gesund aus, ziemlich verkahlt und viele abgestorbene/nicht ausgetriebene Äste. Sprich, gut düngen, wässern, vollsonnig stellen und auf Schädlinge (Blatt-/Schildläuse) achten.
Im Spätsommer würde ich generell nichts Gröberes schneiden, da danach oft zu wenig Zeit für einen guten Austrieb bleibt. Wenn, dann im Früh-/Hochsommer (Juni bis spätestens Anfang/Mitte Juli) oder ansonstenerst zum/nach Blattfall im Herbst (Ende September, Oktober) wieder.
Bei diesem hier würde ich jetzt warten, bis der erste Austrieb gut ausgehärtet ist und dann einmal radikal kürzen, danach sollte er aus allen Löchern austreiben. Nächstes Frühjahr dann Umtopfen und Wurzeln richten, dann kannst du ja mal schauen, was für Möglichkeiten du hast.

MfG Reinhold!
aduecker
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von aduecker »

... wenn Du ihn abmoost, musst Du die Abmoosung ja nicht selbst behalten - kannst die ja für 15 Euro verkaufen :-D
Dann hat Dich der Baum im Endeffekt nix gekostet. *dance* ;)
… einen schönen Gruß ausm Remstal.
Andreas
hwolf
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von hwolf »

Da bin ich bei Reinhold!
Jetzt gut düngen, im Juni heftig runterschneiden. Dabei sehen, ob sich nicht zwei Seitenäste erhalten lassen, ich sehe da schon welche. Von den beiden Stammfortsätzen den dünneren behalten und so 30/40cm hoch abschneiden. Wundverschluss weil Stammaustriebe nötig.
Nächstes Jahr im Mausohrstadium richtig ordentlich umtopfen und sehen, was unten los ist. Dann wieder wachsen lassen. Ist doch ein toller Fund und ein Feldahorn packt das schon!

Und abmoosen? Um was zu erreichen? ein Jahr verschwenden, um einen geraden Stock zu erhalten? Den findest Du auch an jedem zweiten Wegesrand kostenlos zum Ausbuddeln.

Viel Spaß -
Heinrich
Heiner B.
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Heiner B. »

Hallo,

ich meinte auch eher relativ weit oben abmoosen und unten wachsen lassen. Würde den eventuell sogar nehmen, wenn die abgemooste Pflanze gut aussieht :lol: . Ich habe noch keinen Feldahorn :) . Dieses Jahr die Basis bzw. den unteren Teil auf jeden Fall erstmal treiben und Kraft tanken lassen.

Alles weitere ergibt sich dann von selber im nächsten Jahr, wenn du den über den Winter gebracht hast.

Ania, der wird deshalb noch relativ kahl sein, weil der ja nicht als Bonsai, sondern als Gartenbaum vorgezogen wurde.
Liebe Grüße
Heiner
Thro
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Thro »

Da ich . ich abmoosen keine Erfahrung habe würde ich es ersteinmal lassen. Ich werde es so machen wie es Heinrich vorgeschlagen hat. Es gibt überall noch winzige Austriebe am Stamm, die man mit einbeziehen kann. Ich hoffe, dass ich nochmal besser Bilder hinbekomme, da hier der Stamm nicht Recht zur Geltung kommt...aber ich denke, da gibt es schlechteres Material. Danke an alle für die Diskussion, ich halte euch auf dem laufenden!
Michael 86
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Michael 86 »

hwolf hat geschrieben: 04.05.2022, 10:03 Und abmoosen? Um was zu erreichen? ein Jahr verschwenden, um einen geraden Stock zu erhalten?
Um an der BASIS ein brauchbaren Wurzelansatz zu erreichen, ohne umzutopfen und den Baum zu schwächen und Zeit zu verlieren. In der Krone sehe ich dafür ebenfalls keinen Grund.
Im späten Sommer den ganzen Ballen weg schneiden und die beiden Hauptäste, wie von dir beschrieben kürzen.

Für mich macht es nicht den Eindruck, dass unter dem Substrat ein Traumnebari schlummert. Ich kann mich natürlich irren. Aber da kann man sich ja jetzt ruhig am Stammfuß max. 5-10cm Trichterförmig einarbeiten und nachschauen. Das schadet dem Baum sicher nicht für eine weitere Entscheidungsbeurteilung.
Wenn man eine negative Verjüngung feststellt, kann man eh aufhören tiefer zu suchen. Ich finde er hat oben schon sehr dicke Wurzeln.

