Pleiten, Pech und Pannen

Schalenvorschläge, eigene Töpferversuche, Vorstellung und Besprechung eurer Schalen und Gefäße. Keine gewerblich getöpferten Schalen einstellen.
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zopf
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Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Nach einiger Zeit des Bonsai basteln
hat sich vielleicht das ein oder andere Bäumchen auf dem Regal eingestellt,
das jetzt auch mal eine ansprechenden Schale ansteht.
Man überprüft das Schalenlager, stöbert im Internet,
meist landet man bei einem Kompromiss und gibt sich damit zufrieden.
Wenn man dazu bedenkt wieviel Arbeit und Sorgfalt in so einem kleinen Bäumchen steckt,
ist es, für mich, doch recht verwunderlich,
das trotz der allgegenwärtigen PC´s, Laptop´s und Notebook´s
kaum einer Diese als Werkzeug benutzt. (wobei Sie im Nebenbei dafür gedacht sind)
Deshalb hier mal ein etwas anderer Weg.
Tasch-1.jpg
Tasch-1.jpg (175.07 KiB) 1201 mal betrachtet
Ein größerer Wacholder, die Schale im Brand komplett durchgerissen
und nur halbherzig mit EP geklebt. Nach 2 Wintern sicherheitshalber mit Panzertape gesichert.
Tasch-2.jpg
Tasch-2.jpg (129.87 KiB) 1201 mal betrachtet
Um später präziser arbeiten zu können, ist das Bild vektorisiert
damit ich die Schale (auch im Vektorformat) beliebig genau anpassen kann.
Tasch-3.jpg
Tasch-3.jpg (118.23 KiB) 1201 mal betrachtet
Hier eine Taschenschale mit Wolkenfüssen (persönliche Vorliebe)
die den groben Bereich der angestrebten Proportionen abbildet.
grüsse an die bewohner von melmac
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zopf
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Auf Grundlage des letzten Bildes folgen Variationen der Schalenproportionen
Tasch-4.jpg
Tasch-4.jpg (118.17 KiB) 1195 mal betrachtet
und eine Verfeinerung
Tasch-5.jpg
Tasch-5.jpg (79.28 KiB) 1195 mal betrachtet
Ein Virtual der gewählten Schale dient dann der Überprüfung.
Tasch-6.jpg
Tasch-6.jpg (118.42 KiB) 1195 mal betrachtet
So ein Virtual sollte dann eine gute Grundlage sein,
den Töpfer seines Vertrauens zu beauftragen.
Viel mehr als ein kleine Handskizze kann man von einem Töpfer nicht erwarten,
da der Aufwand recht hoch ist und Kunden nicht bereit sind dies zu bezahlen.

Ab hier eigentlich hauptsächlich für die "jungen" Töpfer

Mit diesen 2D-Daten erstelle ich ein 3D-Modell
Tasch-7.jpg
Tasch-7.jpg (30.36 KiB) 1195 mal betrachtet
um perspektivische Verzerrungen ausschließen zu können.
Tasch-8.jpg
Tasch-8.jpg (37.78 KiB) 1195 mal betrachtet
Tasch-9.jpg
Tasch-9.jpg (38.67 KiB) 1195 mal betrachtet
Wolkenfüße sollten nicht unbegrenzt in die Länge gezogen werden,
da Sie dann Ihren Charakter verlieren und anfangen seltsam auszusehen.
In der 3D Visualisierung kann man sich dann eine Vorstellung machen
was Größe und Platzierung angeht
grüsse an die bewohner von melmac
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zopf
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Und jetzt zum Titel "Pleiten,......"
Die erstellten Wolkenfüße wurden dann zum 3D-Drucker geschickt
(Ich weiß nicht wie man ein Video einstellt)
um eine Gipsform zu machen.
Der erste Druck war doch recht frustrierend,
da ich im 3D-Programm geschludert hatte.
IMG_20221215_104312.jpg
IMG_20221215_104312.jpg (84.27 KiB) 1189 mal betrachtet
Also noch mal neu konstruiert
IMG_20221215_104327.jpg
IMG_20221215_104327.jpg (87.4 KiB) 1189 mal betrachtet
Schon besser, noch nacharbeiten und ab zum Gipsen.
Leider haben sich der Druck und das Gips, trotz Trennmittel
unlösbar miteinander verbunden.
Also ab in die Tonne und neu drucken.
Das Entformen ging problemlos,
aber durch die ganzen Luftblasen war die Form unbrauchbar
IMG_20230106_121608.jpg
IMG_20230106_121608.jpg (103.84 KiB) 1185 mal betrachtet
Also ab in die Tonne
Mit einer "Vakuumkammer" und Vakuumpumpe
den nächsten Versuch gestartet, diesmal hat alles gepasst.
IMG_20230106_121617.jpg
IMG_20230106_121617.jpg (149.84 KiB) 1185 mal betrachtet
grüsse an die bewohner von melmac
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zopf
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Das hat alles gedauert und gedauert,
aber jetzt kann es losgehen,
endlich mit der Schale anfangen.
Schale getöpfert, einen Tag gewartet und rumgedreht,
damit die Schale auch Ihre Füßchen bekommt.
Ton in die Gipsform, im Backofen angetrocknet,
ein leichtes Klopfen zum Lösen des Ton´s
IMG_20230119_092055.jpg
IMG_20230119_092055.jpg (134.17 KiB) 1179 mal betrachtet
...das wars mit der Gipsform.
Dann eben weiter mit einfachen Füßen.
Langsam sehe ich wie der Schalenboden sich vom Rand trennt
und auch ein direktes Wenden der Schale lässt das Auseinanderreißen der Schale
nicht stoppen.
Nach fluchtartigem Verlassen des Kellers,
der tiefen Inhalation von 1-2 Zigaretten
und mehrmaligen Durchatmen
erfolgte dann die Faltung der Schale mit gleichzeitiger Entsorgung
in die Tonne.
IMG_20230119_092028.jpg
IMG_20230119_092028.jpg (128.1 KiB) 1179 mal betrachtet
Einem erfahrenen Töpfer wäre das wohl nicht passiert,
aber als Hobbybastler muss man halt da durch.

