Tipps für Geldbaum Erstschnitt

[G_Easy]

Hallo liebe erfahrene Bonsaifreunde,

Ich habe einen (bzw 2) Geldbäume geschenkt bekommen. Sie müssen dringend geschnitten werden. Sie sind so nach oben geschossen dass sie umzukippen drohen... Mir schwebt eine bonsaiartige Gestaltung vor, am liebsten eher so Richtung Hochstamm. Allerdings bin ich total unsicher was hier noch geht. Die beiden Kandidaten sind jetzt doch schon recht hoch und irgendwie unschön gewachsen.

Meine Idee: die (zu) großen Blätter unten am stamm entfernen um den stamm zu betonen. Weiter oben durch Beschneidung über die Zeit mehr verzweigung erreichen und eine "Krone" aufbauen.
[b] Ich bin für wirklich jeden Tipp und jede Meinung dankbar! [/b]

Ich danke euch!!!

[Stefan72]

Hallo Heiko,

was Deine Unsicherheit angeht, "was hier noch geht", kannst Du beruhigt sein: Es geht noch alles.... Es ist eher die Frage, was schon geht. Geldbäume (Crassula ovata) wachsen eher grob und nicht so fein wie z.B. Jadebäume (Portulacaria afra); diese wären viel geeigneter als Bonsaiaspiranten. Wenn Du eine bonsaiartige Gestaltung anstrebst (was immer das ist...), dann wirst Du bis auf weiteres eher erst einmal Masse und Höhe aufbauen müssen. Das würde sich so zu erreichen lassen, dass Du die beiden Stämmchen trennst und ihnen je einen eigenen Topf mit durchlässigem Substrat gönnst (Substrattipps findest Du zu hauf in der Suchfunktion). Dabei wäre es förderlich, wenn die Töpfe nicht zu groß sind, denn Geldbäume stehen gerne eng. Wenn das Wachstum stagniert, wäre der nächstgrößere Topf dran und das dann immer so weiter für die nächsten 10 Jahre.
Ich würde die Stämmchen jetzt jeweils um die Hälfte einkürzen und die Abschnitte ein paar Tage abtrockenen lassen. Dann kannst Du die auch einpflanzen und hast 4 Möglichkeiten zu weiteren Planungen. Der Schnitt sollte 2-3 mm über einer Blattverzweigung erfolgen oder über einem Stammring. Blätter entfernen würde ich keine. Die fallen von selbst, wenn der Baum sie nicht mehr braucht.

Parallel könntest Du Dir auch einen Jadebaum anschaffen und schauen, was besser kommt. Die Pflege ist nahezu gleich.

Anregungen:
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viewtopic.php?t=20152

[G_Easy]

Hallo Stefan,

ich danke dir herzlich für deine Antwort!
Das jemand über "bonsaiartige Gestaltung" stolpert war mir fast klar :-)
Ich meinte damit, das Bäumchen anders zu gestalten als wie zB im angehängten Bild. So wie so ein Baum halt in gefühlt jedem 2. Haushalt steht.
Wobei das auch schön ist! Deshalb werde ich einen wachsen lassen.

Mein Plan:
Ich werde die Bäumchen trennen. Einen kürze ich so radikal ein wie du es geraten hast, also wirklich in der Mitte ab. Tut mir jetzt schon weh :-) Und dann gebe ich ihm Zeit, wie du es sagst.
Ableger zu machen hatte ich eh vor, auch aus den kleinen Trieben die da inkl. Wurzel schon unten am Stamm kommen. Die müssen ja vermutlich eh weg.
Frage: Es macht keinen Sinn Ableger oderden eingekürtzen gleich mit wenig Erde in eine Bonsaischale zu pflanzen, sondern eher "normaler" Topf?
Den Zweiten werde ich nicht so radikal angehen, sondern eher wachsen lassen und vielleicht etwas steuern durch oben Verzweigung anregen.

Ideen / Meinungen dazu?
Vielen Dank!

[Stefan72]

[....] Frage: Es macht keinen Sinn Ableger oderden eingekürtzen gleich mit wenig Erde in eine Bonsaischale zu pflanzen, sondern eher "normaler" Topf? [....]

Ich würde das Bewurzeln mit einem tieferen Topf beginnen und später dann, wenn es um einen flachen Wurzelteller gehen soll, anfangen die tiefe des Pflanzgefäße zu reduzieren. Im jetzigen Stadium Deiner Bemühungen wäre es das Ziel, schnell an Dicke und Verzweigung zu gewinnen, das geht in einem tieferen Gefäß besser; zumal die Steckelinge dann auch sicherer stehen. Einfach mal ausprobieren.

Apropos ausprobieren: Bei Geldbäumen kannst Du auch ganze, schon verzweigte Äste zum Bewurzeln bringen. Da überholst Du locker 5 Jahre und hast schon fast einen kleinen Baum.