Ich bin so an meinem Fächerahorn vorgegangen. Und es könnte nicht besser gelaufen sein
viewtopic.php?t=47316
Grüße Michael :)
sauwoidman
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von sauwoidman »

Es ist aber auch nicht fix, dass man nach einem Abmoosen ein Traumnebari hat. Es gibt zwar viele tolle Berichte hier, die zeigen, wie man nach dem Abmoosen einen perfekten bilderbuchmäßigen Wurzelkranz mit lauter gleichmäßig radial angeordneten Wurzeln bekommt, aber jene Fälle, bei denen man nur 1 oder 2 fette Stangen bekommt und sonst außer viel Kallus nix los ist, werden oftmals verschwiegen. Genauso wie die Fälle, in denen es aus verschiedensten Gründen gar nicht funktioniert hat und der Baum einfach eingeht. Man muss nicht immer alles sofort abmoosen, man kann auch mit anderen Techniken einen ansehnlichen Wurzelansatz hinbekommen.
Heiner B.
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Heiner B. »

Hallo,

das mit dem Abmoosen war nur ein Vorschlag, sonst nichts, ok? :? :roll: . Das kann man, muss man aber natürlich nicht machen.

Und das man nach dem Abmoosen nicht unbedingt ein tolles Nebari bekommt stimmt wohl. Ich hatte letztes Jahr 3 Bäume abgemoost und davon waren zwei, die ein halbwegs gutes und einer, der ein ziemlich gutes Nebari bekamen. Die sind auf jeden Fall alle mit der Zeit gut ausbaubar.

Selbst dieses Jahr moose ich zwei (oder eventuell sogar noch einen dritten) ab, da an einem eine extreme inverse Verjüngung (am Ansatz 2-3 cm auf gut 4 cm an der Abmoosstelle) nach dem Umtopfen sichtbar wurde, mit der man so gar nichts anfangen kann. Und ja, ich habe eine Schwäche für eher hoffnungslose Fälle :-D .

Beim Abmoosen kommt es natürlich auch darauf an, wie gut man die Stelle zum Abmoosen vorbereitet. Da kann ich nur den Thread von Rainer (mydear) empfehlen, der es wirklich sehr detailliert beschrieben hat: viewtopic.php?f=121&t=46411&hilit=abmoosen, wie man am besten dabei vorgeht.
Liebe Grüße
Heiner
Michael 86
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Michael 86 »

Heiner,

das ist doch alles nur eine Ideensammlung aus den eigenen Erfahrungen.
Ich würde wie vorgeschlagen stammnah freilegen und dann entscheiden. Wenn sich Thro anders entscheidet, ist das auch gut.
Andere haben schlechte Erfahrungen mit abmoosen oder stellen sich das so schwer vor. Hab auch schon nen Feldahorn Doppelstamm erfolglos abgemoost. Dieser sollte direkt unter der Stammteilung Wurzeln bilden. Hatte zuvor aber deutlich weiter oben immer schon Wurzeln an den einzelnen Stämmen gemacht. Da hat er dann vorzugsweise eben auch bei der Abmoosung Gas gegeben. War für den Baum sicherer zu überleben oder einfach der einfachere Weg, da die halbe Arbeit ja schon gemacht war. Ich weiß es nicht. Soviel zu Reinholds bedenken.
Es spricht ja auch nichts dagegen, oben die geraden Stecken abzumoosen. Muss halt der Besitzer wissen, ob er Potential sieht, es sich erst noch entwickeln muss, Zeit und Platz opfern möchte usw. Jeder Baum hat ja mal irgendwo als Sämling, Steckling oder Abmoosung begonnen.
Grüße Michael :)
Thro
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Re: Rohmaterial Acer campestre

Beitrag von Thro »

Jetzt ging es hier weiter. Ich habe den Baum aus seinem Topf geholt und vom alten Substrat befreit. Was für eine Überraschung (und leider ohne Bilder, da die Hände im Matsch gesteckt haben): der Stamm steckte noch weitere 15/20cm in der Erde. Was von außen nicht zu sehen war ist, dass sehr viel früher ein guter Teil des Baumes abgestorben sein muss. Denn unten weitet sich der Stamm nochmal massiv auf ca. 20cm auf und hat dort im Laufe der Jahre den allmählich wegmodernden alten Stamm uberwallt. Der Vergleich mit dem zweiten Bild oben lässt grob erahnen, was ich m one. Ich habe grob das faule Holz weg geknabbert, Wurzeln geordnet, leicht gekürzt und die beiden stämme weiter eingekurzt...Anschließend leicht erhöht wieder eingetopft aber noch nicht in der finalen höhe im Substrat, damit es nicht zu rabiat ist und sich ggf. Noch neue Wurzeln unten am Stamm bilden können.
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