2 Tage später dann angefangen eine neue, aber viel flachere,Schale
mit einfachen Füßen zu töpfern.
IMG_20230127_105657.jpg
IMG_20230127_105657.jpg (124.37 KiB) 1179 mal betrachtet
Nach ein paar Stunden polieren, soweit erst mal zufrieden.

mfG Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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ania
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von ania »

Auch wenn das Endergebniss dem Entwurf nicht ähnlich sah, schöner Bericht und interessante Herangehensweise :-D
Darf ich fragen welches 3d-Programm du verwendest? Ich mache seit vielen Jahren 3d, auch beruflich, hab aber noch nie etwas gedruckt oder getöpfert, daher bitte ich um Nachsicht wenn dem Erfahrenen meine Fragen dumm erscheinen.
Gibt es einen Grund, den 3d-Plot für das Positiv zu verwenden, von diesem ein Gips-Negativ zu erstellen und dann erst den Ton? Könnte man nicht den 3d-Plot direkt für das Negativ verwenden und sich die Gipsform sparen? Oder klebt der Ton zu sehr am Kunststoff?
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espanna
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von espanna »

Hallo Dieter,

ich habe hier schon öfter gesehen und gelesen, dass du recht Technikaffin bist, aber 3D Drucker, Vakuumierer und co. hätte ich nicht erwartet. Chapeau.
Die Virtuals sind schon sehr eindrucksvoll, das kann ich definitiv nicht. Die dienen der Visualisierung und dem 3 D Druck, aber was hat es mit den Wänden auf sich? Druckst auch die gesamte Schale und machst eine Gipsform, oder baust du die Schale auf? (Langsam trennte sich der Schalenboden vom Wand….)

Auch „schön“ finde ich, dass du die Pleiten zeigst. Gehört wohl dazu, sich daran gewöhnen kann man wohl nicht.

Die von dir gezeigte Schale ist superschön gemacht, doch was bringt deine Meinung nach das polieren? Das habe ich auch öfter gemacht, sah „roh“ echt klasse aus, aber nach dem Hochbrand war davon nichts mehr zu sehen.
Irgendwo habe ich mal gelesen /aufgeschnappt / YouTube Video- Afrikanische Töpfer? , dass das „nur“ bis 900-1000-1100 ° was bringt. Deine Erfahrung würde mich sehr interessieren.

Ansonsten würde ich mich sehr freuen, wenn du die fertige Schale auch hier zeigst, bitte😉
Solange drücke ich auch alle Daumen dass die Schale gut trocknet, dass das Schrühen gut klappt (wenn du schrühst) und dass auch der Hochbrand gelingt *daumen_new*

Jetzt habe ich richtig Lust bekommen, bin dann mal kurz im Keller *undwech*
Gruß
László

"Wer arbeitet, macht Fehler."
Alfred Krupp
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von Hippo »

Salü Dieter,

Hübsche Doku.
Leider gab es zu meiner Zeit kein so neumodisches Druckerzeugs zu erschwinglichen Preisen. :lol:

Die gezeigte Schale sieht wunderbar aus, auch ohne Wolkenfüsschen.

