Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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alho
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Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von alho »

Hallo!

Ich bin seit ein paar Tagen am Überlegen ob ich den großen mittleren Ast bei meinem Zitronenbäumchen (s. Bild) entfernen soll. Es ginge mir dabei nur um die Optik. Wie hättet ihr es gemacht? Hättet ihr ihn behalten oder entfernt?

Ich habe die Stelle, wo ich ihn absägen würde rot markiert. Wäre es die richtige Stelle oder soll ich etwas mehr zurücklassen?

Falls es eine Rolle spielt, dieser Ast wächst nicht aus dem rechten großen Ast heraus. Alle drei Äste wuchsen von Anfang an parallel nebeneinander (evtl. Polyembryonie). Ich habe das Bäumchen aus einem Kern gezogen, es ist etzt knapp 2 Jahre alt.

Bei dieser Gelegenheit würde ich gerne noch etwas fragen. Ich würde dieses Bäumchen am liebsten in diesem Topf weiter wohnen lassen und nur das Substrat alle paar Jahre auffrischen. Was sagt ihr zu so einer Idee? Sollte man die Wurzeln dabei immer etwas zurückschneiden? Und sollte ich auch den Wurzelballen von der Erde befreien oder lieber nicht? Ich weiß nicht wie gut ein Zitronnenbäumchen so etwas verkraften kann.

Ich danke euch im Voraus für Tipps!

LG
PS: ich bin ein Anfänger, bitte langsam sprechen und nicht schlagen :)
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mydear
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von mydear »

Wenn es mein Zitronenbäumchen wäre würde ich beide Äste bündig abschneiden/absägen und mit Wundknete (im Fachhandel zB Bonsaischule Enger siehe rechter Bildrand) abdecken. Für einen „Doppelstamm“ sieht es nicht gut aus, weil der Ast so stark absteht. Beide Stämme sollten direkt aus dem Wurzelansatz wachsen. Ist so eine japanische Regel, die fast immer zutrifft und eine Vater-Sohn-Beziehung repräsentiert.

Der Zitronenbaum ist wegen der großen Blätter nicht optimal als Bonsai. Es muss ja nicht immer Bonsai sein, auch für eine dekorative Kübelpflanze bietet er schönes Reifepotential. Die Pflege hast du gut im Griff, so satt grün wie die Blätter sind, Respekt.

Grüße
Rainer
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“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
alho
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von alho »

Vielen Dank Rainer für deine Tipps und den Vorschlag!

Wie ist es eigentlich mit dem Wurzelschnitt beim Auswechseln von Substrat? Kann so ein Zitronnenbäumchen so etwas gut verkraften? Sollte man den Wurzelballen auch von der Erde befreien und etwas zurückschneiden?
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mydear
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von mydear »

Das muss jeder für sich entscheiden. Ich mache beides. Gerade bei Jungpflanzen ist mir die Entwicklung des Wurzelansatzes sehr wichtig.

Grüße
Rainer
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sauwoidman
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von sauwoidman »

Hallo!

Zitronenbäume halten einen massiven Wurzelschnitt problemlos aus. Das ist Unkraut, das man beinahe nicht umbringen kann :wink: Auch das Auswaschen des Susbtrats macht ihnen nichts aus.
Das wichtigste ist nur, dass die Wurzeln nach dem Umtopfen (bzw. generell) nicht nass stehen, denn das mögen sie überhaupt nicht. Besonders nicht bei niedrigeren Temperaturen, dann fängt alles zu gammeln an.

Und mit den Ästen, die du abschneidest, kannst du wieder neue Babys heranziehen. Einfach die unteren Blätter entfernen und in den Boden stecken, die machen zu fast 100% wieder Wurzeln.

Und nur zur Ergänzung: Mit Polyembryonie haben die drei Äste nichts zu tun. Polyembryonie wäre, wenn aus einem einzelnen Samenkorn mehrere einzelne, unabhängige Keimlinge wachsen würden, quasi vergleichbar mit eineiigen Zwillingen beim Menschen. Die drei Äste an der selben Stelle können auch einfach nur eine Laune der Natur sein, eine Zellteilungsstörung beim Wachstum oder so etwas ähnliches. Das kann man bei unterschiedlichsten Baumarten manchmal beobachten.