[Tofufee]

Wieviel du abschneidest hängt davon ab, wie groß die Pflanzen am Ende werden sollen.
Ich hänge dir unten mal 2 Bilder von meinen Greldbäumen an, der eine ca. 45cm hoch, der andere ca. 18cm.

Ich würde dir empfehlen, die Pflanzen baldmöglichst ins Freie und so sonnig wie möglich zu stellen. Sie lieben Wärme und Sonne! Dann wachsen sie gut und werden kräftig und kompakt. Auf deinen Fotos wirken die Pflanzen lang und dünn, was vom Lichtmangel im Winter bei gleichzeitiger warmer Haltung kommen könnte. Daher lieber kühl und hell überwintern als im geheizten Raum. Allerdings darf die Pflanze absolut keinen Frost abbekommen, dann ist sie hin. Also auf Spätfröste Ende Mai/Anfang Juni achten und im Herbst rechtzeitig vor dem ersten Frost ins kühle Winterquartier holen.

die größere, ca. 25-30 Jahre

Crassula1_2021-01e.jpg (142.48 KiB) 1395 mal betrachtet

die kleinere, ca. 13 Jahre

Crassula3_2019-01e.jpg (154.14 KiB) 1395 mal betrachtet

Viel Freude mit deinen Geldbäumen!

[G_Easy]

Ich danke euch beiden für die Antworten!

Das sind wunderschöne Exemplare die du da gezeigt hast Tofufee.
Vielleicht wird damit auch klarerer was ich meinte als ich schrieb "bonsaiartige Gestaltung" wenn man die mit meinem letzten Bild vergleicht.
Was den Standort angeht, danke für die Tipps. Ich schaue was sich tun lässt, ist bei mir aber etwas schwierig.

Noch eine Frage: Der eine Stamm hat bereits 2 so kleine Seitentriebe an denen schon Wurzeln wachsen. Prädestiniert für Ableger schätze ich, aber macht es auch Sinn die dran zu lassen? Ich bin nicht sicher wie die sich weiter entwickeln werden. Es sind ja irgendwie keine normalen Seitentriebe?!

Danke euch!!

[Heiner B.]

Hallo,

die Wurzeln an solchen Seitentrieben sind nur dafür da, das falls der Ast mal abbricht dieser sofort anwachsen kann. Also ganz normal und kann man erstmal ignorieren. Stecklinge, die Du irgendwo von der Pflanze abschneidest oder brichst, brauchen ein wenig länger, bis sie bewurzeln.

Du könntest auch die Pflanze bis kurz über diese kleinen Äste zurückschneiden und den abgeschnittenen Teil als Steckling einpflanzen und dann aus diesen jetzt noch kleinen Ästchen einen Baum aufbauen. Dauert vielleicht ein wenig länger, dafür bildet sich direkt eine bessere Verjüngung und die Pflanze wird nicht ganz so kopflastig, da die Blätter ja doch recht schwer sind.

[G_Easy]

Danke Heiner für deine Erklärung.
Deinen Vorschlag verstehe ich nicht ganz. Direkt oberhalb der kleinen Seitentriebe abschneiden würde einen sehr kümmerlichen Rest stehen lassen. Kannst du es noch mal anders beschreiben?

Danke!

[achim73]

der kümmerliche rest wird irgendwann zur basis für einen neuen baum. bonsai hat viel mit der fähigkeit zu tun, sich das ergebnis einer zukünftigen entwicklung vorstellen zu können und nicht das unmittelbare ergebnis einer maßnahme.

darüber hinaus war teil des ratschlages, dass man den abgeschnittenen teil weiter gestaltet, wenn ich es richtig verstanden habe.
normalerweise geht das nicht, man muss erst durch eine abmoosung neue wurzel an der abtrennungsstelle erzeugen, aber bei sukkulenten könnte es funktionieren.

[Heiner B.]

Hallo,

natürlich nicht sofort weiter gestalten. Der müsste als Steckling erstmal neue Wurzeln bekommen und das dauert eine Weile, ist aber bei Crassula kein Problem. Bei Crassula muss auch nicht abgemoost werden. Auch recht dicke Stämme von mehreren cm Durchmesser bewurzeln als Stecklinge ohne Probleme, sogar einzelne Blätter wurzeln und treiben wieder aus. Da ist Crassula und viele andere Sukkulenten wirklich ziemlich krass drauf .

Und bei diesem "kümmerlichen" Rest müssten auch die im Moment noch kleinen Ästchen erst wieder wachsen, sich verzweigen und immer wieder zurückgeschnitten werden. Rainer (mydear) hatte zuletzt eine Ulme gezeigt, die er sozusagen "geköpft" hatte, auch diese treibt wieder aus und bildet an der Schnittstelle aus dem Kambium viele kleine Knospen. Ist zwar nicht ganz mit einer Crassula zu vergleichen, da Crassula nur aus den schlafenden Knospen wieder austreibt die irgendwann mal angelegt wurden und nicht aus Knospen, die aus dem Kambium entstehen, ist also nur als Beispiel zu verstehen, was Pflanzen so alles hinbekommen.

