Ficus Microcarpa - faules Nebari

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Parvifolia
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Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Parvifolia »

Hallo Bonsaifreunde!
Ich lebe in der Nähe von Innsbruck (Tirol) und beschäftige mich seit knapp einem Jahr mit dem Thema Bonsai.

Einer meiner ersten Bonsais ist ein Ficus Microcarpa (wie man ihn bei Hofer/Aldi kaufen kann). Nur ist mir heute ein Problem aufgefallen:
Teile des Nebaris sind verfault, wie man auf den Fotos erkennen kann. Er wurde seit dem Kauf nicht umgetopft und steht in einem erdigen Substrat (Kokoshumus?). Ich gieße ihn immer sobald das Substrat deutlich trocken ist (je nach Jahreszeit alle 3-5 Tage). Sonst geht es ihm gut und er ist momentan wieder fleißig beim Austreiben.

Ich würde ihn daher jetzt umtopfen und alle verfaulten Stellen entfernen. Dazu habe ich ein paar Fraagen:
Wenn ich die verfaulten Stellen entferne, wird das Nebari wahrscheinlich sehr unansehnlich, wie sollte ich hier am besten vorgehen?
Sollte ich die so entstanden Wunden mit einer Wundpaste versiegeln?
Als Substrat hätte ich die Indoor-Mischung aus dem Thread "Erdmischungen aus dem Baumarkt/Gartencenter - Weitere Tipps von Nils" ( Kokosfasern, Seramis, Quarzkies 1:1:1) verwendet. Was haltet ihr davon oder könnt ihr mir ein anderes nicht all zu teures Substrat aus meiner Umgebung empfehlen?

Vielen Dank für eure Hilfe schon im Voraus!
LG aus Tirol
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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

so was kommt leider vor.
raus aus dem substrat, in dem der baum steht und in ein durchlässigeres substrat setzen,
akadama hält fast schon zu gut die feuchtigkeit für derlei problemstellen
besser wäre was sehr luftdurchlässiges ("modernes " substrat), zumindest um die faulstellen herum.
vor dem wieder einsetzen alles modrige entfernen - sieht evtl. grausig aus, machs trotzdem -
dann nicht zu nass halten und schauen, was der baum dir anbietet.

ich hab ein paar kandidaten mit dem problem und bin ständig am improvisieren von wegen faulstellen eindämmen,
wenn das nicht geht versuche ich die fehlstellen in die gestaltung zu integrieren
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

zum thema substratmischung
5 teile geschredderter blähton
3 teile feiner rindenmulch (6-8mm) -unbedingt sieben, staub raus, dass nix verschlammen kann - oder kokohum
2 teile katzenstreu (NICHT !!! klumpend) zum feuchtigkeit binden
da drauf brauchst du "für hübsch" aber eine optisch ansprechende abdeckschicht
und ... das substrat trocknet ziemlich fix ab, da ist also engmaschige kontrolle geboten,
würde aber das feuchtigkeitsproblem an den faulstellen verringern.
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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Stefan72
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Stefan72 »

Hallo,
Dein Ficus kann nur aus dem gesunden Kambium / Holz neu austreiben und Wurzeln bilden. Das heißt: Alles was braun ist und weich muss weg. Wenn Du wegen der Optik hier zu zaghaft bis, wandert das Problem mit. Gesundes Gewebe erkennst Du daran, dass am Rand zwischen Holz und Rinde ein hellgrüner Bereich ist (Kambium). Es kann sein, dass Du den Baum auch tiefer einpflanzen musst. Die ausgeschnittenen Bereiche sollten gut 4 cm oder mehr im Substrat stehen. Und: Wenn er durchkommen sollte, ist dieses und nächstes Jahr nur Pflege und Erholung angesagt. Sparsam gießen - dafür öfter.
Freundliche Grüße, Stefan

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist in das Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
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ania
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von ania »

Zeig doch mal den ganzen Baum. Ist er sonst gesund? Vielleicht ließe sich an einer optisch ansprechenden Stelle abmoosen anstatt unten zu wildern, da scheint ja mehr als eine Wurzel faul.

Hat der Topf ein Wasserabzugsloch? Wird Wasser aus dem Untersetzer abgegossen nach dem Gießen? Stellst du den Baum im Sommer in die Sonne nach draußen? Wird gedüngt?

Beim Substrat ist Ficus nicht so heikel, es sollte nur eher körnig als pampig sein (sieben!) und sowohl organischen als auch mineralischen (porösen) Anteil enthalten. Quarzkies ist nicht sinnvoll weil es nicht porös ist, nimmt Platz weg und speichert weder Wasser noch Luft noch Nährstoffe. Alles andere genannte wird passen.
Heiner B.
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Heiner B. »

Hallo,

sofern es sich um einen "normalen" Ficus Ginseng handelt, sind die Edelreiser des Ficus microcarpa einfach nur aufgepfropft. Den Bildern der Wurzeln nach zu urteilen, dürfte es sich jedenfalls darum handeln.