Erlaube mir noch eine Frage: Wie überwinterst du den Kollegen, dass er so schön sattgrün strahlt? Der strotzt ja vor Gesundheit :lol:

MfG Reinhold!
alho
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von alho »

sauwoidman hat geschrieben: 19.03.2023, 09:03 Erlaube mir noch eine Frage: Wie überwinterst du den Kollegen, dass er so schön sattgrün strahlt? Der strotzt ja vor Gesundheit :lol:

MfG Reinhold!
Hallo Reinhold,

Vielen Dank für deine Tipps! Ich habe ihn einfach nur den ganzen Winter über auf der Fensterbank im Wohnzimmer stehen lassen. Nachts wird dort nicht geheizt, so dass Temperaturen an sehr kalten Tagen ganz gut runterfallen, das ist schon alles was er vom Winter mitbekommen hat. Man konnte aber deutlich erkennen, dass das Bäumchen den Wachstum eingestellt hatte... Die Kerne habe ich aus Zitronen vom türkischen Laden. Sie waren deutlich kleiner und "unschöner" als die, die sonst in deutschen Läden angeboten werden. Es stand auch drauf, dass sie aus Türkei kommen, und es war an einem Sommer. Dann habe ich das Bäumchen auch immer schön mit einem Zitrusdünger gedüngt. Sonst wüsste ich nicht was der Grund dafür sein könnte.

Habe heute zwei interessante Artikel gelesen, wo stand, dass man es meiden sollte die Primäräste zu kappen, weil es die Lebensdauer des Baums um das zwei bis dreifache reduziert. Und in meinem Fall würde ich sogar einen Ast abschneiden, der zusammen mit beiden anderen, ummantelt mit einer gemeinsamen Rinde aus den Wurzeln heraus entstand. Jetzt traue ich mich nicht mehr so richtig und überlege mir ihn vielleicht doch lieber zu behalten.
alho
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von alho »

hier sind diese beiden Artikel, falls sie jemand auch gerne lesen würde:
1.
https://www.baumpflegeportal.de/baumpfl ... umschnitt/
2.
https://www.baumpflegeportal.de/ihre-fr ... uemmelung/
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mydear
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von mydear »

Jeder hat seine eigenen Erfahrungen oder zumindest Quellen an die er sich hält. Letztlich liefert die Praxis vorzeigbare Resultate oder eben nicht.
Auch hier im Forum gibt es Befürworter wie Gegner des Wundverschlusses. Den Astschnitt setzen gelernte Gärtner nur bis zum Astkragen, nicht weiter. Bei Bonsai würde das ebenso häßliche wie dominante Schnittstellen ergeben. Aber auch hier ist es Ansichtssache. Jeder muss wissen wie weit er gehen will. In den letzten Jahrzehnten bin ich mit meinen Methoden gut gefahren und ein Onkel als gelernter Gärtner hat seine Methoden praktiziert. Leben und leben lassen, niemand soll überredet werden.

Deine Jungpflanze muss ja kein Bonsai werden. Als verzweigte Kübelpflanze sieht er bestimmt auch gut aus.

Grüße
Rainer
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Detlev
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von Detlev »

Das mit dem Gießen kann ich so unterschreiben.
Hätte meinen fast gekillt.
Habe gerade so die Kurve gekriegt
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ania
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von ania »

alho hat geschrieben: 19.03.2023, 22:54 Habe heute zwei interessante Artikel gelesen, wo stand, dass man es meiden sollte die Primäräste zu kappen, weil es die Lebensdauer des Baums um das zwei bis dreifache reduziert.
In dem Artikel war aber von jahrzehntealten Linden die Rede und nicht von einem 2jährigen Sämling. Lies dir den Artikel nochmal durch und überlege, warum die Argumente bei deinem Sämling irrelevant sind.

Wobei natürlich nichts dagegenspricht das als Kübelpflanze zu ziehen, wenn dein Gewissen keine Schnitte zulässt.
alho
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von alho »

ania hat geschrieben: 20.03.2023, 14:48
In dem Artikel war aber von jahrzehntealten Linden die Rede und nicht von einem 2jährigen Sämling. Lies dir den Artikel nochmal durch und überlege, warum die Argumente bei deinem Sämling irrelevant sind.

Wobei natürlich nichts dagegenspricht das als Kübelpflanze zu ziehen, wenn dein Gewissen keine Schnitte zulässt.
Ich bin kein Profi und kann natürlich etwas falsch verstehen oder übersehen, aber so wie ich den Artikel verstanden habe, werden bei einem Baumschnitt gewisse Prozesse in Gang gesetzt, und die müssten doch theoretisch mehr oder weniger alle Bäume betreffen. Der Unterschied könnte evtl darin liegen, dass manche Bäume empfindlicher darauf reagieren als andere. So stelle ich mir das zumindest als Laie vor. Korrigiert mich gerne, wenn ich falsch liege.