Bonsai hat viel mit Zeit und Geduld zu tun und, wie Achim schrieb, mit der Vorstellungskraft sich den Baum in mehreren Jahren oder Jahrzehnten vor sich zu sehen und ihn dann in diese Richtung zu entwickeln.

[G_Easy]

So liebe Leute Leute. Ich hatte heute endlich Zeit und Muße und bin radikal zur Sache gegangen. Irgendwie wuchsen die 2 Exemplare ja eh nicht schön. Ich denke auch eine "natürlichere" Form wie in meinem letzten Bild hätte sich nicht eingestellt ohne Schnitt.
Nun habe ich 2 deutlich gekürzte Pflanzen in 2 Töpfen und hoffe sie wachsen schön weiter. Da werde ich dann eine Krone aufbauen nach und nach.

Außerdem habe ich 2 Ableger (siehe Fotos), die hoffentlich Wurzeln schlagen und dann sind es gleich auch schon gute Starter wie ich finde. Geduld hin oder her, es ist ja toll nicht bei 0 zu starten. Wobei ich ein paar Blätter auch wurzeln lasse


Ein schönes Pfingst-Wochenende allerseits!!

PS: Dass der Umgang mit Bonsais Geduld erfordert und mit Vorstellungskraft zu tun hat, das weiß ich natürlich. Und aber eben ja auch mit Erfahrung und deshalb hab ich mir hier gerne euren Rat geholt. VIelen Dank dafür.

[Heiner B.]

Hallo,

achte nur darauf, dass du nicht zuviel wässerst. Bei den meisten Sukkulenten kann dies einen schnellen Tod durch Staunässe bedeuten, da die Wurzeln der Sukkulenten im Vergleich zu den meisten anderen Pflanzen empfindlicher auf Staunässe reagieren. Sukkulenten wachsen ja meist in eher ariden Gebieten.

Und wenn du Blätter der Crassula zum Wurzeln bringen möchtest, dann breche die Blätter so vom Stamm ab, das der Stängel der Blattes komplett erhalten bleibt. Also z.B. vorsichtig ein paarmal auf- und abbewegen, bevor du das Blatt nahe am Stamm abtrennst. Wenn es geklappt hat, dann ist die Bruchstelle eher trocken und es tritt keine Flüssigkeit aus. Du kannst dann auch fast die kleine Knospe erkennen, die sich am Blattstängel befindet. Ist aber winzig, mehr oder weniger nur ein heller grüner Punkt. Aber erwarte keine Wunder, bis sich aus einem Crassulablatt eine große Pflanze gebildet hat dauert nochmal ein Weile länger, als bei einem Steckling.

Hier mal ein Beispiel, wie das aussehen sollte:

Crassulablatt.jpg (66 KiB) 1089 mal betrachtet

[G_Easy]

Hall Heiner,

danke für die Hinweise. Dass eine Sukkulente nicht viel Wasser braucht ist mir natürlich klar.
Die Blätter habe ich bereits abgebrochen, aber instinktiv genau so wie du es beschreibst. Schaun wir mal.
Interessanter sind ja die Stecklinge, weil dort schon einiges an Material dran ist. Ich hoffe die wurzeln wirklich aus und wachsen dann weiter. Dann hätte ich sofort 2 Pflanzen die auch jetzt schon auf der Fensterbank nett aussehen.

Viele Grüße!

[Eva Warthemann]

Hallo Heiko!
Ich habe auch so einige Crassulas bei mir herum stehen. Unter anderem auch einen Crassula Urwald. Bei den Stämmen ist einer dabei den ich nicht mehr mit zwei Händen umfassen kann. Heute wurde ein Großteil der zu lang gewordenen Äste gekürzt . Jetzt sieht er so aus.
Liebe Grüße
Eva Warthemann

[G_Easy]

Ich wollte euch gerne ein kleines Update geben!

Das Beschneiden war ein voller Erfolg. Die beiden Stämmchen haben gut ausgetrieben. Hier mache ich natürlich erstmal nichts und lasse sie schön wachsen.

Die anderen beiden abgeschnitten oberen Teile haben toll Wurzeln geschlagen und sind angewachsen. Siehe Fotos.
Eine vielleicht sogar grundsätzliche Frage: Es treiben ja gerne 2 oder mehr Triebe aus der gleichen Stelle aus. Nun überlege ich, einen direkt abzunehmen, damit die Wunde möglichst klein bleibt und die Energie eher in den anderen geht. Auf Fotos von Crassulas die mir gut gefallen, ist so weit unten wenn überhaupt nur ein Trieb.
Würdet ihr irgendwie pflegend tätig werden oder denkt ihr es ist besser einfach erstmal wachsen zu lassen?

Danke euch habe ich nun statt 2 sehr unschönen und sterbenden 4 gesunde und schön (werdende) Pflänzchen.

Gruß und danke euch!