Wenn ich Gipsmodels zu Füsschen gemacht habe, habe ich die Vaterform aus fettem Ton immer minimal pyramidal gearbeitet und dann in relativ flüssigen Gips eingegossen. Mit etwas Vibrieren gehen die Luftblasen in flüssigem Gips besser nach oben als in crèmigem Gips. (Mit crèmigem und plastischem Gips habe ich im Malerberuf oft gearbeitet, auch bei Stuckaturen.)
Dein Missgeschick mit der Wieder-Trennung von Wand und Boden hatte ich ansatzweise auch schon wenn ich die rundgedrehte Wandung auf einen strahlenförmig ausgewallten Boden auflegte.
Bei mir wars so, dass die Wandung rascher abtrocknen wollte als der Boden und der Boden eben andere Schrinkkräfte zeigte als die Wandung.
Dann habe ich, mit entsprechend grosser Drehplatte, die Bodenplatte separat gedreht und abgedreht und damit waren die Differenzen bei den Schrinkeigenschaften behoben. Natürlich muss man die Wandung mit Folie etwas langsamer trocknen lassen aber mit gedrehtem (statt ausgewalltem) Boden gibt es auch weniger allgemeinen Verzug. Das Ganze ist natürlich nur mit fettem, oder feinschamottiertem Ton möglich sonst muss man zu lange zwischen den einzelnen Schalen warten bis die Haut nachgewachsen ist.

Jedenfalls sind deine Bilder sehr aufschlussreich!

Gruss George
Grumpy old fat Kiboko.
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zopf
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Hallo
@ Ania
In meinem letzten Beitrag hatte ich geschrieben
das die neu getöpferte Schale flacher und ohne Wolkenfüße ist.
Da ich mit niedrig schamottiertem Ton arbeite,
hätte ein neuer Versuch einer höheren Schale vermutlich zum selben Resultat geführt.
Rhino 4 ist das verwendete Programm,
schon über 10 Jahre alt, aber für einen Anfänger wie mich, reichen die Möglichkeiten.
Zum Druck (hier FDM-Druck), da ein Druck schichtweise aufgebaut wird,
ergibt sich eine waagerechte Streifenbildung, wodurch er unbearbeitet
viel zu unsauber ist um ein Urmodell zu erzeugen.
Ein (bis jetzt) unbenutzter SLA-Drucker sollte diese Problem lösen,
aber mich wieder in eine neue Thematik einzuarbeiten erfordert viel Zeit und Energie.
Da Gips saugfähig ist, bildet sich eine Trennschicht zum Ton,
der eine Entformung ermöglicht, was bei einem Druck nicht gegeben ist.
grüsse an die bewohner von melmac
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Hallo
@ László
Die 3D-Visualisierung dient der genauen Anpassung einer Schale an den Verwendungszweck.
Wenn man (z.B.) die Schräge der Schalenwand nimmt,
ist Sie abhängig von der Höhe des zu pflanzenden Bäumchens.
Durch die perspektivische Verzerrung bei der Betrachtung,
kann ein zu klein gewählter Winkel senkrecht oder sogar nach innen laufend erscheinen.
Eine Urform zu drucken wäre aus Kosten und Zeitgründen (58er Schale nass)
kaum praktikabel, das wäre dann im CNC-Fräsen Bereich angesiedelt.
Die, geschätzt, 10-teilige Gipsform würde im Bereich 3000-4000€ liegen
und sich insofern nur für einen größeren Betrieb mit entsprechendem Verkaufsvolumen rentieren.
Von daher, Füßchen - Gipsform, Schale - Knochenjob.
Schalen für Wacholder poliere ich immer,
wobei der Effekt durch das Anspitzen mit Braunstein (vor dem Glattbrand)
wieder etwas verloren geht.
Den größten Effekt erzielt man mit Terra Sigillata,
was aber für unseren Verwendungszweck ungeeignet ist.
grüsse an die bewohner von melmac
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zopf
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von zopf »

Hallo
@ George
Vor der Verwendung eines Druckers habe ich auch versucht
Urmodelle der Wolkenfüsschen mit der Hand zu formen.
Allerdings hat mir die Qualität nicht zugesagt
und bin daher einen anderen Weg gegangen.
Einen Rütteltisch (vibrieren) zu bauen steht auf der Liste,
aber die Liste ist schon ellenlang,
von daher mal schauen was die Zeit so bringt.
Das Problem mit zu flüssigem Gips ist die Härte der Form,
je mehr Anmachwasser, je brüchiger - muss halt eben noch viel lernen.
Der Tip mit dem gedrehten Schalenboden ist interessant,
ich habe zwar keine Drehscheibe und bei der Schalengröße wäre es auch nicht praktikabel,
aber, in meinem Köpfchen rattert es schon, da muss es auch andere Wege geben.
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nemsi
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Re: Pleiten, Pech und Pannen

Beitrag von nemsi »

Hallo Dieter,

alles sehr interessant. Danke für die Einblicke. Ich arbeite bei den Wolkenfüßchen auch mit Abdruck. Jedoch nicht mit Gips. Ich mache die Füßchen aus Modelierpaste, die man bei 160 Grad im Ofen bäckt. Dann drücke ich sie in Ton/Porzellan. Diese Formen werden dann geschrüht bei 900 Grad. Dann wird Ton reingedrückt, die Füßchen fallen geradezu raus. Die Form kann gut gereinigt werden und wenn sie getrocknet ist auch wieder verwendet werden. Funktioniert genausogut wie mit Gips nur sind die Formen besser zu reinigen und brechen nicht so leicht.
Liebe Grüße
Robert

Bonsaifreunde Franken e. V.
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