Abmossen bietet sich daher nicht an, da die Stellen, an denen die Edelreiser gepfropft wurden, häufig schlecht ausgeführt sind und dann auch sehr empfindlich auf das Abmoosen reagieren würden. Ich hatte in einem anderen Thread diesbezüglich schon mal darüber geschrieben. Das Gleiche wurde aber auch schon von vielen anderen hier im Forum erwähnt. Wenn die meisten der Wurzeln abgestorben sind, die Edelreiser jedoch noch leben, würde ich diese eher als Stecklinge in lockerem Substrat ziehen.

Sofern ein guter Teil der Wurzel noch aktiv ist, dann könnte man rein aus der Wurzel einen Steckling machen und hoffen, das diese eigene Wurzeln bildet und oben mit dem Originallaub austreibt. Die Ficus Ginseng-Wurzeln sind ja eigentlich Speicherwurzeln und erinnern nur von der Form her an Ginseng. Man müsste die Wurzel also durchschneiden, damit die inverse Verjüngung der Wurzel verschwindet. Also ein ziemlich massiver Eingriff und daher auch eher nur für Fortgeschrittene geeignet.

Ich hatte mir letztes Jahr so einen Ficus Ginseng als Schlangen-"Dingens" gekauft (damals für knapp 25 € bei Aldi-Süd und 40-50 cm groß), die Wurzeln von Erde befreit, nach der zweiten Biegung kurz hinter einem Edelreis (die unteren 3 Edelreiser waren erstaunlich gut gepfropft) radikal abgesägt und den Schnitt mit Knete und selbstklebender Alufolie versorgt. Die Wunde fängt inzwischen an zu überwallen und das Bäumchen treibt aus "allen Löchern", inklusive Originallaub aus dem Stamm. Das Nebari sieht inzwischen auch relativ gut aus.

Das jetzt austreibende Originallaub werde ich mit der Zeit entfernen, damit es noch zur Kräftigung des Bäumchens beitragen kann.

Beim oberen Teil habe ich alle Edelreiser entfernt und als Stecklinge gezogen. Zwei davon sind durchgekommen und fangen jetzt nach dem ersten vorsichtigen Umtopfen an auszutreiben. Die anderen waren als Stecklinge teilweise zu groß und/oder in Wasser versucht zu bewurzeln, was jedoch nich klappte.
Liebe Grüße
Heiner
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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

kannst du mal bilder vom gesamten baum einstellen ... bitte ...
dann stochern wir weniger im nebel herum :)
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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Parvifolia
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Parvifolia »

Hallo,
erstmal vielen Dank für die vielen Tipps! :-D
Tschuldigung, dass ich erst jetzt antworte, aber irgendwie wurden mir eure Nachrichten nicht angezeigt und ich dachte schon warum mir keiner antwortet. 😅

Hier sind die Fotos vom ganzen Baum:
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Dateianhänge
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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

ok, ein veredelter ficus-bonsai ...

egal welchen weg du gehen willst, hol ihn erst mal aus der pampe raus,
die ist mit schuld an den maroden wurzeln, weil sie die feuchtigkeit zu lange hält
gib ihm ein anständiges substrat und ggf eine etwas größere schale, da drin dann gut fixieren, der ist relativ hoch.
ansonsten wie oben beschrieben ALLES faulige raus und schauen, was dir der baum anbietet,
dann schön entspannt weiter machen - ficus ist hart im nehmen, das wird schon.
wenns geht evtl in der frostfreien zeit rausstellen, das tut denen gut, mach ich mit meinen auch.
(vorsicht sonnenbrand, am anfang halbschattig stellen)
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
Heiner B.
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Heiner B. »

Hallo,

genau so einen ähnlichen hatte ich beim Aldi bekommen und mehr oder weniger direkt nach dem Kauf wie oben bereits geschrieben bearbeitet. Deiner sieht soweit recht gut aus, aber wie Du ja schriebst, fangen die Wurzeln an zu faulen. Dies liegt zum Einen meistens daran, das die Originalschalen, in denen die verkauft werden, häufig keine Abzugslöcher haben und damit Staunässe und eben faulende Wurzeln entstehen. Zum Anderen ist die Erde meist eine dicke Pampe oder reiner Torf, was wieder auf Staunässe hinauslaufen kann.

Der Wurzelansatz sieht eigentlich recht gut aus, durch die faulen Wurzeln ist dieser natürlich ein wenig mitgenommen. Am besten ist jetzt umtopfen in einen größeren Topf mit lockerem Substrat aus z.B. Bims, Blähtonbruch und ein wenig Humus, also "Blumenerde". Es gibt auch Bonsaierden, aber die meisten davon sind ihr Geld nicht wert. Schau dich mal beim Sponsor des Forums (rechts oben in der Ecke) um, dort findest du alles mögliche zum Thema Bonsai in ziemlich guter Qualität.