Mir macht eigentlich nur Sorgen, dass der Ast, den ich vorhatte abzuschneiden kein gewöhnlicher Ast ist, der aus einem anderen wächst, sondern scheinbar ein Primärast, der direkt mit den Wurzeln verbunden ist. Wenn ich ihn ganz unten absäge (den ganzen sichtbaren Bereich), wird er evtl., falls er tatsächlich noch weiter runter geht, teilweise oder ganz auch innendrin absterben. Versteht ihr, was ich meine? Ich kann mich leider nicht genau erinnern, ob alle drei Äste parallel zu einander entstanden sind oder nur die zwei großen. Jedenfalls waren mindestens zwei von denen mit einer gemeinsamen Rinde umgeben, das konnte man am Anfang noch deutlich erkennen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich versuche hier keinen von irgendetwas zu überzeugen, ich unterhalte mich nur mit euch und versuche nebenbei die ganze Sache zu verstehen. Vielleicht klappt es ja, und wenn nicht ist auch nicht schlimm :) dann lasse ich das Bäumchen so wie es ist.
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ania
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Re: Bitte um Hilfe bei der Entscheidung

Beitrag von ania »

Klar betreffen gewisse Prozesse alle Bäume (mit Unterschieden in den Details). Und ja, eine Linde wird anders reagieren als eine Zitrone. Aber darum gehts mir gar nicht.

Der wesentliche Punkt ist, dass es im Artikel um Kappung alter Bäume geht. Bei dir ist weder der Baum alt, noch der vorgesehene Schnitt eine Kappung (weder in deiner noch in Rainers Skizze). Komplett andere Situation.

Erstens, deine beiden Ästchen sind wahrscheinlich einfach gleichzeitig gewachsen (sylleptisch), und nicht nach einer Winterruhe aus einer Überwinterungsknospe. Deswegen sehen sie aus wie Zwillinge. Ich denke nicht dass das mit dem Embryo zu tun hat.

Zweitens, zum Artikel über die Lindenkappungen:
Vorab, ich finde das einen guten und plausiblen Artikel, nur eben nicht für den hier vorliegenden zukünftigen Bonsai anwendbar.

Im Artikel ist von Kappungen großer Bäume die Rede. Diese Wunden sind 10-20cm oder mehr im Durchmesser und werden nie überwallen, d.h. da finden bis ans Lebensende des Baumes Pilzattacken statt, bei waagrechten Wunden Feuchtigkeit, Fäulnis, und die Spechte bleiben auch nicht untätig. Der Baum schottet das innerhalb des Holzes ab, aber die Attacken dauern an und die Abschottung wird mit der Zeit angegriffen.
Die Wunde deiner Zitrone sollte innerhalb weniger Jahre überwallen. Abschotten tuts innerhalb der ersten paar Wochen, innerhalb des Holzes, das siehst du nicht. Überwallen siehst du, das ist dieser "Wulst" der drüberwächst. Sobald es überwallt ist, können die meisten Pilze und Mikroben drinnen nicht mehr überleben da ihnen die Luft- und Feuchtigkeitszufuhr abgeschnitten ist. Selbst wenn es nicht überwallt, die Wunde ist senkrecht und klein, das wird nie lange feucht bleiben.

Die Standfestigkeit der großen Bäume leidet, wenn der Stamm nach unten innen weggammelt.
So hier haben wir einen fingerdicken Sämling. Standfestigkeit ist gar kein Thema, es gibt keine schweren Äste die runterbrechen könnten. Es wird solche Äste nicht geben, solang er auf deiner Fensterbank Platz hat.

Die Astanbindung bei großen Bäumen leidet, weil die Äste nicht ab dem ersten Jahresring keilförmig über die komplette Stammdicke verzahnt sind, sondern nur ganz außen über die letzten dünnen Jahresringe. Das spielt ne Rolle wenn da ein dicker und schwerer Ast wächst, der nur ganz außen an 2-3 Jahresringen verzahnt ist, klar ist der instabil, bei einem Sturm kann er runterkommen.
Für deinen Sämling ist das sowas von egal. In 5 Jahren wird es keinen Unterschied machen ob der Neuwuchs mit dem ersten oder dem zweiten Jahresring verzahnt. Außerdem willst du ja an der Stelle nichtmal Neuwuchs, sondern willst ihn weiter oben weiter verzweigen wenn ich das richtig verstehe.

Im Artikel wird impliziert, aber vielleicht nicht ganz deutlich ausgeführt (weil es für die Baumpfleger eigentlich klar sein sollte) dass statt einer Kappung ein Absetzen auf einen Nebenast die bessere Alternative ist. "Primäräste erhalten" steht im Wundverschluss-Artikel. Dann wird die Apikaldominanz nicht umgangen (der Nebenast sendet weiterhin Auxin nach unten) und es entstehen an der Schnittstelle nicht zig neue Äste, sondern der Nebenast übernimmt die Hormonelle Unterdrückung der Sprosse, der Baum wächst "ruhig" weiter.
Bei dir, du machst ja nichtmal ne Kappung sondern entfernst einen Nebenast.

Komplett andere Situation? Oder wo hast du noch Zweifel? Wir können da gern diskutieren, mit fundierten Argumenten lasse ich mich sogar überzeugen.

Auch eine "richtige" Kappung macht bei Bonsai manchmal Sinn, sieh dir mal Rainers oder Hainers Besen-Themen an. Aber merke: stelle dich nie bei Sturm unter einen gekappten Besen, ein Ast könnte runterbrechen und dir ein Haar krümmen.
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