Wenn du umtopfst, dann die faulen Wurzeln radikal bis ins lebende Gewebe zurückschneiden und das Bäumchen erstmal tiefer wie der Wurzelansatz eintopfen (siehe angehängtes Bild, etwa hellgrüne Linie):
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Den rot markierten Trieb kannst Du übrigens erstmal ruhig dranlassen, aber später entfernen, wenn die Wurzeln sich wieder erholt haben. Es handelt sich dabei um einen Originaltrieb der Unterlage mit anderen Bättern und größeren Internodien. Wenn Du den dranlässt unterstützt er die Erholung des Baumes. Nach dem Abschneiden einfach in Wasser oder einen Topf mit Erde stecken und als Steckling ziehen.

Die von mir eingezeichnete dunkelgrüne Linie ist übrigens der Schnitt, an dem ich meinen Ficus (s.o. :) ) gekappt hatte. Für so ein Vorgehen braucht man aber ein paar Werkzeuge, das würde aber auch nicht eilen. Vor allem, da Dein Baum durch die kaputten Wurzeln zur Zeit geschwächt ist. Hier viewtopic.php?p=622149#p622149 siehst du übrigens 2 Bilder meines Ficus.

Wenn du den umtopfst und die Wurzeln bis ins gesunde Gewebe zurückschneidest, sollten an diesen Stellen innerhalb einiger Wochen (ähnlich einer Abmoosung) neue Wurzeln austreiben und damit den Baum stabilisieren. Das funktioniert aber nur, wenn Du den dann erstmal tief genug einpflanzt. Nächstes Jahr kannst du den dann wieder höher eintopfen. Die Wurzeln sollten sich bis dahin erholt haben.

Zur Sicherheit würde ich auf jeden Fall ein paar der oberen Edelreiser als Stecklinge schneiden. Dazu bieten sich Äste an, die entweder auf gleicher Höhe wachsen oder z.B. andere Äste kreuzen bzw. nach innen wachsen. Die Stecklinge sollten so zwischen 7 bis 15 cm lang sein und die unteren Blätter sollte man entfernen, damit diese nicht in der Erde faulen können. Bewurzelungshormon braucht man bei Ficus nicht unbedingt, der bewurzelt in der Regel recht gut ohne.

Anschließend nach dem Umtopfen bzw. dem Stecken der Stecklinge nicht zuviel gießen, aber vorallem nie austrocken lassen. Man kann auch eine durchsichtige Tüte überstülpen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Dann muss man aber immer wieder gut lüften, um Schimmelbildung zu vermeiden. Viel Glück und Erfolg.
Liebe Grüße
Heiner
Parvifolia
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von Parvifolia »

Nochmal Danke für die Tipps!
Morgen werd ich mich dann ans Umtopfen machen und versuchen eire Ratschläge bestmöglich umzusetzen.
dax100
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von dax100 »

Hallo Parvifolia
Bei deinem Ficus geht es um Wurzelbildung und vielleicht ums überleben, das der obenrum noch so gut aussieht wundert mich schon etwas, denn die faulen Stellen der Wurzeln sind mindestens an 2 Seiten und sehen nicht gerade klein aus, das muß erstmal weg.
Du hast schon einige brauchbare Tipps bekommen, auf eine Vermehrung durch Stecklinge würde ich verzichten, für eine schnelle Wurzelbildung benötigst du jedes Blatt und jeden Trieb in der Krone.
Den Tipp, den Ficus in der frostfreien Zeit rausstellen,... würde ich so auch nicht unbedingt nachgehen, da sollte es schon etwas wärmer sein.
Zuletzt geändert von dax100 am 17.04.2023, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.
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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

dax100 hat geschrieben: 16.04.2023, 09:23 ......
Den Tipp, den Ficus in der frostfreien Zeit rausstellen,... würde ich so auch nicht unbedingt nachgehen, da sollte es schon etwas wärmer sein.
ok, um das zu präzisieren

nicht unter +10°C, dann stagniert das wachstum
unter 5° C wirds kritisch mit dem überleben
ab 15° C geht dann allerdings die post ab

wohlgemerkt ... mindesttemperaturen, nächtens!
aber das wissen hab ich mal vorausgesetzt - wenn schon ein ficus ins haus kommt :wink:
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von dax100 »

@baeumchen Danke Frank,..das hört sich gut an.
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baeumchen
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Re: Ficus Microcarpa - faules Nebari

Beitrag von baeumchen »

dax100 hat geschrieben: 17.04.2023, 08:48 @baeumchen Danke Frank,..das hört sich gut an.
:lol:
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